Mit dem Snowboard über schneebedeckte Flächen flitzen – unabhängig von Piste oder Lift? Egal ob auf dem Berg, einem gefrorenen See oder einer Wiese? Hört sich lässig an. Grund genug für ein Date mit einem Kite!

Ohne Schnee nix los. Ohne Wind aber auch. Also muss man beim Snowkiten schon doppelt Glück haben. Anfang Dezember gleicht der Versuch einem Lotteriespiel. Und der Föhn zieht auch noch den Joker und frisst kurz davor viel von der weißen November-Unterlage. Geht es nach Tirol oder doch ins Salzburger Land? Die Zeit drängt – den Snowkite-Versuch mache ich nämlich nicht nur für bergseensucht, sondern in erster Linie für das SHAPE Magazin (Ausgabe kommt am 1.2.2017). Also eine offizielle Mission. Einen gefrorenen See findet man jetzt auch noch nicht, weder der Achensee noch der Zeller See (auf beiden gibt es spezielle Snowkiteflächen) sind vor Januar befahrbar.

Nachdem sich die empfohlenen Herrschaften von Born2Kite am Nößlachjoch nicht melden und scheinbar kein Interesse an einer Zusammenarbeit haben, muss ein schneller Plan B her. Die Rettung? Der Tourismusverband in Obertauern und Florian Schmaldienst, Chef der HangOn Snowkiteschule. Zwar ist sein Snowkite-Anfängerareal auch noch nicht befahrbar (zu wenig Schnee, zu viele Latschen), aber irgendwo im Gebiet kriegen wird das schon hin. Genau diese Einstellung gefällt mir. Gut, dann starte ich halt hochalpin. Irgendwo wird’s scho a geeignetes Platzerl geben. Quer durch das halbe Skigebiet arbeiten wir uns vor und landen auf einem zugefrorenen See über 2000m… Lässige Location – ganz klar. Aber die Rechnung geht halt nur auf, wenn noch jemand mitzieht. Mister Wind. Und der zickte echt ganz schön… Also musste ein Plan C her. Weitersuchen war angesagt.

Ich war noch nie in Obertauern. Deswegen hab ich den freien Nachmittag (wegen Windstille) auch genutzt, um mich umzusehen. Zu Fuß einmal komplett von vorne bis hinten durch den Ort, rauf zum luxuriösen Seekarhaus und wieder retour. Oarsch kalt und sau eisig – aber so schee wars! Nett habt’s es! Und dann gabs da noch ein ernstes Gespräch mit Frau Holle – ich will einfach an gscheidn Winter mit Unmengen Powder! Scheinbar war die Ansage deutlich genug…

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Ich weiß wo du wohnst! Die Frau Holle hat halt echt ein 4* Designhotel in Obertauern…

Aus Karma-Gründen hab ich mich für eine Nacht im Hotel Kristall einquartiert. Nomen est Omen und so. Diamanten sind uninteressant, Schneekristalle will ich! Klein, fein und sehr nett – kann ich wirklich nur empfehlen! Die Sauna ging sich leider zeit- und arbeitstechnisch nicht mehr aus, aber geschlafen hab ich wunderbar. Und das Frühstücksbuffet war großartig. Als Zugabe natürlich mit Blick auf die Berge…

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Was ich aber schon verraten kann: die Snowkite-Basics. Neben dem eigene Snowboard (oder Skiausrüstung) natürlich einen Kite und ein Trapez. Nein, nix mit Zirkusnummer, das ist eine Art Hüftgurt zum reinsteigen, in dem die Bar (quasi die Lenkstange) mit den Leinen eingehängt wird. Es soll ja super schnell zu lernen sein, wenn man bereits sicher im Schnee unterwegs ist. Auf Ski. Mit dem Snowboard dauert es ungefähr doppelt so lange. Super Aussichten…

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Könnte am zugefrorenen, hochalpinen See das Experiment Snowkiten aufgegangen sein?

