Das legendäre Birnhorn in den Leoganger Steinbergen – eine Überschreitung mit Aufstieg über das gewaltige Melkerloch und den Hofersteig in die Südwand, Abstieg westseitig zum Kuchelhorn 2500m und fast direttissima durch dessen Südwand…
Es steht seit letztem Frühjahr auf dem Plan, nie hat es geklappt. Und dann kam im Herbst ´17 erst noch die Knöchelverletzung und dieses Jahr die Kreuzbandplastik. Ein wunderbares Ziel für Herbst das Birnhorn – immerhin höchster Gipfel in den Leoganger Steinbergen – nochmal ganz oben auf die Sehnsuchtsliste zu setzen. Und finally hat es Mitte September endlich geklappt. Das Wetter beim Aufstieg: medium rare (ab dem Hochtor war Saalfelden Leogang vom Nebel verschluckt – tasten statt sehen war angesagt)…
Aufstieg zur Passauer Hütte von Leogang aus (Parkplatz Ullach, kostenfrei) – Base für die Nacht. Achtung: Hütte ab 3.10 geschlossen (Mini-Winterraum) 1270hm, ca. 2,5-3h
TOUR: Passauer Hütte 2051m – Melkerloch 2193m – Hofersteig – Birnhorn Südwand (leichte, aber meist ungesicherte und ausgesetzte Kletterstellen im Ien Grad, Achtung Steinschlaggefahr) – Birnhorn 2634m
Abstieg: Westseitig (fast durchgehend drahtseilversichert) zur Kuchelnieder – Abstecher auf das Kuchelhorn 2500m – zurück zur Kuchelnieder und unterhalb statt über den Alpinsteig in den leichten Klettersteig (A) direttissima über die Kuchelhorn-Südwand in die Geröllwüste und zurück zur Passauer Hütte / Leogang
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich!
Firnschneeauflage am Südwandeinstieg beachten – oft bis Mitte Juli!
Von Leogang aus in die Steinberge
Zum Aufstieg nur soviel: erst unschwierig und angenehm in Serpentinen durch den Wald, oberhalb der Baumgrenze dann zwischen Latschen zum Teil drahtseilversichert nach oben. Der Steig ist schwarz markiert, aber selten wirklich ausgesetzt. Felsstufen bringen Abwechslung, sollten bei Nässe aber sicher nicht unterschätzt werden. Die Drahtseilversicherungen zum Teil deluxe – weil mit Kunststoff überzogen. Man merkt, der Weg zur Passauer Hütte und den beiden Klettersteigen (Leogang Nord B/C & Süd C/D mit E Stelle auf die Mitterspitze 2160m) ist gerne und viel touristisch begangen… Wettertechnisch bei mir leider keine Option, obwohl mich der Süd schon gereizt hätte!
Passauer Hütte als Base für die Nacht
Nach dem Hochtor macht das Wetter komplett dicht – nach unten hin sehe ich, nach oben hin eher nix. Irgendwo da müsste die Hütte stehen, zumindest laut Karte. Verlaufen kann ich mich nicht – es gibt nach dem Einstieg in den Klettersteig nur einen Weg, und der führt über Felsstufen nach oben. Beim nächsten Wegweiser in der Mittagsscharte sehe ich meine Füsse auch nicht mehr – aber ich kann die Hütte riechen. Auch was. Keine 100 Meter weiter oben – da steht sie! Schnell rein, ganz schön zapfig draussen. Die Hütte ist der einzige Stützpunkt in den Leo Stoabergen und steht oberhalb der Mittagsscharte zwischen Birnhorn und Fahnenköpfl. Lager (im unbeheizten Seminarraum?!) bezogen, gleich mal 3 Decken positioniert. Und den Wecker auf 05.30 gestellt. Zwei Cola-Weizen und Spinatnudeln später gehts für mich dieses mal auch schon ins Bett. War jetzt auch nicht sooo wahnsinnig nett oder einladend zum sitzen bleiben – ausser der Kellnerin, Adi der Katze mit Schnurri, den 3 Augsburger Damen und dem Oberösterreicher bei mir am Tisch. Der extrem laute Prolo-Junggesellen-Rest am Nebentisch ging mir direkt mit ihrem Profi-Wanderer-Wannabe-Matterhorn-Geschwafel auf den Senkel (evtl kam da bei mir auch ein kleiner Schlafnachholbedarf nach dem Gr. Wiesbachhorn 3564m dazu)
Sonnenaufgang über dem Nebelmeer
Ja, es war kalt. Oarschkalt war mir nachts. Aber wenigstens haben beide anwesenden aber unbekannten Herren nicht geschnarcht. Mit einem Auge schaue ich durch das große Fenster raus – und sehe nix ausser Nebel. Super. Nochmal umdrehen? Beim genaueren Hinsehen checke ich, dass das Glas beschlagen ist und ich wohl noch nicht ganz munter. Also schnell raus aus dem Stockbett (so schnell es geht, keine Ahnung warum immer ich das Vergnügen mit kraxln hab), Rucksack ist eh gepackt – Rest schnappen und leise ins Bad. Abmarsch kurz nach 6 – Frühstück gibt’s ohnehin erst viel später. Draussen sieht das ganze schon anders aus – zwar noch dunkel aber unten im Tal wabert der Nebel während sich die Sonne langsam in Position bringt. Stirnlampe brauche ich keine mehr und nach gut 50hm Richtung NW kommt der erste ausserplanmäßige Stopp. Eine Rotte Gemsen (ca. 15-20 Stück) fragt sich, wer um die Zeit schon beim Frühstück stört. Ich versuche, so wenig wie möglich aufzufallen – die Zeit drängt ja a bissal. Wegen des Sonnenaufgangs wärs. Unterhalb des Hochzint 2243m der zweite Stopp am Zintschartl – stehen, geniessen und sich von den ersten Strahlen wärmen lassen. Dann nach rechts auf dem markierten Steig bis zu einem kurzen gesicherten Band und von da…

