Spätherbst-Tour vom Feinsten: im Rohrmooser Obertal via Eschachalm zum Dusitzkarsee, über den Murspitzensattel 2013m zu den Giglachseen und retour via Knappenweg. Gelungene Premiere mit imposanten Weit- & Tiefblicken in den Schladminger Tauern (14,8km & 1150hm)

Je später der Herbst, desto schöner das Wetter… zumindest dieses Jahr! Mitte November noch so eine Tour starten zu können, damit hätte ich nicht gerechnet. Vor allem, weil die Schladminger Tauern sooo lange auf meiner Liste stehen. Jetzt hat es einfach mal gepasst – und wie! Goldenes Licht, der erste Schnee, der letzte Rest an brennenden Lärchen und keiner unterwegs – a echte Traumtour!

Ausblick beim Aufstieg zum Duisitzkarsee

TOURDETAILS  11.11.2020

Start: Parkplatz Hopfriesen (Rohrmoos Obertal, klein aber gebührenfrei) 1100m – Eschachalm 1213m (Strasse bis zur Alm Wintersperre 1.11-1.5, ansonsten Parkplatz direkt an der Alm & Wanderbus möglich) – Wandersteig 775 – Saghütten – Dusitzkarsee 1648m – Murspitzensattel 2013m – Giglachkar 1887m – Giglachseen 1921m. Retour via 776, Giglachalmen – (Abstecher zum Landauersee optional, plus 30min) – Knappenkreuz – Lackneralm 1360m nach Hopfriesen (Knappenweg)

14,8km, ca. 1150hm

Trittsicherheit & Schwindelfreiheit für den Murspitzensattel nötig. Achtung: im Herbst bereits großflächige Vereisungen! Grödel/Spikes von Vorteil

PS: Diese Runde wird von Hopfriesen aus gegen den Uhrzeigersinn als Oberntaler Almenrunde begangen – allerdings finde ich persönlich die Gehrichtung nicht optimal. Der steile Karrenweg bergauf, nein danke!

PPS: der Abschnitt vom Duisitzkarsee zu den Giglachseen (und weiter zur Ursprungalm im Preuneggtal) wird als BERGSEEWEG geführt – passend, oder? 

EIGENVERANTWORTUNG, GEWISSENHAFTE TOURENPLANUNG & AUSRÜSTUNG sowie GUTE SELBSTEINSCHÄTZUNG tragen ZUR EIGENEN SICHERHEIT bei!

Wilde Wasser – Weg zur Eschachalm

Von Hopfriesen via Eschachalm zum Duisitzkarsee 1648m

Der erste Teil der Tour verläuft Wintersperrebedingt vom kleinen Parkplatz Hopfriesen 1100m im Rohrmooser Obertal 2km lang über die Forststrasse bis zum Eschachboden und der Eschachalm. Quasi zum Aufwärmen ein Bonus-Zustieg zum Wandersteig 775, dieser führt dann schön stetig ansteigend durch den Wald, vorbei am Seebach-Wasserfall bis zu den Saghütten (nicht bewirtschaftet). Panoramablick auf Samspitze,  Sandspitze 2488m, Zwerfenberg 2642m und Elendberg 2672m. Durch den Kesslerboden weiter bis zum Duisitzkarsee 1648m. Dieser ist bereits am zufrieren, die Hütten am Nordostufer (Fahrlech- & Duisitzkar) längst geschlossen. Wunderbar ruhig, das ist hier oben sicher sonst nicht oft der Fall… Dieser Karsee ist wohl zurecht eines der beliebtesten Fotomotive in den Schladminger Tauern, eingebettet zwischen Ferchtlhöhe (1913 m) im Norden, Murspitzen (2333 m) im Westen und Duisitzer Hahnkamp (2296 m) im Süden. Er wird vom gleichnamigen Zufluss aus den südwestlich gelegenen Buckelkarseen (2073 m) gespeist, ist 330m lang und 250m breit. Perfekt für eine Frühstückspause in der Sonne, das nächste Ziel ist bereits in Sicht!

