Ein italienisches Dorf auf 1816 Metern Seehöhe, umrahmt von ansprechenden 3000ern. Ein weisser Fleck auf meiner Karte – Livigno. Grund genug, für 5 Tage ins Valtellina zu reisen und sich dort die Berge mal genauer anzuschauen…

Kurzfristige Einladungen sind immer spannend – besonders wenn mir ein anderes Projekt rausfällt und ich bereit für Neues bin. Livigno. Der Ort war letztes Jahr schonmal bei mir auf der Liste. Fiel aber irgendwie zeitbedingt durch – umso schöner, dass es dieses Jahr mit unserem ersten Date klappt. Danke, Hansmann PR – auf geht’s zum Berg-Tinder, Italien Edition!

LIVIGNO FACTS:

Ein Dorf, wie ein Aussichtsbalkon zwischen den höchsten Bergen der Ostalpen. Aufgrund seiner exponierten Lage auch als „Tibet der Alpen“ bekannt. Italienisches Dolce Vita und Duty Free Paradies – im Winter bekannte Ski-Destination und Geheimtipp für Touren. Im Sommer locken leichte 3000er und einsame Täler. Der vor 30 Jahren künstlich angelegte Lago di Livigno, ein 9km langer Speichersee, versorgt die Engadiner Kraftwerke mit Energie. Die Staumauer Punt dal Gall befindet sich genau auf der schweizerisch-italienischen Grenze.

Kurven-Galore bis zum Lago di Livigno

Die Anreise ist nichts für Weicheier oder Magen-Sensibelchen – Kurven über Kurven. Meine Reisegruppe: Richie von der Augsburger Allgemeinen (mein Grossvenediger-Partner), Livigno-Experte Bene (der mit seinen Stories & Infos vorab die beste PR macht) und Gregor von Sports Medien. An Garmisch vorbei via Fernpass (mein erstes Mal wohlgemerkt, sonst komm ich immer übers Inntal-Dreieck) zum Reschenpass, rechts Richtung St. Moritz und bei Zernez scharf links – über den Oefenpass rein in den One-Way Munt-la-Scherra Tunnel, der uns direkt am Stausee, dem Lago di Livigno, ausspuckt. Schaut a bissal aus wie am Achensee. Nur das gegenüber der Stelvio Nationalpark liegt. Das Dorf ist übrigens Autofrei – es geht direttissima zum Hotel, der Montivas Lodge. Ein neuer Klotz in Holzoptik, Kategorie Basic Design Hotel würde ich sagen. Das Zimmer ganz nett und zweckmässig, mein Balkon ebenerdig mit der frisch asphaltierten Strasse – unfertig. Beim checken der Aussicht, falle ich direkt über aus dem Boden stehende Kabel. Eventuell auch, weil ich abgelenkt war. Panorama? Nein, eine Mülltonne, seitlich spitzelt ein Kirchturm und hinten ein Berg hervor… für den Blog eher weniger fotogen.

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Kein Zimmer mit Aussicht? Dann eben der erste Shot vom Treppenhaus im 2.Stock…

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Italienisches Dolce Vita, extended Absacker-Edition

Pünktlich zum Abmarsch fürs Welcome Dinner am Lago im hübschen Ristoro Alpisella gibts statt Sonnenschein gleich mal a bissal Wolken-Drama. Und Gewitter. Schön! Obwohl mein knurrender Magen mich schon leicht unentspannt macht. Nach dem ersten kühlen 1816 Weißbier (ja, können sie und zwar direkt aus der lokalen Brauerei – deswegen der Name) und einer großen Portion italienischer Schmankerln adoptieren wir vier Zuwachs. Das Team DACH wird gegründet – Dasha (wohnhaft in Züri, aus Sibirien – aufgewachsen in D) und der Schweizer Stephan. Das muss gefeiert werden. Wie war das mit dem Livigno Nightlife? Ein Absacker auf dem Weg zurück geht immer – oder zwei. Ich muss ja auch Bars empfehlen können, oder? Stopp 1: das urige Daphne’s Pub (Bonus: per Lift aufs Klo fahren – mach ich auch eher selten). Stopp 2: das alternative Homelywood (a lässige Boazn mit Gin Mare Tonic in Übergösse). Beides in Laufweite vom Hotel, mit Goodies bepackt und in selbstgewählten Serpentinen (knieschonend) dauert der Rückweg bergauf aber a bissi länger…