Ich will noch nicht zu viel verraten – wie’s war, ob ich’s geschafft hab und wo ich im Endeffekt gelandet bin, gibt’s ab 1.2.2017 in der SHAPE & danach als Update hier am Blog.

Das UPDATE ist DAAAAAA 😉

Der Wind, der Wind… nachdem auch im hochalpinen Gelände nur dreimal ein laues Lüftchen vorbei gesaust ist und mir ganze zwei Schirm-Steuer-Versuche gegönnt hat, muss Plan C her. Wir haben im Endeffekt ja mehr gewartet als gekitet. Aber, was tut man nicht alles für eine Story.

Erstmal zurück zum Steuern. Den Schirm musste ich als Anfänger zum Glück ja sowieso nicht selbst in die Luft bringen. Florian macht das erstmal und sorgt dafür, dass der Schirm halbrechts vor mir in die Luft geht. Im Gedanken stelle ich mir das Windfenster aus der Theorie vor. Mittig passiert nichts mit dem Kite, nur jeweils ein Viertel rechts und Links. Der Wind muss übrigens immer von hinten (Luv) kommen. Nun zieh ich mit der linken Hand den Schirm über die Mitte auf die halblinke Seite und setze mich durch diesen Schwenk in Bewegung. Danach wäre es der Plan, den Kite wieder auf die andere Seite (eine Wiegebewegung) zu lenken um noch mehr Geschwindigkeit aufzunehmen. Wäre. Zack, verkantet und unsanft den Boden geküsste. Das kann ja heiter werden. Aufstehen mit dem Trapez – anstrengender als ohne. Zum Glück nimmt das Trapez, in dem ich in die Leinen des Kites eingehängt bin, den Zug von den Armen – sonst würde man nach ein paar Minuten schon völlig KO sein. Auch das sich auf den Schirm zu konzentrieren und nicht wie sonst die ganze Zeit in die Fahrtrichtung zu schauen… super ungewohnt und übungsbedürftig. Aber irgendwie macht es trotzdem Spaß.

Deswegen entscheiden wir uns für Plan C: Flo verkürzt die 20 Meter Leinen des Schirms, so dass ein Skate-Schirm entsteht. Der fliegt auch mit fast keinem Wind, da reicht es, wenn man mit dem Board bergab fährt. Also geht’s ab auf die Piste. Nicht ganz ungefährlich wg. Sessellift und eigentlich auch nicht erlaubt. Aber wir finden einen Platz, es wenigstens kurz auszuprobieren. Klappt beim ersten Mal direkt – für mindestens gefühlte 200 Meter (wahrscheinlich eher 50…). GEIL! Schirm einsammeln, Trapez aushängen und nochmal mit dem Lift nach oben. Blut geleckt. Genauso fix dreht es mich beim zweiten Mal aber  – und knalle volle Kante auf die Piste. Doch keine so gute Idee, wenn man die Steuerung einfach noch nicht drauf hat.

Das wars dann auch schon mit dem Experiment. Ein kurzer Erfrischungsstopp bei der Hochalm (verdient) und dann gehts quer durch das Skigebiet wieder retour. Passend zum Sonnenuntergang… das Tal liegt schon längst im Schatten.

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Es muß nicht immer schneller, höher, weiter, krasser sein. Die Zukunft: Profis wie Florian gehen „Freeride snowkiten“, sind also im alpinen Gelände unterwegs. Tourengeher packen den Kite ein, steigen bis über die Baumgrenze auf und nutzen dann den Wind als Antrieb. Auch eine super interessante Geschichte… des wird bei mir aber noch „tauern“…

Danke für deine Geduld, lieber Florian. Beim nächsten Mal wird’s sicher entspannter 😉 Wer Snowkiten ausprobieren möchte, ist bei der HANG ON Snowkiteschule in Obertauern perfekt aufgehoben. Außerdem: ein herzliches Dankeschön für die kurzfristige und unkomplizierte Unterstützung an Simone Rettensteiner vom TVB Obertauern!