Gipfel sammeln an einem Ort, den ich nur vom Winter kenne: das Hochzillertal. Von der Wetterkreuzspitze 2254m über Marchkopf 2499m, Wimbachkopf 2254m und das Kaltenbacher Wetterkreuz 2417m auf den Gedrechter 2217m und Arbiskopf 1847m. Eine wunderbare Runde für goldene Herbsttage! 

So viele Touren im Herbst, da komm ich fast mit dem Schreiben nicht mehr hinterher… nach den Dolomiten und vor der Alpinmesse Innsbruck wurde der letzte nicht verplante Tag genutzt, um das Hochzillertal im schneefreien Zustand zu erkunden. Die Schneekanonen sind zwar bereits in Position, die Zillertaler Höhenstrasse gerade noch geöffnet – perfektes Herbstwetter und kaum ein Mensch unterwegs. Beste Vorraussetzungen für diese feine Gipfel-Runde mit Panorama satt!

TOURDETAILS: Startpunkt Kaltenbacher Skihütte 1800m (via Zillertaler Höhenstrasse, 8 Euro Maut – seit Ende Oktober leider bereits gesperrt). An der Hubertuskapelle vorbei – Hochalm 1811m – Wetterkreuzspitze 2254m – (Marchkopf 2499m) – Wimbachkopf 2442m – Kaltenbacher Wetterkreuz 2417m – Gedrechter 2217m – Arbiskopf 1847m.

Kondition; Trittsicherheit für einige Grat-Passagen. Ca. 900hm, 15km

Über die Hochalm zur Wetterkreuzspitze

An der Hubertuskapelle vorbei folge ich der Forststrasse bis zur Hochalm. Von dort aus sehe ich schon den ersten Gipfel der Tour. An den Almgebäuden, bei der alten steinernen Hütte mittendrin, führt der Wegweiser geradeaus nach oben. In weiten Serpentinen, stetig ansteigend über Almwiesen – eigentlich eher Richtung Wimbachkopf – führt mich der Weg. Ich wundere mich und hoffe, nicht unten falsch gegangen zu sein. Kann aber eigentlich gar nicht sein – denn da schwenkt er schon wieder in die richtige Richtung. Im letzten Abschnitt geht es dann a bissal steiler durch Latschengelände bis zur Wetterkreuzspitze. Oben schweift mein Blick zum Kellerjoch mit der kleine Kapelle am Gipfel, nach Hochfügen, ins Hochzillertal bis hin zum Karwendel! Gewaltig!

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Panorama-Pause unterhalb der Wetterkreuzspitze

Gratwanderung mit Ausblick

Ein Stück unterhalb des Wetterkreuzgipfels zweigt der Weg zum Marchkopf nach links ab und führt erst auf einem schmalen Pfad am Grat entlang. Einige Stellen sind etwas ausgesetzt, Trittsicher sollte man auf jedenfall sein. Danach wechseln sich grasige Hügel mit felsigen Passagen ab – immer weiter bis zur Bergstation des Zillertal Shuttle. Kleine Schneeflecken in schattigen Passagen, gefrorenes Gras. Rechts Hochfügen, links der Wimbachkopf als markante Pyramide. Den darunterliegenden Speicherteich sehe ich zum ersten Mal – oder ist er mir im Winter nie aufgefallen? Von hier würde es in ca. 15-30 Minuten steil ansteigend zum Gipfel des Marchkopf raufgehen, dem höchsten Gipfel im Hochzillertal. Da aber der Abstieg zur Bergstation genau wie der Aufstieg erfolgt, spare ich mir (und Kreuzi) den steinigen Ausflug heute und steige direkt zur Wedelhütte ab.

