In einem (für mich) unbekannten Land… Markante Sandsteinfelsen, sandige Wege, verwunschene Wälder, magische Orte. Der Herbst perfekt für (m)einen Erkundungsbesuch – alle Infos zu den Touren, regionale Kulinarik-Tipps, spektakuläre Panoramaplätze und einen Klettersteig, mitten in der Stadt…
Anfang Oktober ging es für mich – ganz nachhaltig mit dem Zug und auf Einladung – nach Tschechien. Eine zugegeben lange Anreise von München, mehrmals umsteigen inklusive. Dafür kann man dabei entspannt die Landschaft vorüberziehen lassen und sich etwas einlesen… Meine Base war das 3* Ceska Koruna Hotel (große saubere Zimmer in super Lage, Frühstücksbuffet mit guter Auswahl – aber leider weder Pfefferminz- noch Kräutertee) in Decin / Tetschen – die grünste Stadt ist gleichzeitig auch die tiefst gelegene Tschechiens auf nur 135 müM! Glaube fast, ich musste mich höhentechnisch erst etwas akklimatisieren. Per Bus und in meist max 30 Minuten erreicht man viele Startpunkte zu Wanderungen im Nationalpark Böhmische Schweiz… Statt Berge gibts hier Hügel satt. So anders – anders schön!

Ausblick über Decin von der Schäferwand
Wenn eine kleine Burg hoch auf einem Felsen thront – nach den vielen Stunden Anreise muss am frühen Abend dringend noch ein Spazierer her und damit wäre das Ziel gefunden. Und wenn’s nur ein kurzer, dafür mit wunderbarer Aussicht auf die Stadt Tetschen ist! Er bringt mich vom Hotel vorbei an bunten Häusern über die Elbe, die hier Labe heisst. Von der Tyrs-Brücke mit Blick zum Schloss Tetschen gehts auf die linke Elbseite, wo vom Wandfuß drei Wanderwege von leicht bis steil & wurzelig 150hm nach oben auf die Schäferwand / Pastyrska Stena führen. Und nicht nur das: 2014 wurde ein Klettersteig in der 95m hohen Wand errichtet, der aktuell bis zu 16 (kurze) Varianten (Kat. A-D mit 150-170m) anbietet… Kein Zustieg und der Abstieg dauert nur 10-15min. Das nötige Equipment (Helm, Gurt, Klettersteigset) kann man sich nebenan, zB. bei Sven Czastka im Active Point leihen. Dort gibt’s auch Räder, Kanu, Radlroller etc – letzteren haben wir zum erkunden der Stadt genutzt. Elektrisch mit einem Scooter hätt ich mich ehrlich gesagt bei dem Programmpunkt ausgeklinkt. Ein echtes Erlebnis, auch dank der kurzweiligen Erklärungen von Sven!
Tipp: den Klettersteig unbedingt für unter der Woche einplanen – am Wochenenden steht man eher in der Wand weil Stau – deswegen war es leider auch für mich keine Option, eine oder mehrere Routen (zB. Silent Tolerance, Memento HTW – beide Kat. C oder Silver Will Kat. D) selber zu testen.












Tipp 2: nach einer Schloßbesichtigung unbedingt eine Bierprobe in der kleinen Nomad Brauerei unterhalb einplanen – super IPA’s und in Tschechien sein ohne diesen Programmpunkt geht einfach nicht! Rosengarten & Parkanlagen sind auch einen Besuch wert!
Eine Reise nach Narnia – die Tyssaer Wände
Wenn ein Ort sprachlos macht… und die Morgensonne in der Felsenstadt Tiske Steny für gewaltige Momente sorgt. Bevor die Massen Sonntag vormittag diesen Naturlehrpfad gestürmt haben, war ich schon wieder weg (würd i jeden raten). Rundtour 4,2km & 150hm (über das Hochplateau der großen und durch die kleinen Wände), Eintritt 2 Euro inkl Erklärungskarte.



Rund 100 Hektar erstreckt sich das Landschaftsschutzgebiet Elbsandsteine, es liegt auf 630m (20min Autofahrt & 500hm oberhalb von Decin). Meine Rundtour starte ich am östlichen Ende bei der Chata Tisá (Touristenbaude Restaurant). Die ersten Sonnenstrahlen weisen den Weg zum Stiefel – fast alle Felsformationen haben Namen hier. Vorbei an Pilz & Schildkröte, über sandige Wege am Hochplateau entlang der 70m hohen Kammwand. Man quert dabei man den Großteil der steil abfallenden und zerklüfteten Wände, bis es nach unten ins Felslabyrinth geht… Ab dem Punkt wird es merklich kälter, die Durchschnittstemperatur liegt bei nur 7 Grad! Durch schmale Felsspalten hindurch in ein Labyrinth aus Felsnadeln, Türmen & Toren. Vorbei an Fenstern, Schluchten und Klammen – zu domartigen Plätzen. Gewaltig beeindruckend! Das Titelbild zeigt übrigens den Gang durch die verschüttete Schlucht zum Waldtor.












