110 Kilometer durch die Wildnis Schwedisch Lapplands. 5 Tage, 4 Nächte – 14 Frauen aus 7 Nationen, 2 schwedische Mountainguidettes und ein Australian Sheppard. Alles zu diesem besonderen Trekking-Trip oberhalb des Polarkreises, von Nikkaluokta nach Abisko!

Der FjällRäven Classic Sweden (Est. 2005) ist seit über 10 Jahren ein echtes Kult-Event. 7 Tage voller magischer Momente, überwältigenden Eindrücken und einer unwirklichen, rohen Landschaft. Ein Teil davon auf dem berühmten Kungsleden (King’s Trail). Ein Abenteuer in der vielleicht letzten, echten Wildnis. 7 Tage mit 16 wunderbaren, starken Ladies aus 7 Nationen und einem 16monatigen Australian Sheppard namens Vassi, der am Trek für die nötige Motivation und Kuscheleinheiten sorgt. Unser Ziel, die 110km in 5 Tagen zu gehen. Machbar. Auch wenn es mein erster, richtiger Trek ist. Manche laufen die Strecke in 19 Stunden (!!!) – oder gehen Sie knackig in 3 Tagen…

Ich sage es ehrlich – ich habe etwas gebraucht, wieder in München anzukommen. Nicht weil der Flieger Verspätung hatte. Nein. In der Realität. Wie betäubt schliesse ich die Tür auf, Zwischenstopp am Balkon. Zum Sortieren. Viel zu heiss. Von knapp über Null zurück auf 25 Grad. Die erste Nacht im eigenen Bett, 12 Stunden Schlaf. Ich hab im Ernst überlegt, auf dem Flachdach oder am Balkon zu biwakieren. Bin wie benebelt. Und auch am nächsten Tag noch immer nicht fähig, meine Eindrücke niederzuschreiben. Aber jetzt, eine Woche nach der Rückkehr ist es Zeit.

Die Erinnerungen noch immer gewaltig als wäre es erst gestern gewesen…

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Drama-Wetter in Kiruna, Schwedisch Lappland. 150km oberhalb des Polarkreises

Anreise nach Kiruna, Schwedisch Lappland

Von München aus geht’s in den Hohen Norden. Im Handgepäck alles, was unbedingt mit muss (falls das aufgegebene lieber irgendwo anders hin will). An den Füssen: die brandneuen und noch nicht ganz eingegangenen Hanwag Tatra II GTX (ab März ´18 erhältlich!). Ohne geht’s nicht. Nach Zwischenstopp in Stockholm und erstem Beschnuppern der restlichen Mit-Trekker sitzen wir auch schon in der nächsten Maschine, Ziel Flughafen Kiruna. Schwedens nördlichster Destination. Landung 150 km oberhalb des Polarkreises, Temperatur 6 Grad. Hinter uns brauen sich bedrohlich dunkle Wolkenmassen auf. Ein Gebäude im Nirgendwo. Für die erste Nacht ist noch Zelt-Schonfrist, das Aufstellen will ja auch erstmal geübt werden.

Per Bustransfer gehts am legendären Eishotel in Jukkasjärvi vorbei, runter von der Strasse und auf einen holprigen Waldweg. Werden wir doch ausgesetzt und müssen direkt zelten? Nein. Angekommen in der Fjellborg Arctic Lodge warten hübsche kleine Hütten, ein prasselndes Feuer, ein See und ein echter Outdoor/Wildnis Experte samt Hund. Johan Skullman (Youtube: The Guy with the FR Shirt) wird uns die letzten Tipps mit auf den Weg geben, die gepackten Rucksäcke kontrollieren (es zählt jedes Kilo am Rücken) und auch den ein oder anderen nützlichen Trick verraten. Und den wichtigsten Hinweis für das Event: LEAVE NO TRACES! Ach ja – auch gefühlte 10000 Moskitos stehen als Empfangskomitee bereit, neben Tee/Kaffee und süssen Kanelbullar (Zimtschnecken).

Letzte Tipps und Tricks vom Outdoor-Profi

Die Zeit drängt. Eigenes Gepäck fix in die Hütte, die ich mir mit meiner zukünftigen Zelt-Schwester, Anna von Hanwag, sowie Sara & Franzi vom FjällRäven Team teile. Dort wartet auch schon mein Rucksack für den Trek – mit 65 Liter ein Riesen-Teil. Sowas großes hatte ich noch nicht am Rücken, hoffentlich fall ich damit nicht um… (Vorstellung: Maikäfer-Pose und nicht mehr auf die Beine kommen). Schnell einen Hauch Eau de Moskito drauf und zurück ans Feuer. Zu Johan, dem Experten in Sachen Wildnis. Die unverzichtbaren Basics bei einem Trek in der Wildnis plus Nice to Have Luxusgüter (darunter fällt auch Deo). Natürlich gibt’s meine genaue Packliste… ihr widme ich aber einen eigenen, ausführlichen Blogpost —-> TREKKING-ESSENTIALS

Da kommt schon einiges zusammen. Plus: das komplette, gefriergetrocknete und eingeschweisste Essen von Real Turmat für die ersten zwei Tage. 2x Frühstück (Fruktmüsli), 4x Mahlzeiten (Spaghetti Polo, Spicy Couscous, Beef Stew und Laks Pasta) plus Tee / Instant Kaffee, Brot und jede Menge Snacks. Riegel, Nüsse, Trockenfrüchte, Schoko, Dried Beef, Energydrinkpulver,… ich schmuggel noch einen Apfel, 4 kleine Tomaten (vom Balkon nach Schweden exportiert) und eine Paprika dazu. Mit Müllsack, Gaskocher (Primus Lite+ Stove), Messer und einer Liter Wasserflasche ist die Kochausrüstung komplett.

