Klein und fein, besonders nachhaltig, luxuriös oder einzigartig. bergseensucht präsentiert ausgewählte Verstecke und persönliche Sehnsuchtsorte. Kraftplatzerl No.2: das HUBIRD im Navistal, Tirol.

Es gibt sie noch, diese besonderen Plätze, an denen das Herz sofort schneller schlägt. Rückzugsorte. An denen man sich direkt geborgen fühlt, durchatmen und Kraft tanken kann. Die mit Leidenschaft betrieben werden und dies auch direkt spürbar wird. Hideaways. Tief im Tal der Liebe – in Navis – befindet sich so ein Kraftort, das HUBIRD. 

Tal der Liebe? Ja, dieser Ort im Herzen Tirols, bei Matrei im Osten des Wipptals, wird von den Einheimischen so bezeichnet. Zum Namen gibt es zwei Theorien. Nach dem 2. Weltkrieg kamen viele Bettler aus der Stadt in die Täler. In Navis waren die Bauern sehr großzügig und so kam das Tal zu diesem schönen Namen. Es gab im Navistal seit jeher aber auch schon immer viele ledige Kinder, was ja auch irgendwie mit Liebe zu tun hat und so wurde es zum „Tal der Liebe“. Beides denkbar. Aber dann wäre da noch eine dritte Erklärung – die mich beim entdecken direkt sprachlos gemacht hat. Aber mehr dazu später…

Nur 35 Minuten von Innsbruck entfernt scheint es, als wäre in dem 10 km langen Tal die Zeit etwas stehen geblieben. Nicht einmal 2000 Einwohner, der Bus fährt zweimal am Tag und nur nach vorherigem Anruf, wo man mitgenommen werden möchte. Zwei Strassen. Unterweg und Oberweg. Unberührte Natur, Bergbauernhöfe, Almen, Ruhe. Navis ist ein echter Geheimtipp und perfekt für Ski-, Splitboard-, oder Schneeschuhtouren im Winter, Wandern und Biken im Sommer oder um einfach abzuschalten – egal zu welcher Jahreszeit.Der Ortsname leitet sich von “nav” (fließen) bzw. vom lateinischen “in abisso” (in der Schlucht) ab, ein Hinweis auf das enge steile Tal. Das Klammjoch (2.359m) und der Lizumer Reckner (2.886m) begrenzen es.

Die Besonderheit: um ins HUBIRD zu kommen, muss man aufsteigen. 500 Meter. Kein Problem. Bei Sicht – aber ich hatte Glück und wurde standesgemäß mit einem fetten White-Out begrüsst. Da dauerts dann a bissl länger. Dicke Schneeflocken klatschen mir ins Gesicht, gefühlte 2 Meter Sicht, Orientierung null – aber da ist dieser Geruch nach Rauch, wie er für alte, holzbefeuerte Öfen typisch ist. Ich verlasse mich auf meinen Instinkt und stapfe los…

Oben auf 1600m angekommen werde ich von Tyler, Anna und dem schokoladenbraunen Labrador Bosse herzlich begrüsst. Genauso warm wie der Empfang ist das Gefühl – angekommen. Boots aus, Hausschuhe an. Es duftet nach Kaffee und Früchtetee. An dieser Stelle ein Shout-Out und Danke an meinen alten Freund Alex (checkt seinen Blog ridewhatever.com), der mich auf dieses besondere Projekt aufmerksam gemacht hat. Es ist mir eine Ehre, zu den ersten Gästen zu gehören – an diesem Wochenende sind sonst nur Family & Friends im HUBIRD. Und weil es so an diesem Ort so wunderbar ist, wurden bei mir aus geplanten zwei Tagen direkt drei. 

Aber zurück zum Thema. Aus dem alten Gasthof Hubertus aus den 70er Jahren entsteht seit letzten Oktober in liebevoller Arbeit und mit viel Herzblut, Schweiß und persönlichen Einsatz ein Schmuckstück. Aus dem seit Jahren leerstehenden Hubertus wird HUBIRD. Wer luxuriöse Ausstattung sucht, ist hier verkehrt. Um das geht es hier nicht und das ist auch gut so. Denn: Back to Basics kann so schön sein. Sich auf das zu besinnen, was wirklich zählt und wichtig ist. Reduziert und trotzdem fehlt es an nichts. Der wahre Luxus ist die Location. Ein echtes Kraftplatzerl. Hoch über dem Tal, auf der Sonnenseite. Weit weg von allem. In der Stube wartet eine gemütliche Sitzecke neben dem Ofen und ein langer Esstisch – alles aus Holz. Alt meets Neu. Upcycling. Der bemalten Bauernschrank verwahrt wahrscheinlich seit Jahrzehnten Gläsern, Teller und Tassen. Was sofort auffällt: die ungewöhnlich großen Fenster, die tagsüber sicher den Blick auf ein atemberaubendes Bergpanorama freigeben. Darauf bin ich gespannt.

Draussen tobt noch immer der Schneesturm. Drinnen knistert das Feuer. Aber die Flocken werden bereits kleiner und gegen Abend beruhigt sich das Wetter. Zum ersten Mal sehe ich Berge – was der Nebel vom Tal freigibt bevor die Dunkelheit die Umgebung wieder verschluckt.

