Schöne, mittelschwere Rundtour im südtiroler Naturpark Puez-Geisler, bei der leider der Col dala Pieres 2747m wetterbedingt gegen einen alternativen Abstieg getauscht werden musste. Bergseensucht unterwegs in den Grödener Dolomiten!

Manchmal kommt es anders, als man plant. Und manchmal muss man die geplante Alternative nochmals ändern, wenn das Wetter plötzlich mittags schon zickt und nicht wie vorausgesagt bis zum Nachmittag damit wartet… Plan A wäre der Sass Rigais gewesen, mit 3025m die höchste Erhebung in der Geislergruppe (Fermedes Le Odle). Auf den Gipfel führt nur ein Klettersteig und dafür braucht es einfach stabiles, schönes Wetter. Bei Wolken wärs zwar auch kein Problem, aber gesehen hätte ich dann nicht wirklich was. Also gab es Plan B: über die Forcela dla Piza 2489m, dt. Piza-Scharte – ja, die heißt so, auf den Col dala Pieres 2747m...

TOUR DETAILS: Startpunkt Parkplatz Col Raiser Talstation 1550m – Weg 1 Richtung Regensburger Hütte – Weg 17B schwarz markiert zur Pizascharte 2489m – Weg 17 weiter bis Stevia Hütte 2312m – Sylvesterscharte – Juac 1905m – Sangon Hütte 1823m – Col Raiser (Achtung: sämtliche Bergbahnen und Hütten seit 14.10 geschlossen, insgesamt ca. 10 km, 939 HM)

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Unterwegs im Puez-Geisler Naturpark

Fast direkt unterhalb der Col Raiser Bergbahn, die zw. St. Christina (1398m) & Wolkenstein (1537m) liegt, befand sich mein kleines aber sehr feines Hotel – das Soraiser. Dementsprechend konnte ich die Tour direkt von dort starten. Gastgeberin ist übrigens Skirennläuferin Isolde Kostner – die erfolgreichste Sportlerin aus dem Val Gardena. Col Raiser wird übrigens als das schönste Almgebiet Grödens bezeichnet. Stimmt, sag ich!

Herbst in den Dolomiten – brennende Föhren und geschlossene Hütten

Die ersten 400 Höhenmeter macht man relativ unspektakulär auf einer Schotterstrasse, Spektakulär ist die Natur. Die Foliage, also die Verfärbung der Blätter ist voll im Gange, die Wälden leuchten bunt. So schön! Kleine Hütten, saftige Almwiesen, leichte Hügel. Auf Höhe der Sangnon Hütte (links liegen lassen) wird es luftiger und weicher, der Weg schmaler, ein Bach sprudelt nebendran. Im Wald passiert man einen kleinen Fischteich, in dem sich die Geislerspitzen spiegeln. Den Weg folgt man noch ein gutes Stück weiter Richtung Regensburger Hütte (Rif. Firenze 2037m), bis auf der rechten Seite die Abzweigung zur Forcela dla Piza kommt. Ein schmaler Pfad führt in Serpentinen dann Richtung Pizascharte, leicht erkennbar an dem markanten, freistehenden Turm (La Piza 2555m), der direkt daneben aufragt. Unschwierig und nicht ausgesetzt. Hier treffe ich heute das erste Mal auf 2 Wanderer. Weiter oben in der Scharte warten allerdings loses Gestein, Schotter und Geröll – da ist Trittsicherheit und Vorsicht gefragt. Beim Blick zurück bestätigte sich die Planänderung, der Sass Rigais komplett eingenebelt, die Seceda wie leergefegt. Und: es fallen die ersten Tropfen – obwohl erst für den Nachmittag prognostiziert.