Zelten für Anfänger

Weiter gehts vom wärmenden Lagerfeuer hinter das Hauptgebäude der Lodge – ein einsames Zelt steht schon. Zur Demo. Die Verteilung ist einfach, ich werde die Stangen und die Heringe im Rucksack tragen, Anna das Zelt. Im Aufstellen sind wir beide Pro’s. Nicht. Der Endgegner: das Abisko Shape 2 von FjällRäven. Aber: nach einigen Hin und Her steht es – und schaut dabei gar nicht so unschön aus. Fast schon Editorial-Like. Der Meister sieht das anders und so müssen wir nachbessern und die Leinen noch straffer ziehen bevor Johan das Ergebnis abnickt. Bei Wind, Regen oder Sturm abends wird das sicher spannend… und darf keine 5 Minuten dauern…

Rucksack packen in 15 Minuten… oder: Punktlandung auf der Waage

Da steht er also, der blitzblaue Riese KAJKA 65W. Leergewicht 3500 Gramm. In Ihm, die Basis-Ausstattung für die nächsten Tage. Wir werden die Abisko-Serie von Fjäll Räven testen. Eco Shell Jacke & Hose; leichte aber robuste Zip-Off Hose (aus winddichten G-1000), Fleece-Hoodie-Zipper, wärmende Jacke und zwei Shirts (eins davon lass ich direkt zurück). Dazu Schlafsack, Inlay und Thermarest Matte.

Raus, rein, raus, rein – nach 15 Minuten Packmarathon kommt die Wahrheit an der Waage: 16 Kilo, keine Beanstandungen. Mit voller Wasserflasche 17 Kilo. War ja doch nicht so schwer… und das obwohl ich mehr als ein Luxusgut reingeschmuggelt habe – ich sag nur Trockenshampoo, Sonnencreme, Deo, Tigerbalm, Arnikasalbe,… aber natürlich alles multifunktional verwendbar und genug zum teilen! Zur Packliste geht’s HIER lang!

Last Supper: Dinner & Tradition. Rentier vs. Sauna

Lokales Skandi-Food – es gibt fast nichts besseres. Am Menüplan: Arctic Shark (sieht aus wie eine Art Forelle – oder doch Hai?), Rentier und nordische Beeren zum Schokomousse. Geniessen – denn ab morgen mittag gibt’s Tüte. Und dazu ein bis zwei Gläser Wein… dabei entsteht die Idee, unbedingt noch einmal Sauna und danach in den eiskalten See (der eigentlich ein Fluss namens Torne ist) zu springen. Nackt. Die letzte Nacht im Bett und die letzte Dusche zu zelebrieren. Gesagt getan! Und schön wars! Ewig hätte ich danach noch am Lagerfeuer sitzen können und dem Himmel beim vor sich hin Dämmern zu sehen, aber die Moskitos ließen mich gegen Mitternacht doch in unsere Hütte flüchten. Nicht ohne eine Spur der Verwüstung auf meinem Rist zu hinterlassen – die einzige ungeschützte Stelle…

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Morgenstimmung in der Fjellborg Arctic Lodge – Stille am Fluss Torne

TAG 1: Nikkaluokta 09.00 -> Checkpoint 1 Kebnekaise Fjällstation 18.00/18.45 -> Tolpagorni. Kilometer: ca. 23 / 54.600 Schritte

Um 5 Uhr bin ich hellwach. Aufregung? Come On! Ja gut, vielleicht etwas. Ich brauche frische Luft, Nebelschwaden wabern hinter der Hütte über das Wasser. Noch ist alles ruhig. Ganz langsam blitzt die Sonne durch die Bäume. Frühstücken, one last Time. Und fertig machen zur Abfahrt. Zum Start nach Nikkaluokta brauchen wir etwa eine Stunde. Aber schon nach 20 Minuten gibt’s das erste Highlight: wilde Rentiere, mitten auf und neben der Strasse… nur den Busfahrer tangiert das wenig, er ist diesen Anblick wohl gewohnt.

WOMEN on the TRAIL – READY to GO!

