Es ist DAS Skirennen des Jahres, die legendäre Streif-Abfahrt am Hahnenkamm in Kitzbühel. Zeit, sich trotz Rippenprellung ins Auto zu setzen – ein bergseensucht Mountainscape bei Kaiserwetter…
Nachdem mich vor einer Woche ein Skifahrer im Stand abgeschossen hat, ist Powdern erstmal auf Eis gelegt. Sport auch. Aber ehrlich gesagt, mit einer schweren Rippenprellung hält sich sogar mein Bewegungsdrang gerade in Grenzen. Bin ja schon froh, dass mittlerweile Sitzen und Liegen irgendwie funktioniert. Aber zurück zum letzten Wochenende. Schon als Kind habe ich die Rennen am Hahnenkamm im Fernsehen verfolgt – lange her. Damals nicht minder fasziniert wie heute. Jedes Jahr ein Fixpunkt und doch war ich komischerweise noch nie vor Ort. Aber mein Motto 2k17 lautet: soviele erste Male nachholen wie möglich. Egal in welcher Form. Und deswegen, auf in die Gamsstadt!
Tickets gibts unlimitiert – erwartet werden über 50.000 Skifans, manche kommen um gesehen zu werden, manche nur um hart zu feiern und andere um sich der einzigartigen Stimmung und dem Sport zu widmen. Mich interessiert nicht, wie viele Hummer im elitären Kitz Race Club zerlegt werden oder warum Richie Lugner wieder mit seiner Bambi aufkreuzt. Arnie Schwarzenegger, Andreas Gabalier – you name it, they’re there…
Zur Vorbereitung gab’s den Super-G am Freitag im Fernsehen, auch um den besten Platz zu lokalisieren. Auf jedenfall oberhalb der Traverse. Hausbergkante oder noch ein Stück weiter rauf in den Lärchenschuss. Denn eins wollte ich garantiert nicht: mein erstes Mal in Kitz im Pulk des Zielgeländes haben. Umrandet von leicht bis schwer Glüh-Gösser-Gezeichneten… An den Beinen fehlt mir ja (diesesmal) nix. Nur mit der Luft könnte es a bissl knapp werden beim hoch schnaufen. Nachfrage bei einem, der’s wissen muss und schon vor Ort ist… Blogger-Kollege Perückenjunge (seine Story – LESENSWERT!). Er ist es auch, der Samstag aus oben genannten Gründen bereits wieder flüchtet und mir so sein Ticket vermacht. Timing. Lieber Rainer, Bergseensucht dankt!
Samstag Früh, kurz vor 7. Eiskratzen – oarsch, des klappt schonmal nicht so reibungslos mit dem kleinen Handicap. Also Auto an und defreezen lassen. Kurz nach München gibt’s schon den ersten Stau, unfallbedingt. Grandios – bis Holzkirchen bereits 45 Min, da wird der Plan von 90 Minuten bis Kitzbühel nicht aufgehen. Aber danach läuft ganz gut – bis zur Ausfahrt in Kufstein. Stau again. Klar, die Skiwelt Brixental Wilder Kaiser liegt am Weg. Zwischenstopp in Going am Wilden Kaiser. Ich mag den Kaiser, er erinnert mich immer irgendwie an daheim. An den Gosaukamm. Ortseingang Going. Dort findet die geheime Übergabe des Tickets statt. Punkt 9 Uhr. Naja, weniger James Bond mehr Hinterlegung im Sportgeschäft. Aber Hauptsache, es klappt! Minuten später geht’s mit der blauen Karte auf die letzten Meter – hintenrum nach Reith bei Kitzbühel und von dort so weit es geht. Ab 9 ist ganz Kitz dicht für den Verkehr, auf dem letzten Parkplatz kurz davor stoppt die Polizei – da ist noch jede Menge Platz. Kostenlos. 15 Minuten Fußweg zur Streif – perfekt, Danke!
Kaiserwetter, -15 Grad. Outfit-Check. 260g Merino Base Layer (Icebreaker hat sich diesen Winter ja diverse Male bewährt), darüber meine Primaloftjacke und darüber die dicke Colmar-Jacke, die mich letztes Jahr schon beim Kronplatz-Cross gewärmt hat. Shellpants, Handschuhe, Beanie & Stirnband (bergauf werd ich schwitzen) und an den Füßen Viking Goretex Footwear für den Grip – zwar ohne Spikes aber sollte auch so passen. 50er Sonnen und Kälteschutz im Gesicht, Sonnenbrille, let’s Go! Keine 2 Minuten wartet man beim Einlass aber es ist auch erst viertel vor 10. Zum Start um halb 12 ist noch genug Zeit. Noch einmal schnell den Liter Tee wegbringen, bevor’s auffi geht. Beheizte Klos, nicht schlecht… Und: nach den ersten paar Metern direkt noch die Beanie gegen das Stirnband tauschen, die Primaloftjacke doch wieder ausziehen und die Belüftungszips an den Beinen direkt schonmal aufmachen. Geh Leck, des wird zach… Neben mir ziehen sich zwei Jungs ihre Steigeisen auf und wünschen mir viel Glück ohne. Frechheit. Die ersten rutschen mir schon retour entgegen, kegeln dabei direkt noch andere mit um. Das kann ja spaßig werden! Ja, Rainer – du hattest vollkommen Recht…

Zum Glück gibt es aber bis zum Wald hoch schonmal seitlich gespannte Seile. Weil ich sowieso langsam gehen muss – tief Luftholen ist noch nicht drin – hab ich mit Rutschen kaum Probleme. Und: ich hab noch kein Bier intus wie manche anderen, die sich mit Paletten bewaffnet auf den Weg nach oben machen oder es zumindest versuchen.