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Im ersten Stock befinden sich die Zimmer. Fünf an der Zahl. Mit eigenem, kleinen Holz-Ofen und Waschbecken, wie es früher so üblich war. Toilette und Dusche seperat. Wie daheim. Insgesamt finden 17 Leute hier Platz (ab Mai dann mit dem Untergeschoss insgesamt 24). Unterschiedlich große Zimmer, mit Einzelbett (Yellow Submarine), Doppel (Tal der Liebe)- Dreier (Tree House & Sunrise T-Bar) oder 6 Betten (White Room). Zwei der Zimmer haben Zugang zum großen, sonnigen Balkon. Die Liebe zum Detail spiegelt sich auch hier wieder. In jedem der Zimmer warten Wärmflaschen, falls die Kälte nachts doch unter die Decke kriecht. Das Feuer brennt ja nicht ewig. Mein zuhause für die Nacht: das gemütliche Tree House mit Zugang zum Balkon. Eine Eule aus Holz wacht über mich. Sie findet sich auch im Gemeindewappen von Navis wieder. Hier schläft es sich gut – garantiert!

Die große Küche kann mitbenutzt werden, wenn man sich selbst verpflegen möchte. Muss man aber nicht. Am langen Tisch zusammensitzen, essen, ratschen. Abends werde ich mit Buttermilk Chicken, Ofenkartoffeln, Kraut- sowie Rote Beete Salat mit Mandelsplittern, Feta und Rucola verwöhnt. Ein Traum. Auch das Frühstück läßt keine Wünsche offen – Eier, Käse, Wurst, Brot, Semmeln, Marmelade, Müsli, frisches Obst… Tee und Kaffee, Säfte. Frisch, Lokal und Bio. Luxus für 8,50 Euro. Mit dieser Grundlage meistert man jede anstehende Tour. Und das beste: man fällt von der Tür aus praktisch ins Gelände. Anschnallen und los. Die besten Tipps zu Routen und Hütten-Einkehrmöglichkeiten liefert natürlich auch die HUBIRD-Crew. Dazu gibt es sogar früh morgens noch eines, was auffällt: überall lächelnde Gesichter. Auch dafür ist das Tal der Liebe zuständig, wie magisch zieht es selbst Morgenmuffeln die Mundwinkel nach oben. Hier kann man gar nicht anders. 

Nach dem Schneefall erwartet mich am nächsten Morgen der erste richtige Blick auf das Berg-Panorama. Kurz nach halb sieben. Vom Balkon aus. Die Luft ist kalt und klar. Aus dem Naviser Tal kriecht der Nebel nach oben und löst sich langsam auf. Später wird sich die Sonne durchkämpfen, ganz sicher. Das gibt den Blick einerseits auf die Tuxer Alpen und bis zum Serles (2717m) frei. Perfekte Bedingungen für eine kleine Tour zur Naviser Hütte (1782m) auf der anderen Seite des Tals. Highlight des Tages: eines der besten Tiroler Tris seit langem und der Spruch an der Wand: „Bei ins kimmts Essen nit vom Band, mir arbeitn no mit Herz und Hand“. Im Kaspress-, Spinat- und Speckknödl steckt auch Liebe und das schmeckt man! Aber am Nebentisch stand a Gröstl, das sich auch sehen lassen konnte… Runter geht’s mit der Rodel, die praktischerweise direkt in der Hütte für 3 Euro gemietet werden kann. Quasi ein Genuss-TriathlonUnd nachmittags gibt’s für mich nichts schöneres, als zurück im HUBIRD auf der sonnigen Terasse vor dem Haus zu relaxen.

Ich kann nicht fahren. Nicht heute. Kopf aus, Herz an. Die Entscheidung ist längst gefallen – bleiben. Nur noch eine Nacht. Wegen dieser besonderen Sucht. Der Bergseensucht.

Für Sonntag kündigt sich ein echter Bluebird-Tag an, perfekt für eine Wintertour auf einen der Gipfel. Und die Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Vom Tag (mehr dazu HIER) und natürlich auch vom Aufenthalt im HUBIRD, dem Hideaway im Navistal. Eines ist klar, ich komme wieder, ganz sicher und hoffentlich bald… egal ob alleine oder in Begleitung – hier kann alles, aber nichts muss. Wer Anschluss sucht, wird fündig. Wer Zeit für sich braucht, dem stehen alle Rückzugs-Möglichkeiten offen. Wahrscheinlich ist dieses Gefühl auch eine Erklärung zum Namen. Tal der Liebe. Aber da ist noch etwas, was ich am Sonntag entdeckt habe – ein seltenes Naturphänomen, das es wahrscheinlich nur hier gibt: der Schnee schmilzt in Herzform…

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Navis, das Tal der Liebe – und ja, das Foto ist echt…

PS: das HUBIRD gönnt sich doch etwas Luxus und bleibt dabei lässig – ein mit Holz zu befeuernder Hot Tub ist bestellt, eine Sauna geplant… Draussen relaxt es sich eben immer gut und im Sommer dann noch besser

PPS: auf der Hinterseite befindet sich ein Schlepplift – im Winter auch eine Aufstiegsmöglichkeit…

PPPS: Natürlich kann das gesamte Haus ab 10 Personen auch für Feiern, Events oder Workshops gebucht werden!

PPPPS: Splitboard-Fans aufgepasst! Von 9.-12. März steigt das Golden Ride Yoga & Splitboardcamp für Ladies im HUBIRD – noch gibt es ein paar Plätze…

VIELEN DANK an Chrissy (Bluebird Mountain Lodges & Adventures) für die Einladung und dem HUBIRD-Team Tyler+Anna für die perfekte Betreuung und die wunderbare Verpflegung. Ich wünsche euch von Herzen viele Gäste, habt einen großartigen Start!

Im Blog teile ich stets meine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke, positiv wie negativ.