It’s Crunch Time! Beim dritten Stopp der Freeride World Tour – dem einzigen in Österreich – war erstmal warten angesagt. Dafür sponserte Frau Holle extra nochmal eine Portion frischen Pulver… 

Bereits seit 2011 wird in Fieberbrunn am Wildseeloder (2.118 m) über alles oder nichts entschieden. Zahlreiche Felsen und Rinnen durchsetzen den bis zu 70 Grad steilen Hang, fast 600 Höhenmeter gibt es zu überwinden. Nur die weltbesten 46 Freerider gehen an den Start. Einige von Ihnen sind schon fix dabei, die anderen müssen alles geben, um sich für die verbleibenden FWT-Stopps zu qualifizieren. Es wartet der große Sprung über den Teich, nach Haines in Alaska (The Dream Stop) und danach das grosse Finale in Verbier Anfang April.

Aber was macht man, wenn erstmal nix geht? Die einen gehen – klar, freeriden bzw. snowboarden, die anderen driften mit Audi, die anderen schwitzen beim Training. Und wieder andere gehn zum Schnapseln. Auch eine Art der Vorbereitung. Mut muss sich aber sicher keiner der Profis für den Drop In antrinken… Was alle gemeinsam haben: zu jedem möglichen Zeitpunkt wird das Face des Wildseeloders studiert, um die perfekte Line zu finden. Zum Glück war der Contest nur zwei Tage on Hold. Der Berg bestimmt eben. Immer. Und der Wettergott natürlich auch. Ich habe es vor Ort auch schon erlebt, dass komplett verlegt werden musste – und zwar nach Kappl.

Gestern, am Weltfrauentag, zeigen die Ladies stark auf. Nur 8 Snowboaderinnen sind in Fieberbrunn dabei – darunter die Österreicherin Manuela Mandl und Nicola Thost (GER). Bei den 10 Freeride-Damen ist Österreich so stark vertreten wie selten: die amtierende & Doppel-Weltmeisterin Eva Walkner, Nadine Wallner und Lorraine Huber sind am Start.

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Morning Glory am Lärchfilzkogel

Fieberbrunn, 7.30 Uhr morgens. Die ersten blauen Fetzen am Himmel zeigen sich bereits, als ich in die Gondel zum Lärchfilzkogel steige. Oben: Bluebird-Alarm vom feinsten! Für Punkt 8 Uhr ist die Live-Übertragung angesetzt. Crunch Time! Da müssen schon alle Rider am Drop In sein. Hiken bis zum Gipfel des Wildseeloders. Gute 45 Minuten. Earn your turns. Da aber die Lawinenkommission das Face erst nach einigen Sprengarbeiten für den Contest freigibt, dauert es doch ein bisschen länger. Dann wird die Zeit eben für einem schnellen Guten-Morgen-Shred zur Mittelstation genutzt. Auf jungfräulicher Piste inklusive Powder – da für alle anderen die erste Gondel um halb neun fährt… 😉 

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Perfekt getimed stehe ich zum ersten Drop In der Herren wieder oben. Und schon nach den ersten Fahrern zeigt der Wildseeloder sein Grumpy-Face. Spektakuläre Lines und noch spektakulärere Stürze… da bleibt einem kurz der Tee im Hals stecken. Klar, für viele heißt es All In – einfach alles riskieren, um die Chance auf ein Ticket nach Alaska zu haben. Sollte man meinen. Denn komischerweise fahren jene, die schon fix qualifiziert sind die krassesten Lines. Die Ausfallquote geht nach oben. Für drei der Freeski-Profis war zum Glück neben der Bergrettung auch eine Schutzengel-Armada im Einsatz. Gute Besserung, get well soon & #comebackstronger

Aber fast forward: zu den Freeride-Damen! Österreich represent!!! Fettes Like für noch fettere Lines: Lorraine Huber fuhr verdient den Sieg heim, Platz zwei sicherte sich Eva Walkner, die Lorri die Sieger-Line vorlegte, aber etwas verhaltener unterwegs war. Nach dem Stürzen bei den Männern wollte sie nicht zu viel riskieren. Verständlich. Immerhin geht es ihr um das Ticket nach Alaska. Dritte wurde Hazel Birnbaum (USA). Bei Nadine Wallner, immerhin auch zweimalige Weltmeisterin, war irgendwie die Handbremse angezogen. Sie belegte Platz acht und verpasste damit die Qualifikation für Haines…

Gratulation an die Snowboarderin Marion Haerty (FRA), die wie beim zweiten FWT-Stopp in Andorra auch in Fieberbrunn den Sieg mit super schönen Powder-Turns und stylishen Airs holte. Zweite wurde Shannan Yates (USA) vor Audrey Hebert (CAN). Nicola Thost landete auf Platz fünf. Als Vierte der Gesamtwertung wäre für Sie der Sprung drinnen gewesen: NEXT STOP: ALASKA. Mit was aber keiner gerechnet hat: sie verzichtete darauf und beendet ihre Karriere komplett mit dem Stopp in Fieberbrunn.

Für Manuela Mandl liegen Freude und Frust eng beisammen. Beim zweiten FWT-Event belegte sie noch den dritten Platz – beim Contest lief es aber erst im unteren Teil rund – Ergebnis: ein für sie sehr bitterer vierter Platz (Gesamtwertung Rang fünf). Damit ist die FWT-Saison beendet. Vier Stunden nach dem Contest ist ihr Kampfgeist zurück, merke ich im Gespräch mit der sympathischen Wienerin. Sie will alle Qualifier-Events fahren und so bei der FWT 18 wieder angreifen. Und ich bin mir sicher, der Plan geht auf!

Für mich geht es nicht nach Haines, sondern nach Hause – der Dachstein wartet. Fast so gut wie Alaska. Nein, besser… aber ich werde trotzdem dabei sein. Ganz ohne Jetlag per Stream –> auf Freerideworldtour.com #thanksforhavingme

PS: wer die Sieger-Runs im nachhinein sehen möchte – die gibts natürlich auch online!