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Lago del Monte 2606m

BIKE & HIKE – manchmal reicht Plan B plus See auf 2606m

Ein Hin und Her beim Wetter – die App sagt so, der Himmel über Livigno anders. Und wenn die Nacht kurz war, hat der Körper sowieso auch ein Wort mitzureden. Eine schöne Tour für so einen Tag danach: per Ebike die ersten 600 Höhenmeter machen und dann unschwierig und ohne Gletscherberührung zu Fuß weiter zum Lago del Monte 2606m. Von dort bietet sich der leicht erklimmbare Monte Breva 3104m als Gipfel an. Bergab per Bike auf dem zum Teil steilen Schotterweg kostet mich dann mehr Nerven, als eine ausgesetzte Gratwanderung. Aber wenn man den Richie an der Seite hat, schafft man auch das… 

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Panoramablick vom Carosello 3000

FEEL THE ALPS – Sonnenaufgang am Berg und Yoga-Fails

Es hätte so schön sein können. Eine Sonderfahrt mit der Gondel zum Carosello 3000 kurz vor 6 Uhr. Rauf auf 2700m und den Morgen mit einer kleinen Tour auf den Monte de Rezze 2958m samt gewaltigem Panorama in Stille geniessen. Am Programm des Outdoor Media Event: ein meditativer Walk mit Asana Yoga Einlagen. Horror für mich. Keine Lust und vorab schon um Erlösung von diesem Punkt gebeten. Versteht mich nicht falsch – jedem das seine, aber ich brauche kein Yoga und Eso-Gequatsche zum entspannen am Berg. Nicht mal, wenn der so kahl aussieht, als wäre man am Mond. Nur eine traurige Skigebiets-Wüste im Sommer. Mein zusätzlicher Bonus heute: ich muss auch noch in einer Riesengruppe (Team DACH, Holländer, Italiener, Tschechen) gehen – mein Stresslevel auf Anschlag. Vor allem, wenn die Yoga-Lehrerin Stille, Konzentration und Fels fühlen bei jeden Schritt fordert – sich selbst aber ohne Luft zu holen munter mit dem Bergführer unterhält. Schweigen ist eh ein Fremdwort für den Großteil der Truppe… Eine kreisende Drohne – Digital Detox? Wenn mir dann vom rumstehen noch kalt wird, laufe ich schnell mal unrund. Die Erde umarmen und ihre Wurzeln küssen – schaffe ich auch ohne Hilfe oder Anleitung. Berg gehn reicht mir zum runterkommen.

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Meine Art der Entspannung: Bergpanorama in Ruhe geniessen

Long Story Short: ich klinke mich mental aus – freue mich über den Blick zur Ortler-Gruppe, zum Biancograt und schneebedeckten Livigno-Gipfeln wie den Piz Paradisino 3302m (leider als Tour gecancelt). Wundere mich über die vielen blühenden Blumen zwischen all dem Geröll auf fast 3000 Metern. So schön! Genau wie der ewig lange Abstieg durchs ruhige und wunderbar grüne Val Federia. Versöhnung mit dem Tag spätestens nach dem Begrüssungs Aperol Sprizz am Ziel im Calcheira Restaurant geglückt – geht doch! 

AVVENTURANDO – Klettersteig, Seilbrücken und über Schluchten sausen

Ein besonderes Schmankerl befindet sich im Val delle Mine. Ein kleiner Abenteuer-Spielplatz im Wald, der nur mit Bergführer betreten werden darf. Hier wechseln sich nach einem kurzen Zustieg einfache, versicherte Klettersteig-Partien am Fels mit kurzen Zipline-Strecken über die Schlucht und verschiedenen Seilbrücken ab. Zum entspannen nach einer langen Tour genau das Richtige – eine echte Empfehlung und auch für Kinder machbar! Videos davon gibts bei INSTAGRAM in den Highlights!

Fazit: Bergseensucht goes Livigno

5 durchgetaktete Tage, keine Zeit für Duty Free Shopping oder durchs Dorf flanieren aber genug für einen Hauch vom Dolce Vita. Kein Bad im Lago, dafür im Aquagranda Wellness Holzfass samt Prosecco. Die Einsicht, dass auf 1800m der Gin Mare Tonic mehr einschlägt als der lokale Schnaps. Ein erstes Mal, das bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Im Kopf und Herz sowie auf meiner Haut. Eine gewaltige Tour auf den CIMA CAVALLI 2937m, die einen extra Blogpost verdient hat –> CIMA CAVALLI 2937m via Il Motto 2716m

Livigno, du bist wahrlich besonderes – Bene hat nicht zuviel versprochen!

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CIMA CAVALLI 2937m (Danke Richie fürs Foto)
Danke an LIVIGNO und HANSMANN PR für die Einladung, das Valtellina während des #OME19 kennenzulernen, i´ll be back! An das beste Team DACH – ohne euch wärs nur halb so schön gewesen. Ein ganz besonderer Shout-Out geht an den besten PR, der das Dorf wirklich zu 100% im Herzen trägt. Bene, du hast diesen Trip von Anfang bis zum Ende zu was besonderem gemacht!