Es gibt viele Wege auf den Untersberg in Salzburg. Aber nur einen, der steil, ausgesetzt und ebenso legendär ist: der Dopplersteig. 1200 Höhenmeter auf nur 4,5km verteilt… über 2500 Holz- & in den Fels geschlagene Stufen. Zum Sonnenuntergang. Servus die Wadln!

Der Untersberg, Hausberg der Salzburger. Als Kind habe ich die Sagen & Gschichtln, welche sich um den Berg ranken, verschlungen. Oben war ich trotzdem nie. Grund genug und wirklich Zeit, dass zu ändern! Und wenn, dann gscheid: über die kurze, knackige & teils extrem ausgesetzte Aufstiegsvariante Dopplersteig mit seinen Himmelsleitern – quasi der Stairway to Geiereck!

Tour: Salzburg Glanegg 450m – Rosittental – Dopplersteig – Zeppezauerhaus 1663m (Übernachtung) – zum Sonnenaufgang auf den Salzburger Hochthron 1853m – zurück zum Geiereck 1805m – retour knieschonend mit der ersten Gondel der Untersbergbahn um 8.30. Insgesamt: 1400hm & ca. 8 km

Ausgangspunkt ist für mich die Talstation der Untersbergbahn. Auto kostenlos geparkt und mit dem Bus 35 (Ticket 2,10 Euro) nach Glanegg, Haltestelle Dopplerstrasse. Ein Ortsteil von Grödig. Das dauert keine 10 Minuten. Von dort 5 Minuten zu Fuß zum großen Parkplatz (gebührenpflichtig, 4 Euro Tagesticket) und weiter zur Rosittenbrücke, wo kurz danach rechts der Dopplersteig beginnt. Warum ich nicht gleich in Glanegg geparkt habe? Weil ich am nächsten Morgen sowieso mit der ersten Gondel retour komme und dann direkt weiterfahren kann… wer am gleichen Tag Auf- & Absteigt (zb retour über den angenehmeren Reitsteig) parkt natürlich besser dort.

Der Dopplersteig: schwarz markiert. Warnhinweise: nur für Geübte. Schwindelfreiheit & Trittsicherheit. Anspruchsvoll. Absturzgefahr. Drahtseilversicherte Abschnitte. Bei Nässe meiden. Entweder früh oder spät aufbrechen – bei Hitze kein Vergnügen. Für Kinder nicht geeignet. Fakt: 1876 (!!) vom Salzburger Steinmetzunternehmen Doppler angelegt, und nach dem Alpinisten in der Familie benannt. Warum werden die Stufen Himmelsleitern genannt? Wer sie sieht, weiß warum…

Aufstieg durch das Rosittental

Gleich zu Beginn schraubt sich der Steig steil nach oben und führt dann oberhalb der Schlucht, durch die der Rosittenbachs rauscht, in ein schönes Waldstück. Hier liegt extrem viel Laub – unten braun oben grün, ein extremer Gegensatz fürs Auge. Immer weiter nach oben. Von der unteren Rosittenalm auf 810m zur oberen auf 1287m. Zwischendrinnen: die Himmelsleitern. Holztritte & Holzleitern, die steil nach oben führen. Unzählige Stufen. Nein – nicht unzählige, ich hab sie alle gezählt… Übrigens: viele nutzen den Dopplersteig für ihr Training. Und ja, nach den ersten 600 Stufen würde ich gerne meinen 8 Kilo Rucksack (inkl 2l Wasser) gegen den Trailpack tauschen…

Stufen über Stufen – die Himmelsleitern auf den Untersberg

Meine persönliche Challenge: jede der einzelnen Himmelsleitern komplett in einem aufzusteigen und nicht zwischendrin pausieren. Egal wie lange sie nach oben führt. Schnapsidee. Aber wenn ich mir was vornehme, ziehe ich auch durch – egal wie sehr ich ins schnaufen komme. Kleiner Tipp: bei den ganz langen das Tempo a bissal rausnehmen. Aber, es läuft gut – weder Wadln, noch Knie noch Oberschenkelmuskeln zicken. Das Bergauf-Training zeigt erste Erfolge. Erst gegen halb 3 nachmittags gestartet – trotzdem brennt die Sonne anfangs noch extrem. Schweiß fliesst in Strömen. Nicht nur meiner – auch der von 2 Jungs, die alle Stufenpartien laufen wollen. Respekt. Zwischendrin unbedingt umdrehen und den Ausblick auf Salzburg geniessen, der nach jeder Himmelsleiter besser wird. Nach einer kurzen, nicht eingeplanten Pause mit Hilfeleistung (gut, dass ich immer ein komplettes Erste Hilfe Set inkl Tape für Knöchel, Knie o.ä. dabei hab) verschwindet sie dann auch schon das erste Mal hinter dem Untersberg.

