Endlich frischer Powder! Sonne! Das perfekte Wetter für meine erste Tour – bei frostigen -14 Grad. Mit Schneeschuhen bewaffnet plus Snowboard am Rücken ging es am Dreikönigstag an den Spitzingsee, zum Taubenstein-Tourengebiet…
Seit letztem Jahr im Winter für den Skibetrieb gesperrt, findet sich am Taubenstein ein kleines, feines Tourengebiet. Relativ sicher gelegen und sogar mit mehreren Hütten-Einkehrmöglichkeiten. Und weil man dort (besonders an einem Feiertag oder am Wochenende) nie alleine ist, kann man problemlos auch mal alleine gehen. Was es sonst natürlich nicht spielt. Am Vorabend wurde brav vorbereitet, verschiedene Routen-Möglichkeiten gecheckt, Lawinenlagebericht angeschaut, Rucksack mit LVS gepackt. Ohne geh ich nicht ins Gelände. Nicht mal mit Schneeschuhen. Safety First.
Am Morgen beschäftigt mich allerdings eine andere Frage. Was zieh ich bei -14 Grad an??? Beim hochgehen will ich auch nicht zu viel schwitzen, beim runterfahren klarerweise nicht frieren. Da hilft nur Layering. Für die unterste Schicht wähle ich ohne nachzudenken die Winter Zone Leggins plus Longsleeve von Icebreaker, die mich schon bei eisigen Temperaturen am Stubai Gletscher (HIER nachlesen) und in Obertauern überzeugt haben. Darüber kommt die Ace Pants von TIERRA Sweden, eine Softshellhose mit Stretch-Einsätzen, die ich seit November testen darf. Die schwedische Bergrettung wird übrigens auch damit ausgestattet und trägt nichts anderes. Was das über die Qualität aussagt, ist klar. Und echt überzeugend. Die macht echt alles mit – egal ob Berg gehn (bei Föhn- oder Schneesturm), Snowboarden, Kraxln… und eben auch perfekt für Touren. Die seitlichen Belüftungszips sorgen beim Aufstieg dafür, dass meine Schenkel nicht zu brennen anfangen 😉
Obenrum leistet mir meine Ortovox Swisswool Weste seit Jahren gute Dienste. Auch sie besitzt Ventilationszips auf der Brust. Darüber eine Primaloftjacke (meine ist super leicht und von SCOTT), Handschuhe (Polartec von The North Face), Stirnband, meine Sonnenbrille (Smith Optics) – fertig! Für den Aufstieg sollte das gut passen. Und falls ich wirklich schwitze, kann ich entweder die Weste unter der Jacke oder die Jacke ausziehen. Für die Abfahrt kommt ein zusätzliches Merino-Longsleeve (zum wechseln oder drüberziehen falls notwendig) plus eine Hardshell-Jacke in den Rucksack. Und eine Beanie – zur Sicherheit. Die Roc Blanc Jacket ist die Schwester der Ace Pants, auch diese habe ich von TIERRA gestellt bekommen. Den ausführlicher Testbericht zu beiden gibt’s jetzt hier!
Aber zurück zur Tour! Am Parkplatz der Taubensteinbahn folgt erstmal das große Ausräumen. Schneeschuhe, Teleskopstöcke mit Schneetellern präparieren, Snowboard am Rucksack befestigen plus Helm & Brille. Meine Snowboardhandschuhe in den Rucksack – keine Lust auf gefrorene Finger beim runterfahren. Snowboardboots anziehen, Ortovox 3+ umschnallen und einschalten. Check – ready to Go! Fast. Auf´s Gesicht und die Lippen kommt noch Coldcream und Sonnenschutz (von Avéne & Bioderma). Ach so, ja meine Schneeschuhe noch schnell anziehen… in dem Moment wünsche ich mir schon das erste Mal ein Splitboard, um zusätzliches Zeugs gar net erst mitschleppen zu müssen. Schon viel praktischer und der Rucksack würde um einiges leichter auf den Schultern liegen.
Über die alte Skipiste geht es das erste Stück direkt steil bergauf, wäre perfekt um Spitzkehren zu üben! Mit mir machen sich noch mind. 10 weitere auf den Weg, fast alle mit Tourenski. Fast. Einer schleppt auch sein Board am Rücken und schimpft über seine Schneeschuhe, die wohl nach den ersten paar Metern schon nerven. Zum Glück bin ich echt super zufrieden mit meinen Salewa WS 999 Rocker, die ich vor 2 Jahren als Schnäppchen bei McTrek gekauft habe. Trotzdem würd ich lieber mit dem Splitboard unterwegs sein. Sehr viel entspannter und auch einfacher. Gleitet besser und man muss auch nicht unbedingt selber spuren, weil man Skitourengeher damit die Spur nicht zertritt.
Nach dem ersten Steilstück (die Pumpe geht ganz schön, angenehm warm ist mir auch) kann man sich entweder rechts auf der alten Piste halten und dann durch den Lochgraben hoch Richtung Taubenstein gehen. Ich entscheide mich für die linke Seite und die Sonne, Richtung Wilde Fräulein, wo man oberhalb der Schönfeldalm ankommt. Teepause. Mit Thermosflasche und ohne Trinkblase muss ich mich echt dran erinnern. Danach gehts auch oberhalb weiter – keine Alm-Pause. Auf meinem Stirnband funkeln Eiskristalle.