Vom Melkerloch über den Hofersteig in die Südwand des Birnhorns
…weiter zum gewaltigen Felstor, dem Melkerloch 2193m, das von Süd nach Nord durchschritten wird. Was für ein Wahnsinns Ausblick! Mitterspitze, Steinernes Meer, Watzi & Hundstod. Danach führt wegloses Gelände über Platten – der Hofersteig – wieder zurück zur Südwand des Birnhorns. Im Aufstieg gibt es eine versicherte Stelle, in der ein langes Seil hängt. Hier kommt seitlich Wasser den Fels runter und es ist mehr als rutschig. Sinnvoll, danke! Achtung: beim Einstieg in das Südwandl gibt es einige Spalten! Danach geht das kraxln erst so richtig los. Auf Bänder (teilweise gesichert oder mit Stahltritten versehen) geht es über kleine Steilstufen immer weiter hinauf. Teils ausgesetzt – Tritte und Griffe im Fels sind aber gut vorhanden und somit ca. Ier Grad. Allerdings sind die Felsen scharfkantig und ich bin froh um meine Handschuhe nach dem ersten aufgerissenen Finger. Dafür hab ich Talent.

Die Sonne wärmt den Rücken, der Tief- und Ausblick von hier ist gewaltig schön. Es ist kein Mensch unterwegs – ich höre nur meinen Herzschlag und das gleichmäßige Atmen. Darüber bin ich ehrlich gesagt auch froh, denn die Steinschlaggefahr ist hoch. Mein Blick schweift rüber zur Glocknergruppe und dem Wiesbachhorn, wo ich nur 3 Tage vorher stand. Ca. 50m unterhalb des Gipfels folgt man dann einem Band hinüber zum Westgrat und geht dann ostwärts über den Grat zum Gipfelkreuz des Birnhorns. Es ist kurz nach halb neun Uhr morgens – Teil 1 geschafft! ERSTE(R). Pause bis neun verdient, kleines Frühstücks-Quetschi. Und dann zwei Herren bei den letzten Metern zum Gipfel zuschaun und die schaun nicht schlecht, das da schon wer vor Ihnen sitzt… und noch dazu a DIRNDL… ganz alloa! Sowas aber auch.
Vom Gipfel auf die stürmische Westseite runter zum Kuchelhorn 2500m
Für den Abstieg hab ich mir die Westseite ausgesucht – quasi eine ordentliche Überschreitung. Und dort pfeifts ordentlich. Schattig, Zapfig und auch noch windig. Top – Jacke drüber, eingepackt und über die fast komplett stahlseilversicherten Felsbänder- & Stufen nach unten zur Scharte, der Kuchelnieder. Das geht Ratzfatz, sogar bei mir. Keine halbe Stunde brauche ich dafür. Das Kuchelhorn 2500m häng ich gleich noch an – von da ist der Blick zurück zum Birnhorn und zur Passauer Hütte wunderbar. Man hält sich dafür eher westlich am Grat und folgt den Steinmanderln. Keine Schwierigkeiten, aber etwas brüchig. Wieder am Sattel, dem Kuchelnieder angekommen, ist es Zeit für ein Käsebrot. Und die weitere Planung des Abstiegs.

Direttissima durch die Südwand retour über den Klettersteig
Zwei Möglichkeiten gibt es: über den normalen und ganz schön steilen Alpinsteig zurück bergab in den Kessel der Geröllwüste. Oder: über den neuen Weg – ein leichter Klettersteig (A), der quasi fast direttissima durch die Südwand des Kuchelhorns in den Kessel führt und dann dort nach kurzer Zeit wieder auf den Alpinsteig trifft. Keine Frage: ich nehm den Klettersteig… nur das letzte steile Felswandl im Abstieg ist ohne Sicherung a bissal mit Vorsicht zu geniessen. Aber konzentriert steigen, dann ist auch das geschafft. Ansonsten: wirklich feines Genuss-Kraxln zum Abschluss! Kreuzi ist enzückt – bis es unten angekommen ist. Der Restweg zur Passauer Hütte ist nicht gerade angenehm. Geröllig, Felsschutt, Plattlig – aber unschwierig. Ziel in Sicht und der Blick zurück entschädigt für das fiese Schluss-Stück. Fast pünktlich zum 12er läuten auf der Sonnenterrasse eine Topfentorte, einen Verlängerten und a Weizen-Cola. Dann wartet der Abstieg nach Leogang – diesmal aber mit Panorama satt…

PS: Laut einer Sage hat der Teufel einen übermütigen Melker, der sich in Milch badete, durch die Felsen geschleudert und so das Melkerloch geöffnet. Teufels- oder Melkerlöcher sind weit verbreitet…

27. September 2018 at 19:16
Nee diese Fotos brauchen keine Worte !!!!
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1. Oktober 2018 at 18:43
Danke 😉
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