Kein Stopp an der Wedelhütte – statt Steak steil bergauf zum Wimbachkopf

Die hat leider auch schon zu. Also kein Steak. Zum Gipfel des Wimbachkopf gehts ein Stück weiter unten – steiler kurzer Aufstieg. Hübsches Edelweiss-Gipfelkreuz und die Aufforderung, Stoamandln zu bauen. Warum? Weil möglichst viele am „Stoamandl-Weg“ (Von der Kristallhütte über den Wimbachkopf zur Wedelhütte) stehen sollen. Ein Blick zur Wetterkreuzspitze und dem Grat – gute 2 Stunden Gehzeit. Der Schnee auf den Zillertaler 3000ern leuchtet, der Abstieg führt auf der hinteren Seite zu einem Sattel, an dem es rechts nur zur Kristallhütte weitergehen würde. Weil diese aber auch schon zu hat, wähle ich den direkten Weg zum Kaltenbacher Wetterkreuz über einen wenig begangenen Steig… 

Ein Steig ohne Ende aber mit Überraschungseffekt

Nach dem Aufstieg führt der Steig immer knapp neben dem Grat entlang. Zum Teil so schmal, dass man nur einen Fuß vor den anderen setzen kann. Volle Konzentration, ein Schritt daneben ist nicht drin – Absturzgelände. Eingebohrte Stahlstangen deuten darauf hin, dass hier eventuell für den Winter ein kleiner Klettersteig oder ähnliches entsteht. Coole Idee, der Ausblick hier oben kann sich sehen lassen. Was ich dann allerdings nicht mehr sehe, ist das Ende bzw. der Abstieg. Dafür die Baustelle des neuen Albergo an der Bergstation. Dafür wurde nämlich ein Teil des Felsens (genau da wo sich der Abstieg befunden hätte), weggesprengt. Ein Sicherheitsnetz aus Stahlgeflecht schützt das Gebäude vor Felssturz und Lawinen. Kurze Ratlosigkeit meinerseits. Dann taste ich mich nach rechts über steiles Gelände vor – traversiere erst nach rechts, dann doch wieder nach links. Oarschpartie. Rutsche dann einfach ein kurze steile Grasflanke ab (ja, am Arsch – sicher ist sicher) und gelange so links auf die Terassen-Baustelle. Von dort dann hinter dem Gebäude unter dem Sicherheitsnetz beim Dixi-Klo vorbei auf die Behelfsstrasse – so hatten die Feuerwehrmänner vor Ort auf jedenfall auch was zum schaun. Was für eine Aktion. Ach so, ja das Kaltenbacher Wetterkreuz hätte ich unterhalb fast übersehen, weil die Bergungs-Übung aus den neuen Gondeln mit den Bergrettern interessanter war. Viel interessanter…

Steig gesucht, Abenteuer & Gipfel Nr. 4 gefunden

Am Wetterkreuz muss man sich dann auch nach unten tasten… Und zwar links, mit dem Gedrechter im Blick. Steinmarkierungen sind ab und an vorhanden, allerdings nur bis zur nächsten Lift-Baustelle… deswegen gehts für mich nochmal querfeldein bis zur Strasse, von wo aus ich den Aufstieg zum Gipfel sehe. Wieder ein kurzes Stück bergauf und schon stehe ich bei Kreuz Nr. 4, dem Gedrechten. Hier blitzt unterhalb der Speicherteich Drisslkopf. Abstieg hinten runter, über die Strasse auf die Skipiste, die als Almwiese auch ganz schön ist. Von hier gehts nur mehr bergab – weicher Boden, Talblick, die Sonne verschwindet langsam und taucht alles in goldenes Licht. Die Kirsche auf der Gipfel-Runde ist der Arbiskopf – kurze, drahtseilversicherte Abschnitte und schon bin ich oben. Ein schöner Ausklang für diese Runde durchs Hochzillertal!

Nach 5 Stunden stehe ich wieder beim Auto – 8 Euro Maut, Gefühl: unbezahlbar

fbt
PS: im Herbst begleitet mich die leichte Lifaloft Hybrid Insulator Jacke von Helly Hansen (PR Sample via PRojects Martina Kink). Die erste Tour mit Bravour gemeistert – sehr fein, winddicht und warm (an den Unterarmen Fleecestoff)
dav
Hochzillertal im Herbst