Die Feiertage verbringe ich immer in Bad Goisern – do kimm i her, do ghear i hi. Bei meiner Familie. In Zeiten wie diesen ist Sicherheitsgefühl das beste Geschenk. Da gibt’s das, wofür man sonst auf Berge steigt, schon im Tal… Eine Liebeserklärung #dahoamisdahoam

Eingebettet zwischen Ramsaugebirge mit Kalmberg (Bild oben) und Ewige Wand, Predigstuhl und Sarstein. Vorne wacht der Krippenstein samt König Dachstein über uns und den Hallstättersee. Steh ich am Balkon, hab ich alle im Blick. Uns Goiserern wird nachgesagt, dass wir ‚geschädlat‘ sind – und ja. Des stimmt. Zumindest manchmal. A bissl Eigen. Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt hab, wird fast alles dafür getan, um es zu verwirklichen. Und wenn es im Endeffekt doch nicht hinhaut, ist die Enttäuschung umso größer. Das ist aber alles egal, weil zu Weihnachten gibt’s nix anderes, als dahoam. Egal wo auf der Welt ich kurz davor noch rumgegondelt bin – spätestens am Abend des 23.12 wird in Goisern angetreten. Auch wenn es 6 Stunden statt der üblichen 2 dauert – da ist mir sogar der A8-Stau egal.

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Blick zum Krippenstoa und den Dachstein Gletscher

Ich freue mich auf 4 Tage, an denen alles kann aber nichts muss. Gut, Tradition ist Tradition deswegen weiß ich auch genau, dass am 24.12 wie immer nachmittags vor der Bescherung Bratwürschtl mit Sauerkraut und Erdäpfl am Tisch in unserer Bauernstube stehen. Und die gesamte Familie am Tisch sitzt. Alle. Oma und Opa. Onkel, Tante, Cousin, Hund plus Katze. Und das es richtig Stress gibt, wenn einer zu spät zum Essen erscheint. Spätestens nach dem ersten Würschtl ist des aber wieder Wurscht. Es sind die einfachen Dinge. Ein echter Baum mit echten Kerzen. Ein Kachelofen, an dem ich mich regelmäßig brenne, weil er so glüht damit keiner friert. Hausgemachte Kekse, 25 Sorten Minimum. Die Besten, eh kloar! Das mit dem Karpfen am 25.12 hat sich nie wirklich durchgesetzt, der wird vom Truthahn abgelöst. Beim Schweinsbraten hab ich traditionell am 26.12 schon immer gestreikt, aber war mit Semmelknödel, Soß und Krautsalat glücklich. Und bin es noch immer. Dafür kommen übrigens wieder alle zusammen. Ich kann und will mir gar nicht vorstellen, wie es sein wird, falls in den nächsten Jahren ein Platz am Tisch leer bleibt…

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Wenn die Sunn den Sarstoa kitzlt…

Neben dem ganzen Essen ist es schon praktisch, einfach aus der Haustür rauszufallen und in jede Richtung auf einen Berg rauf zu können. Oder nur für einen langen Spaziergang raus in den Wald oder an der Traunallee entlang – obwohl es dort grad traurig ausschaut. Warum man so viele alte Kastanien umschneiden muss, frag ich mich echt. Natürlich ist’s auch zum Snowboarden bei uns lässig. Je nach Schneelage bin ich super gerne in Gosau unterwegs, zum powdern am Krippenstoa oder am Loser. Als Kind auf Skiern waren die zum Teil wüdn Waldbahnln allerdings noch mehr Gaudi als jetzt. Des Altwerden is scho a bissl Oarsch. Aber die letzten paar Jahre ging eh nix – da kam der Schnee erst danach. Im Moment schaut’s allerdings wenigstens für die Gosau ganz gut aus, da geht sicher was!

Kalmberg und Goiserer Hütte oder auf den Predigstuhl und das neue Holzkreuz anschaun? Vorgenommen hab ich mir wenigstens einen der beiden. Je nach Wetter. Zuletzt war ich da als Kind oben.  Beim Indianer (so schaut der Kalmberg von der Seite aus).Gscheid lang her. Und deswegen ein Weihnachtswunsch. Das mit dem Schenken ist sowieso so eine Sache. Zeit ist mein Geschenk – und das ist viel mehr Wert als irgendwelche anderen Dinge. Klar, über die Jahresvignette von Oma & Opa, die jedes Jahr unterm Baum liegt, freu ich mich. Und Sie sich. Damit ich auch jederzeit heimkommen kann und es wirklich auch mache. Hat all die Jahre gut geklappt. Denn immer wenn ich im Auto sitze, denke ich automatisch daran. Außerdem heißt es bei uns: wir schenken uns nix und irgendwie hält sich keiner dran. Auch typisch. Sogar die Mama sabotiert die Vereinbarung und hat mir ihr Geschenk an mich schon verraten…

Warum ich das hier alles erzähle? Eine Seelen-Striptease hinlege? Keine Ahnung, vielleicht weil dieses Jahr eins der schlimmsten seit langem war. Für mich. Für viele meiner Freunde. Ein echtes Scheiß-Jahr. Oarschpartie. Psychisch ermüdend und physisch nicht minder anstrengend. Traurig, Gestresst, Angespannt, Ratlos. Eins hat mir immer geholfen: Berge und Seen. Und aus dieser Situation heraus entstand auch der Blog. Bergseensucht. Es ist okay, nicht immer gut drauf zu sein. Es ist eben nicht immer alles happy go lucky. Hinter einem breitem Lächeln versteckt sich ab und an auch das Gegenteil. Jeder sagt immer, es geht im gut – aber so richtig glücklich ist kaum einer. Die Hauptsache ist aber, dass man sich in solchen Zeiten zu helfen weiß. Auffi auf’n Berg. Ein Solohike wirkt Wunder. Mein SOS-Programm, wenn ich nicht weiter weiß. Ein Schmerzmittel ohne Nebenwirkungen. 

Ich wünsche DIR, lieber bergseensuchti, schöne und erholsame Feiertage – ein friedliches Weihnachtsfest. Würde mich freuen, wenn der ein oder andere hier ein paar Worte ins Gipfelbuch schreibt, wo sein #dahoam ist. Egal ob gebürtig oder einfach mit dem Herzen zu Hause. Und jetzt bin ich raus und mach mich auf den Weg in die Heimat. Damit ich danach auch erzählen kann, welcher Gipfel es geworden ist…