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Sonnenuntergang Nr. 1 unterhalb der oberen Rosittenalm. Links zu sehen: Gondel & Bergstation der Untersbergbahn

Der Rest des Dopplersteigs liegt im Schatten – raus aus dem Wald, näher ran zur Felswand. Perfektes Timing, denn der Aufstieg von der Abzweigung an der oberen Rosittenalm ist das anstrengendste und steilste Stück an der Dopplerwand entlang. Noch kurz am Brunnen frisches Quellwasser inhaliert… da fliegen seitlich neben mir Richtung Schellenberger Sattel (1433m) Gesteinsbrocken runter. Kein Mensch unterwegs – doch die Zwerge vom Untersberg? Nein, nur zwei Gemsen beim spielen. Zum Glück muss ich nicht links in deren Richtung, sondern rechts weiter. Zum Zeppezauerhaus. Ab hier wird es ausgesetzt und nicht wenige Denkmal-Plaketten an den Felswänden mahnen zur Demut. Ausgrutscht is gleich – volle Konzentration. Ich habe kein Problem mir hier meine Handschuhe (diesesmal nicht vergessen) anzuziehen und die Drahtseilversicherung teilweise zu nutzen. Fürs Knie sowieso eine gute Idee, besonders bei den hohen, in den Fels geschlagenen Tritten. Über 500 davon, 1000 hölzerne bis zum Taxhamer Kreuz… Insgesamt zähle ich bis zur Bergstation gut 2500!!!

Sonnenunergang am Zeppezauerhaus

Geschafft! Durch Latschengassen hoch zum Zeppezauerhaus. Von hier aus sind es zur Bergstation und zum Geiereck eine gute halbe Stunde – oder je nachdem wie lange man für weitere knapp 468 Stufen braucht… mir reichts für heute. Jetzt wird erstmal was gegessen (Kaspressknödel mit Sauerkraut) und ein isotonisches Weizen gezischt. Und dann kann er kommen, der Sonnenuntergang. Zu den Drachenfliegern und Paragleitern mischt sich ein rarer Anblick: der GÄNSEGEIER aus dem Tierpark Hellbrunn hat Ausgang und zieht seine Runden! Was für ein gewaltiges Tier… da kommt einen der Steinadler, der sich danach auch noch zeigt, klein dagegen vor. PS: einen tierischen Fußwärmer beim warten hab ich auch – Cäsar.

Zur Klärung der Frage, warum ich 8 Kilo hochschleppe? Training. Zum einen. Zum anderen: falls kein Lagerplatz im Zeppezauerhaus frei gewesen wäre, hätte ich mir ein schönes Platzerl zum Schlafen gesucht. Und da braucht es halt a bissal mehr Gepäck als nur einen Hüttenschlafsack. Denn: den Sonnenaufgang wollte ich mir am Salzburger Hochthron 1856m anschauen (hier verläuft die Grenze zum Berchtesgadener Land)… wenn ich schon mal da bin und das Wetter passt, dann so! Auf dem Weg dorthin hatte ich allerdings ein sehr seltenes Erlebnis – da war der Sonnenaufgang schnell Nebensache und das Frühstück mit a bissal Verspätung gegen 6 dann erst am Gipfel genossen. Und psst: es ist noch eine weitere Tour am Untersberg geplant… ein Klassiker… bald!

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Seltenes Schauspiel: Gamsgoaß mit Kitz beim Klettern lernen am Grat. Da wird der Sonnenaufgang zur Nebensache…

Die bekannteste Sage: im Berginneren lagern unermeßliche Schätze. Bewacht von Zwergen, Riesen, Feen und wilden Frauen. Aber das ist noch nicht alles: Kaiser Karl der Große wartet im Untersberg auf seine Auferstehung; alle hundert Jahre wacht er auf und schickt einen Knappen hinaus. Wenn die Raben immer noch um den Berg fliegen, schläft er ein weiteres Jahrhundert… Wenn das einmal nicht mehr der Fall ist, erscheint der Kaiser und reitet mit seinem Gefolge zum Birnbaum im Walserfeld. Dort findet dann die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse statt

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Keine Zwerge, nur goldenes Licht. Und vielleicht eine der wilden Frauen vom Untersberg…