Aufstieg zum Murspitzensattel 2013m und weiter ins Giglachkar

Vom rechten Seeufer 1648m schlängelt sich auf der Westseite der 775 Steig in Serpentinenform bergauf bis zum Murspitzensattel auf 2013m – Tiefblicke inklusive! Kurz vorm Sattel gibt es eine seilversicherte Stelle, die bei uns defekt und bereits abgebaut bzw. das Seil teilweise ausgezogen war. Wird sicher nach dem Winter repariert. Auch das Gipfelbuch war leider schon in der Winterpause… Keine Pause hat das Panorama – Dachstein inklusive! Und auch der Duisitzkarsee zeigt sich hier oben nochmal von seiner besten Seite. Die folgende Querung rüber ins Giglachkar ist allerdings schon etwas mit Vorsicht zu geniessen zu dieser Zeit. Schattig und dementsprechend vereist sind viele Stellen – höchste Vorsicht ist geboten! Grödel von Vorteil! Die ersten Sonnenstrahlen gibts erst wieder beim Abstieg ins weite Giglachkar 1887m.

Zurück in die Sonne und weiter ins Giglachkar

Giglachseen, Almen, alte Knappenbehausungen & ein verstecktes Kreuz

Die beiden Giglachseen – den unteren erreicht man zuerst, er liegt auf 1921m und mit 16,5 Hektar der größere. Fast komplett gefroren und fjordähnlich. Die beiden sind übrigens das Herzstück der westlichen Schladminger Tauern und fast so beliebt wie der Duisitzkarsee. Eingerahmt von der Steirischen 2459m und Lungauer Kalkspitze 2471m im Westen, Kampspitze 2390m im Norden und Znachspitze 2225 m, Hading 2332 m, Freying 2131 m im Süden. Der Obere Giglachsee 1930m ist mit einer Fläche von etwa 3,5 Hektar deutlich kleiner. Am rechten Ufer lädt die Ignaz-Matthis-Hütte 1986m zur Einkehr (natürlich nicht im November), des wegen geht es nach kurzem Fotostopp retour – der Abstieg lang, das Tageslicht schon kurz. Der Giglachbach (gleichzeitig auch Zufluss) begleitet zurück durch das weite Giglachkar, zu den Almen und den ehemaligen Knappenbehausungen. Eine der niederen Steinhütten mit Holzdach steht noch direkt am Weg. Erinnert mich fast a bissl an Schwedisch Lappland.

Giglachkar oder Schwedisch Lappland? Der Dachstein verrät’s…

Steil bergab und lang talauswärts: der Knappenweg

Ein alter, teilweise steiler Karrenweg (eisige Abschnitte) führt weiter bergab, der Landauersee (ein Abstecher würde ca. 30 Min dauern) zur Linken und vorbei am Knappenkreuz. Versteckt in einer Felsnische, nur ein kleines Schild weist darauf hin. Der Forststrasse so lange folgen, bis links der Wegweiser auf einen schmalen Pfad nach unten führt. Dieser trifft erneut auf die Forststrasse und lässt dann ein zweites Mal abkürzen. Über eine kleine, komplett vereiste Holzbrücke geht es via Lackneralm 1360m auf einem schmalen Steig durch den Wald bergab, eine weitere große Holzbrücke führt abermals über den wilden Giglachbach und zurück in den Wald. Alternativ kann man aber auch auf der Forststrasse bleiben (länger aber einfachere Variante). Ausgespuckt wird man dann in der Nähe des Nickelmuseums, zum Parkplatz Hopfriesen gehts ein kurzes Stück vorbei an Wiesen und Almhütten. Zum Sonnenuntergang ein letztes Mal eine frostige Brücke queren, der Bach raucht, die Luft eisig – der Himmel rosa…

Pfiati, Schladminger Tauern – i kimm wieda, fix!