Mich zieht es oft alleine raus, um am Berg neue Kraft zu tanken und den Kopf frei zu blasen. Aber ist das wirklich so schlau? Grund genug bei einer Expertin, Ski-Bergsteigerin Tamara Lunger, nachzufragen…

Ich war schon immer viel alleine unterwegs – nicht nur Jobbedingt. Bevor ich auf einen Urlaub, einen Kurz-Trip oder Ausflug verzichtet hätte, nur weil keiner Zeit hatte mitzukommen, bin ich ohne Begleitung los. Egal wohin die Reise führte. Auf unbekannte Kontinente oder in fremde Täler. Sommer wie Winter. Klar, Trips in Gesellschaft – mit Freunden – machen Spaß. Vielleicht sogar etwas mehr, weil man Erlebnisse teilen kann. Aber nur alleine lernt man. Mit sich selbst aus- und ins Reine zukommen. Sich komplett auf sich selbst verlassen zu können ist essentiell. Man lernt über sich selbst. Wissen, was geht und wo Ehrgeiz einem gefährlich werden könnte.

Gerade am Berg hat so ein #mountainscape viele Vor- aber auch Nachteile. Keiner jammert oder fragt wie weit es denn noch ist. Aber falls ich meine Ausrüstung nicht komplett gepackt habe, ist auch keiner da, der mir aushelfen kann. Aus solchen Fehlern lernt man. Schnell. Die Route plane ich meist grob vor – aber alleine hab ich die Möglichkeit, auch einfach mal zu erweitern oder abzukürzen. Oder ganz wo anders lang zu gehen. Keine langen Pausen machen zu müssen. An meine Grenze gehen, wenn ich will. Das Tempo nicht anpassen zu müssen und nur auf die eigene körperliche Tagesverfassung zu hören. Egal ob 3 oder 8 Stunden lang. Ganz ohne Zeitdruck. Keine Gespräche. Nur Gehen, Sehen und Fühlen. Das schönste Gefühl ist für mich übrigens nicht unbedingt der Gipfel, sondern danach zufrieden und müde an den Tag zurück denken zu können.

Manche Routen und Wege eignen sich perfekt, um nachzudenken. Oder mal die Gedanken zu ordnen. Lösungen zu finden oder einfach die Stimmen im Kopf auszuschalten. Neue Kraft zu tanken. Sich physisch zu verausgaben, wenn man psychisch nicht weiter weiß. Um danach stärker zurück zu kommen. Bei anderen wäre es fatal, sich nicht komplett auf den Berg zu konzentrieren.

Eine, die sich auch oft alleine in den Bergen aufhält, ist Tamara Lunger . Warum genau Sie mir ein paar Fragen beantworten soll? Sie ist dort aufgewachsen (1986 in Bozen geboren) und hat 2014 als zweite Frau Italiens in der Geschichte des Alpinismus den K2 bestiegen. Ohne Sauerstoff. Ein Profi. 

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Tamara vertraut auf The North Face

Ein Gespräch über Vorbereitung und Fehler, die nicht passieren sollten. Und erstaunlich vielen Parallelen…

Wie bereitet man sich richtig auf eine Tour vor? 

Tamara Lunger: Wichtigste Checks vorher sind Wetter, Ausrüstung, Verpflegung, evtl. Karte. Manchmal bin ich vielleicht eher kein sehr gutes Beispiel für diese Frage, weil ich sehr oft spontan irgendwo starte und dann einfach von Kreuzung zu Kreuzung entscheide, wo mich meine Beine hintragen dürfen. Es gibt mir das Gefühl von Freiheit, inneren Frieden und tiefster Zufriedenheit, wenn ich jetzt noch nicht sagen kann, wo ich in zwei Stunden bin. Dadurch kann man auch bei uns manchmal noch richtige Abenteuer erleben und das finde ich fantastisch!

Auf was sollten alle, die gerne allein am Berg normale Tages-Touren/Mehrtagestouren machen, besonders acht geben? 

Tamara Lunger: Genügend Wasser, Erste Hilfe Set, eine wasserdichte Goretex Jacke/Hose, Telefon und ganz wichtig: man sollte Wanderkarten lesen können.

Bist du selbst oft alleine unterwegs, wenn keine Expedition o.ä. ansteht? 

Tamara Lunger: Ja, weil ich nicht immer jemanden finde, der Zeit hat, mit mir zu trainieren. Manchmal finde ich es auch einfach befreiend und angenehm, wenn man nicht reden muss und Zeit mit und für sich selbst hat. Dabei kann ich viel nachdenken, und mich in meinem individuellen Tempo auspowern…;)

Was macht für dich den Reiz eines Solo-Hikes aus? 

Tamara Lunger: Ich bin dann einfach ganz bei mir, muss auf niemanden Rücksicht nehmen und kann mein eigenes Tempo gehen/laufen.

Gibt es Dinge, die man vermeiden sollte? 

Tamara Lunger: Übermut tut selten gut, also lieber nichts zu Schwieriges angehen, wenn man schon alleine beim Gedanken daran nervös wird. Lieber eine Tour in Angriff nehmen, auf der man sich wohl fühlt, dann hat man auch Spaß dabei.

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Beim Workout trägt Tamara die TNF Mountain Athletics Collection

Fit für ihre Touren hält sich Tamara übrigens mit den Mountain Athletics Trainings von The North Face. Im Moment ist sie auch am Berg unterwegs. Auf 5320 Metern. Wo sonst… Berg heil!

Mit der richtigen Ausrüstung ist also nichts gegen eine Tour allein einzuwenden. Es mag nicht für jeden/jede empfehlenswert sein. Aber ist auf jedenfall Wert, ausprobiert zu werden! Go for it!

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Ende September, allein unterwegs im Rofan. Endlich mit Aussicht… –> Blick auf die Hochiss 2299m, Streichkopf & Dalfazer Wände

P.S. auf meinem Instagram-Account gibts von allen „Allein am Berg“-Touren Fotos… #bergseensucht #solohike