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Blick zurück zur Geisler-Gruppe. Mittig im Nebel: der Sass Rigais

Entscheidung an der Piza-Scharte 2489m

Immer weiter schraubt sich der Weg durch die Scharte nach oben, manchmal sogar luxuriös mit Holzstiegen und Drahtseilversicherungen versehen. Oben angekommen erwischen mich typische Herbst-Sturmböen – dunkle Wolken schieben sich über den Langkofel und die Sella-Gruppe. Nicht gut. Denn der weitere Weg zum Col dala Pieres 2747m führt erst durch eine lange Geröll/Schotter-Querung und dann über einen als „schwierig“ beschriebene Aufstiegs-Passage. Wahrscheinlich wär’s halb so schlimm gewesen aber das Wetter macht mir Sorgen. Deswegen entscheide ich mich gegen den Gipfel (der rennt ja nit weg) und schau nochmals in die Karte. Vor mir die zackigen Pizes dla Cir, die Cir-Spitzen – optisch a bisserl wie daheim am Gosaukamm. Da ist mir klar, auf die einzigen zwei davon, die ohne alpine Kletterei bestiegen werden können, will ich unbedingt am nächsten Tag! Da soll die Sonne wieder scheinen…

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Cir-Spitzen im Blick – Pizes dla Cir

Alternativer Abstieg – neue Rundtour im Naturpark Puez-Geisler

Ich folge dem Weg über einen grasige Pfad bergab zur Stevia-Hütte 2312m, die natürlich – wie fast alles – auch schon geschlossen ist. Irgendwie schade, das wär doch jetzt die perfekte Bergtouren-Zeit? An der Hütte haben es sich zwei weitere Wanderer mit ihrer Brotzeit bequem gemacht. Auch sie planen um, weil sich das Wetter zusehends verschlechtert. Ich entscheide mich für einen direkten Weiterweg. Es geht zum Teil steil bergab, etwas ausgesetzt führt der Weg in einen wunderschönen Einschnitt um sich dann wieder steil nach oben zu schrauben. An Dramatik nicht zu überbieten, fängt es genau jetzt leicht zu Hageln an. Wunderbar! Ich presse mich dicht an einen Felsen, es dauert keine 3 Minuten… noch ein kurzes Video für Instagram – weils grad so nett ist (Story steht in den Highlights bereit zum anschauen). Weiter gehts!

Abstieg über die Sylvesterscharte Richtung Juac

Unterhalb einer Scharte gibt es den nächsten Wegweiser – einmal ein schwarz markierter Steig Richtung Wolkenstein / Daunei und ein rot markierter Weg Richtung St. Christina. Dieses muss ich nehmen, um wieder zur Col Raiser Talstation zu gelangen. Nach einem kurzen Stück bergauf steht man auch schon am höchsten Punkt, von dem es nur mehr abwärts geht – im Sonnenschein. Auch hier: Schotter, Geröll und Holzstiegen im ersten Teil. Kreuzi is not amused aber macht heute alles ohne Zicken mit. Ein Erfolg. Weiter gehts auf einen wunderschönen Waldweg. Dieser führt zur Juac Hütte / Jugenherberge und von dort Richtung Sangnon Hütte. Bei dem kleinen Fischteich trifft man auf den Aufstiegsweg, den man ins Tal folgt. Am Bach rieche ich dann frischen Kaffee – deswegen steuere ich einfach mal die Hütte an. Fahne flattert im Wind – ein gutes Zeichen. Auf der Terrasse unterhalten sich zwei Einheimische auf Ladinisch. Und freuen sich total über den Besuch. Kaffee und Kuchen. Ja, seine Hütte ist die letzte, die auf hat. Mindestens noch eine Woche oder zwei. Nach einem kurzen Plausch verabschiede ich mich, um gemütlich die letzten paar hundert Höhenmeter nach unten zu gehen und die Sonnenstrahlen dabei zu geniessen. A feine Tour war des und sicher nicht die letzte hier!

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Raus aus dem Wald bei Juac – umdrehen nicht vergessen!

TEIL 2 aus den Grödener Dolomiten –> HIER NACHLESEN