Es geht Richtung oberer Schönfeldalm und vorbei an den Hütten. Kurz durch den Wald hoch und im Schatten neben einer Felswand durch einen Schluf. Gscheid kalt hier. Da hilft nur eins, bergauf schneller gehen.
Oben angekommen wird erstmal durchgeatmet und dann gibt’s wieder eine kurze Teetrinkpause. Der Magen knurrt. Statt Riegel ist mir eher nach Kassspatzn. Irgendwie wiegt der Rucksack immer mehr kommt mir vor. Ganz schön anstrengend aber zum Glück ist es wenigstens windstill. Denn mit Board am Rücken wäre das fatal. Und mit Windchill gleich extrem viel kälter. Fünf Minuten reichen, bevor mir kalt wird geht’s weiter. Gerade aus, immer nach oben. Ein weiterer Nachteil mit Board am Rücken: durch den Wald sollte man sich ab und an bücken, um von Schnee-Gnackwatschn verschont zu bleiben. Nach der ersten kassierten passiert des fast automatisch. Sobald man wieder aus dem Wald draussen ist, sieht man schon unterhalb die Schnittlauchmoosalm und den Aiplspitz (1759m).
Gibt’s sowas wie eine Duft-Fatamorgana? Entweder bilde ich es mir ein, oder ich rieche Kassspatzn. Wirklich. Als ich unten an der Almhütte ankomme, weiß ich, dass es keine Einbildung war. Beim vorbeistapfen seh ich a ganze Pass Jungs, die wirklich grad am Tisch vor einer riesigen, dampfenden Pfanne sitzn. Sauerei! Aber zum Gipfel ist’s ja nimmer weit und Pause mach ich dann bei denen. An der Hüttenwand in die Sonne setzen. Also nochmal den Turbo zünden und hoch Richtung Aiplspitz. Ziel vieler Tourengeher heute. Deswegen muss ich auch nicht am Gipfelkreuz abklatschen sondern schnalle mir unterhalb schon die Schneeschuhe ab und das Board an. Zurück durch den Powder zur Schnittlauchmoosalm!
Der Rest Tee aus der Thermoskanne ist schnell inhaliert, genauso schnell wie sich die Jungs ihre Kassspatzn reinzogn ham. Nur beim Bier trinken sind sie zu langsam. Das gfriert dem einem in der Flasche beim trinken. Auch noch nie gesehen, aber er auch nicht. Lustig wars! Mittlerweile ist es fast 2, Zeit um aufzubrechen. Es wird merklich frischer. Bin echt froh, dass ich die Hardshell im Rucksack hab – und die dicken Handschuhe. Das Longsleeve brauch ich gar nicht wechseln – Merino rockt einfach. Trocknet halt super schnell. Schneeschuhe und zusammengeschobene Stöcke am Rucksack fixieren, Helm auf – und Abfahrt!
Weit zwar nicht, weil ich auf einen Shark treffe, der mich direkt flachlegt. Gefühlter Salto-Abflug in den weichen Pow. Schön dokumentiert von meiner Rollei Cam, die alle 20 Sekunden ein Bild schießt. Perfektes Timing. Diese beiden spektakulären Fotos gibt’s exklusiv auf Instagram! Das ausgraben ausm Pow ist fast anstrengender als die komplette Tour hoch. Und die Schneeschuhe am Rucksack machen das Aufstehen nicht wirklich einfacher. So a scheiß! Es wird echt Zeit, ein Splitboard zu finden, das mir taugt. Prior, Burton, Arbor waren ganz okay – aber ich wär gern 100% zufrieden damit. Da heißt es also Weitertesten. Ich liebäugel ja mit dem Amplid Miligramm und zwinker schonmal ganz fest!
Das erste Mal im Pow ist immer wieder a bissl ein Krampf. Besonders wenn es keine gscheide Unterlage gibt und es unter dem ganzen lockeren Pulver dementsprechend steinig ist. Aber es gibt halt einfach kaum was schöneres. Das ich morgen sicher Muskelkater haben werd, verdräng ich mal dezent. Nicht unbedingt in den Beinen (auch), aber der Trizeps freut sich jez scho wie a Schnitzl. Am alten Lift unterhalb der Schönfeldalm angekommen, muss ich erstmal wieder abschnallen und ein Flachstück zu Fuß gehen. Und sinke Oberschenkeltief ein. Bravo. Aber für das kurze Stück wieder die Schneeschuhe runter… nix. Das nächste Mal weiß ich, dass ich weiter links rüberfahren muss, um mir das zu ersparen. Und dann weiß ich auch, dass ich mir die Strecke durch den Lochgraben auch spare. Denn dort muss ich wirklich wieder die Schneeschuhe anziehen, das Board wieder auf den Rucksack… die Strecke geradeaus ist einfach zu lang. Hätte ich vom Sommer her noch wissen sollen. Nächstes Mal lieber noch einen kurzen Aufstieg hoch zur Schönfeldalm und von dort runterfahren…
Alles in allem eine wunderbar entspannte Tour – bei perfektem Wetter. 5 Stunden. Schöner geht’s kaum. Trotz Polarpeitsche, was für ein lässiger Begriff. Selten so amüsiert. Allerdings hab ich mich auch echt auf eine heiße Wanne gefreut – zum auftauen und damit der Muskelkater nicht zu lästig wird. Und: Danke Frau Holle, des Gespräch in Obertauern scheint gewirkt zu haben… 😉
Mehr Bilder zur Tour gibts auf der BERGSEENSUCHT Facebookseite!
Gfrei mi, wennst dort a mal vorbeischaust!
2 Pingback