Meine schönsten Momente: wenn man die sandigen Treppen runter steigt, sich noch einmal umdreht und genau dann die ersten Sonnenstrahlen zwischen den Felsen erscheinen… Der Blick auf die Felsenstadt von den kleinen Wänden zu den großen Wänden, die Stadt Tisá liegt rechts zu Füßen. Die Felsspalte „Schlankheitsprüfung“ – Test bestanden, die böhmischen Schmankerln haben keine Spuren hinterlassen. Danach hat das Dammhirschcarpaccio im Hotel Ostrov umso besser geschmeckt.
PS: die Schneeszenen bei „Chroniken von Narnia – der König von Narnia“ & Rübezahl wurde vor Ort gedreht.
Tipp: bestenfalls unter der Woche zu Randzeiten und die Hochsaison würde ich generell meiden
Kleines Prebischtor, Felsenburg Schauenstein & eine Dillsuppe
Eine große Runde ist diese Wanderung durch den Nationalpark – markante Felsformationen, sandige Waldwege & Weitblick ins Hügelland. Aber auch: verbrannte Erde & totes Holz (Borkenkäfer). Die verheerenden Waldbrände vom Sommer haben eine Spur der Verwüstung hinterlassen, einige Wanderwege und Klammen sind noch gesperrt. Doch die Natur kämpft sich bereits zurück und das ist schön zu sehen! Meine Route verlief durch den großteils vom Feuer verschonten Teil, leider war aber keine Zeit, auch eine der Klammen bei Hrensko zu besichtigen oder über Gabrielensteig zum bekannten große Prebischtor zu wandern. Seine imposanten Maße: 16m hoch & 26,5m Spannbreite.

Tourdetails: Startpunkt Mezni Louka / Rainwiese 270m – kleines Prebischtor / mala pravcicka brana – Felsenburg Schauenstein / saunstejn – Hohenleipa / vysoka lipa – Mittagspause im Restaurant Kortus* – weiter ins Kamnitztal- Kamnitztalklamm – alte Grundmühle / dolsky mlyn – Kamnitzleiten Aussicht / kamenicka vyhlidka – Hutberg / Pastevni vrch (15,5km & 570hm)
Das kleine Prebischtor war nicht vom Feuer betroffen, das große Prebischtor leider schon. Die Wege dorthin führen durch Brandruinen (erst seit Anfang Oktober wieder begehbar!) und deswegen wählte unser Guide diese Variante. Am kleinen Prebischtor führt übrigens rechts eine kurze Stahlleiter nach oben zu einer kleinen Aussichtsplattform. Weiter über sandige, zT schmale Wege – immer im leichten Auf und Ab ohne markante Steigungen. Durch eine schmale Felshöhle, über Treppen bis zum nächsten Panoramablick – den liefert die Felsenburg Schauenstein. Sie kann über steile, teils senkrechte Holzleitern und durch enge Kamine bestiegen werden. A echte Gaudi – aber nur wenn ma weder Platz- noch Höhenangst hat…














*Tipp: beim Mittagessen im Kortus habe ich zwei landestypische, lokale Schmankerl probiert: Kuladja, eine Dillsuppe mit Pilzen, Erdäpfel, & pochiertem Ei und einen Hirtenaufstrich mit Käse, viel Knoblauch & geröstetem Brot. Satt, glücklich & mit dezenter Fahne gings dann weiter…
Über die verwunschen schöne Kamnitztalklamm gehts bergab zur alten Grundmühle, deren historische Grundmauern noch immer stehen und die ua als Filmschauplatz bekannt ist. Kein Wunder, das hier nicht nur ein Märchen gedreht wurde. Wer mehr darüber nachlesen möchte, kann das HIER. Danach gehts wieder bergauf – am weiteren Weg zur Kamnitzleiten bietet sich noch ein kurzer Abstecher zum Aussichtspunkt über der Kamnitzklamm an. Danach vorbei an netten, alten Wochenendhäuschen, durch den Wald- & auf Wiesenwegen Richtung Hutberg mit seinem etwas eigenwillig aussehenden Aussichtsturm samt Stacheldrahtdeko – vorbei an einem Pilgerdenkmal samt Glocke und Blick zum Rosenberg.







Anreise: bequem per Bus 434 von Decin retour per Bus von Rosendorf / Ruzova
Panorama-Spaziergang über den Rosenkamm
Trotz hartnäckigen Nebel am Morgen ist diese Tour über ein Teilstück des Kammwegs eine Empfehlung, alleine schon der Panorama-Blick vom Aussichtspunkt am Rosenkamm / Ruzovy hreben über dem Elbtal in den bis zu 300m tiefen Sandsteincanyon war beeindruckend. Weiter gings durchs Landschaftsschutzgebiet Labske Piskovce, zur Elbwarte und als Abschluss zur Quaderberg / Kvadrberk mit Aussicht auf Decin (8,44 km & 200 hm). Anreise: mit Bus 214 nach Binsdorf / Bynovec, danach vom Stadtpark / Endstation des Stadtbus zurück.
Info: der Kammweg war einst einer der großen Weitwanderwege des Kontinents mit über 800km, der auf 200 bis 1600m auf leichten Pfaden und Wegen in drei Abschnitte mit jeweils elf bis vierzehn Tagesetappen durch das Erz-, Elbsandstein- und Riesengebirge führt. Er verläuft am Grenzkamm zwischen Deutschland, Tschechien und Polen.









Auf Instagram gibt es noch ganz viele Zusatzinfos, Videos & Tipps in der Highlight Story. Und auch dieses Reel vermittelt einen kurzen ersten Einblick…
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