Kurzer Stopp an der Traverse. Pures Eis. Für 74.000 Euro würd ich da nicht runterfahren… unterhalb der Hausbergkante gibts zwei Möglichkeiten, direkt durch den Tiefschnee hoch zum Sprung (meine Variante) oder nach rechts und dann über die Piste hoch (leider zu spät gesehen, wäre die bessere Option gewesen). Anstrengend #servusdiewadln Aber ich finds grad super, vor allem weil ich mich seit einer Woche nicht großartig bewegt habe. Kaum Schmerzen, ein guter Tag! Beim Blick nach unten auf das Zielgelände bin ich froh, den Weg nach oben eingeschlagen zu haben. Es ist noch nicht mal halb 11 und da unten steppt die Gams. Weiter gehts. Bei der Gleitpassage vom Lärchenschuss steht sogar eine Vidi-Wall – und nur eine Handvoll Fans. Auch die zwei mit den Steigeisen. So viel langsamer war ich nicht, dafür bekomme ich Tee spendiert… auf den Schuss aus dem Flachmann verzichte ich aber lieber. Erstmal Pause. Und überlegen, ob ich noch etwas Richtung Seidlalmsprung gehe. Der steile Hang liegt aber komplett im Schatten – das sonnige Platzerl gewinnt.
Die Flying Bulls knattern vorm Start am Himmel, zeichnen ein Herz in die Luft – die Aufregung steigt. Das Bild der Menschenmassen auf der Vidi-Wall – unglaublich. Entspannt genieße ich das Panorama der Kitzbüheler Alpen und dann geht’s auch schon los mit der Nummer 1, Steve Nyman. Pechvogel des Tages: Mitfavorit Max Franz, dessen Ski sich verabschiedet und seitlich an ihm vorbeifliegt. Da ist auch eine Wuidsau wie er leider machtlos. Christof Innerhofer probiert aus, ob sein Ski auch auf Plane statt Schnee fetzt (der nächste Stunt nach der gestrigen Grätsche) – Dominik Paris rast zum Sieg. Kein Österreicher auf dem Stockerl 😦 Nach den ersten 30 mache ich mich auf den Weg zurück zur Hausbergkante. Ein Sprung ins Nichts – jeder der die Streif runter fährt, verdient vollsten Respekt. Schade finde ich, dass sich das Interesse für die letzten Läufer in Grenzen hält. Viele im Zielgelände gehen bereits – hallo? Die letzten 5 Fahrer schaue ich von der Traverse aus. Linkerhand ist bergab das große Rutschen angesagt, auch ein Event. Die leeren Bier-Paletten werden zum Schlitten-Ersatz.
Was mich aber echt etwas schockiert: an der Strecke sieht es aus, wie nach einem 3-Tages Festival. Leere Bierdosen, Schnapsflaschen, Shots, Becher… trotz hängenden Mistsackerln. Wer räumt den ganzen Scheiss bitte auf? Feiern gut und schön – aber warum kann ich danach nicht einfach meinen Müll wegschmeißen? Pfand wurde keins verlangt – aber bei 4 Euro für’s Bier, 6 Euro für Glühwein wär das auch schon wurscht. Bier gibts übrigens um halb 2 schon lange keines mehr. Bei keiner Schirmbar an der Strecke.
Nächster Programmpunkt: das nicht minder legendäre Charity Race. Danach mache ich mich auf den Weg zum Kitz Race Club, vor dem eine Musikkapelle die Charts rauf und runter bläst. Festgefrorene Promijäger warten auf ihre Opfer. Mit Selfie-Stick und Lackstift bewaffnet. Ich kämpfe mich weiter zum Legenden Park, wo es bei den Pfadfindern immer was Gutes zum essen gibt. Auch so ein Insider-Tipp. Da steppt die Party. Bist du deppert. Nüchtern schon ganz schön lustig, was man da so alles zu sehen bekommt – ungefragt. Näher gehe ich lieber nicht darauf ein. Das hält man auch nicht lange aus… deswegen Rückzug zum Rasmushof, in dessen Almhütte es super Punsch gibt – für nur 4 Euro. Ein echtes Schnäppchen. Inklusive a bissl klatschen und tratschen. Es wird echt zapfig, jetzt auch mir, aber kein Wunder nach 6 Stunden in der Kälte.
Abends BiB-Draw für den Slalom an Ganslernhang inklusive Feuerwerk. Mein alternativ Programm: Sonnenuntergang mit Blick auf den Wilden Kaiser. Auf der Strecke von Reith zurück nach Going. Ruhe. Was für ein Tag. Schee wars. Wie würde Arnold Schwarzenegger sagen – i´ll be back! Spitz auf Kitz, Er und ich auch!
24. Januar 2017 at 18:24
Top, dass alles so gut geklappt hat – und immerhin die Hälfte aller Ratschläge hast du ja auch befolgt! 😀
Aber die Sache mit dem Müll ist wirklich das Härteste, ich hatte glaube ich im Vorjahr bereits darüber geschrieben – auf dem Weg nach unten, muss man wirklich aufpassen weder auf den Eisplatten noch auf den leeren Bierdosen auszurutschen. Irgendwas stimmt da einfach nicht… Aber schee, wenns schee war.
LikeGefällt 1 Person
24. Januar 2017 at 18:29
ja – bis zum Schloss bin i gar nit mehr kommen… 😉 aber der Parkplatz ist jetzt mein Tipp für nächstes Jahr – dann komm ich auch zum Super-G und samt Dirndl zur Weisswurschtfeierei!
LikeLike