Unterwegs im Kaiserwinkel – Panoramatour durch das Winkelkar über den schwarz markierten, alpinen Steig (teils seilversichert, KEIN Klettersteig) auf die zweithöchste Spitze im Zahmen Kaiser. Trotz hoher Steinschlaggefahr – der Blick vom Gipfel auf den Wilden Kaiser und das Inntal ist unschlagbar!
Ewig lange auf der Liste – genauer gesagt, seit meiner Reha-Tour auf den Heuberg letztes Jahr. Knieschonend ist sie nicht, diese Routenwahl. Und auch keine 08/15 Wanderung. Mitte September konnte ich dann endlich mal Zeit für die Pyramidenspitze (zweithöchster Gipfel im Zahmen Kaiser neben der eher unbekannten vorderen Kesselschneid 2002m) freischaufeln. Eine wunderbare aber gar nicht so zahme Genuss-Tour mit kleineren Kraxl-Einlagen für schwindelfreie und trittsichere Berggeher mit Kondition…

TOURDETAILS
Start: Wanderparkplatz Durchholzen 735m | Walchsee (gebührenpflichtig, frei mit Kaiserwinkel-Card) – Strasse bis zur Jaga Ried Hütte – Großpointneralm – Winkelalm 1192m (alle unbewirtschaftet) – ab dann schwarz markierter Steig (kein Klettersteig, auch wenn er in diversen Onlinemedien darunter gelistet ist) mit teilweiser Seilversicherung und leiterähnlichen Stahltritten bis zum Gipfel auf 1997m. Freie Kletterei im I. Grad
Ca. 1300hm & 3.5h im Aufstieg (keine Einkehrmöglichkeit)Abstieg wie Aufstieg oder über die Vorderkaiserfeldenhütte (Kufsteinerland, 1600hm, Parkplatz Kaiseraufstieg) – Achtung: des is scho echt weit!
Über die Eggersgrinn (wegloses, bis zu 45° Grad steiles Schotterkar) nicht zu empfehlen!Alternative: Abstieg über den Höhenweg unterhalb des Rosskaisers entlang zum Heubergsattel und von dort zurück nach Durchholzen (auch weit)
Info: unbedingt STEINSCHLAGHELM für die Passage hinten im Winkelkar einpacken – leider treten hier viele Geröll los, ohne auf nachkommende zu achten. Bei NÄSSE sicher unangenehm und nur mit erhöhter Vorsicht zu geniessen! Klettersteighandschuhe von Vorteil (ich hab meine immer dabei, wenn irgendwo ein Stahlseil im Spiel ist)
Anmerkung: Wer nicht schwindelfrei oder trittsicher ist, dem hilft ein Klettersteigset sicher – es ist aber KEIN offizieller Klettersteig (keine Topo), lediglich ein ganz normaler, schwarzer (also schwer) markierter alpiner Steig, der teilweise seilversichert ist. Es kann sich also nicht immer „gesichert“ am Stahlseil entlang gehangelt werden…
Im Kaisergebirge bei Kaiserwetter
Schöner könnte der Tag nicht sein – klar, dass heute nichts mit „fast alleine unterwegs“ sein wird. Aber wenn man a bissal antizyklisch geht, klappt das auch an einem Samstag hervorragend. Stabiles Wetter vorausgesetzt – bei nur dem geringsten Gewitterrisiko bin ich lieber weit weg von stahlseilversicherten Steigen… das einzige Problem, am späten Vormittag ist die Parkplatz-Situation in Durchholzen schon dezent angespannt, genau 2 sind noch frei und einer davon jetzt meiner! Perfektes Timing, Helm noch schnell am Rucksack eingeklinkt und auf geht’s.
Zurück im Winkelkar
Kleines Throwback – im Winter war das Kar mir nicht gegönnt. Die Bedingungen für eine Skitour dort müssen perfekt sein, der Schnee hat im März noch gepasst aber die Nacht war nicht kalt genug. Und Wärme ist leider der Feind, auch nordseitig. Bis kurz vor der Winkelalm bin ich gekommen, je näher die Wände des Rosskaisers kamen aber desto stetiger begleitet von Geräuschen – die man nicht hören will. Kurz und Gut: Abbruch und Umkehr zum richtigen Zeitpunkt, keine 5 Minuten später kam es zu einer hör- und spürbaren Entladung… Heute: kein Thema. Ein spätsommerlicher Tag mit fetzblauem Himmel!

Zustieg: von Grün ins Grau
Anfangs a Strassen-Hatscher bis zur Jaga-Ried-Hütte, weiter durch den Wald und in freies Almgelände. Von dort wird das Grün schnell zu Grau – Steine und Schotter dominieren, die mächtige Felswand des Rosskaisers (Teil des Zahmen Kaisers) im Blick. Die Sonne brennt. Am Fuss des Winkelkars kommt der Helm zum Einsatz, bevor sich der Steig in Serpentinen stetig und zum Teil steil bergauf schraubt. Für mich eine echte Genusstour – auch wenn ich mich über so manchen ärgere, der unbedarft (im Abstieg) in lose Schotterstellen springt und damit eine Ladung nach unten schickt und alle anderen gefährdet. Ohne Hinweis. Sicher kann immer mal was abgehn, aber es geht mit a bissal Umsicht auch anders – vor Ort selbst ausprobiert. Die seilversicherten Passagen sind jetzt nicht wirklich extrem ausgesetzt, allerdings bei Nässe sicher sehr unangenehm und rutschig. Im trockenem Zustand spart man sich a bissal Kraft. Die freien Kletterstellen machen Spass, auch wenn zum Teil abgespeckt. Unterhalb des Joven (Jovenspitze 1892m kann beim Rückweg mitgenommen werden) quert man nach links, kommt nach ein paar steileren Abschnitten auf einen Sattel, weiter in eine Latschengasse und kann in von dort das Ziel anvisieren. Über die nördliche Flanke geht es dem Gipfel entgegen.
Über Stahltritte zur Pyramidenspitze
Die Schlüsselstelle (wenn man sie so nennen mag) ist sicher der letzte, steilere Aufschwung zum Gipfelplateau. Dort wartet ein Klettersteig-Element: leiterähnliche Stahltritte, die über eine steile Felsstufe luftig nach oben führen. Danach hat man es auch schon fast geschafft – das Kreuz zum greifen nahe, der Ausblick auf den Wilden Kaiser jetzt schon traumhaft… Am Gipfel liegt dann auf der anderen Seite das Inntal mit dem Kufsteinerland zu Füssen, ein 360° Panorama, wie es schöner wirklich nicht sein könnte…

Absolute Tour-Empfehlung, auch wenn es oben auch ohne Hütte einen Auflauf gibt. Menschenauflauf – von der Vorderkaiserfeldenhütte ist der Aufstieg einfacher wenn auch weiter und dementsprechend gut frequentiert


Kommentar verfassen