20170811_105623Durch Birkenwälder mit Blick auf angezuckerte Bergspitzen des Kebnekaise-Massivs geht’s im Pulk die ersten paar Kilometer. Dann verteilen sich die Trekker wie von alleine. Kurzer Stopp, Schuhe/Schnürung checken, Rucksack anpassen – 17 Kilo hängen jetzt schon ganz schön auf den Schultern. Dank richtiger Tragetechnik (erst auf der Hüfte schliessen, dann hoch schieben und fixieren) klappts gleich besser. Eine Lage ausziehen, mit Eau de Moskito einnebeln, weiter gehts! Am wunderschönen Ladtjojaure (See mit Strand) wird kurz pausiert und die ersten Blasenpflaster verteilt. Ganz wichtig: Füsse an die Luft! Schuhe aus, Socken aus! Warme Jacke an (die wird vor dem weitergehen wieder ausgezogen). Nebenan bei LAP DANALDS  wird gegrillt, Rentier, was sonst. Und der Burger schmeckt…

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Ladtjojaure

Nach der Mittagspause (2 Stunden später) dreht sich erstmals das Wetter. Dicke Regenwolken zeigen sich und der Wind frischt empfindlich auf. Die Birken weichen Büschen, die Landschaft wird rauer. Über kleine Trampelpfade und Holzbalken geht es endlos dahin… unterbrochen von kleineren Bächen, reissenden Flüssen und hängenden Brücken.

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(c) Anette Andersson Photography

Abends um 6 erreichen wir den ersten Checkpoint – aber unser Ziel für die Nacht liegt ca. 3 Kilometer weiter. Und die ziehen sich… gegenseitig wird nochmal motiviert, aber man merkt die Müdigkeit, die bleischwer zusätzlich zum Rucksack auf den Schultern sitzt. Und die 500g mehr (eine Dose Bier) zur Belohnung machen sich auch direkt bemerkbar. Unterhalb des Tolpagorni (1662m) beziehen wir um 20.30 das erste Nachtlager. Auf einer Anhöhe, mit sicherer Distanz zum Fluss. Jetzt gilts, Zeltaufstellen! Und es klappt – viel besser als erwartet. Im eiskalten Wasser kurz waschen (am ersten Tag ist man noch motiviert), Essen, ein Bierchen trinken und dabei den Tag Revue passieren lassen. Und dann ab ins Zelt… der Wecker klingelt um 6.00… oder man wacht sowieso wegen Sturm/Regen/Geräuschen um 4 auf, um sich dann einen Kloplatz mit Aussicht zu suchen. Wo einem nicht direkt der Arsch abfriert. Das kann schonmal 5-10 Minuten dauern und die müssen einkalkuliert werden.

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WOMEN on the TRAIL – ready for Day2! (c) Anette Andersson Photography

TAG 2: TOLPAGORNI —> SINGI (CP 2, Angekommen 12.50/ Aufgebrochen 14.40) —> SÄLKA (CP 3, 20.00) Kilometer: ca. 24 / 56.424 Schritte

Irgendwie fühl ich mich, als hätte ich einen Kater. Die ersten schmerzenden Stellen (Hüfte, Schulter, Nacken) werden ignoriert. Ich bin nicht die einzige. Doch das grandiose Wolken/Licht Spiel der Natur lenkt gekonnt ab. Zeltabbau nach dem Frühstück ist schnell erledigt, Rucksack gepackt und los gehts. Meine Moskitostich-Strassen am Rist beider Füsse vom ersten Abend sind geschwollen – das zieht einen verhängnisvollen Fehler nach sich. Ich schnüre nicht so fest wie gewohnt, um den Druckschmerz zu minimieren. Kurz vor der ersten Pause die Quittung: links knicke ich um, und wie. Mir wird kurz schlecht. Das Gefühl kenn ich leider nur zu gut – alle Bänder haben sich am Sprunggelenk schon ein- oder mehrmals verabschiedet. Aber es scheint nicht schlimm zu sein – fester schnüren, vorsichtig weiter und in 20 Minuten bei der Pause checken. Und es sieht zum Glück kaum geschwollen aus (so wie wenn wirklich was ab- oder angerissen ist). Weh tut’s trotzdem. Theater zahlt sich nicht aus – 20 Minuten Fuß hoch, dick Arnikasalbe drauf und vorm Weitergehen überlegen ob direkt Tapen oder nicht. Ich entscheide mich dagegen. Das kann ich noch immer falls es schlimmer wird. Socken drüber, feste Schnürung zur Stütze. Weiter geht’s… Zum Teil im strömenden Regen. Die letzten 2 Kilometer muss ich laufen. Oder einfach viel schneller gehen. Tempo abwechseln. Mir ist kalt, ich muss aufs Klo und nur Gehen ist keine Option mehr. Auch mit 17K auf dem Rücken. Es tut gut. Der Kopf wird wieder freier. Der Biss ist zurück. Auf die Shell-Regenhose verzichte ich gleich, zu Umständlich jetzt. Lieber abends warme Beine. Geschafft. Einchecken und warten. Im Regen. Eine halbe Stunde später trifft der Großteil der Gruppe bei CP2 ein, es regnet stärker. Ein Rentierfleisch-Wrap mit Püree und Preiselbeer-Marmelade wärmt von innen. Und weil die Landschaft immer unwirklicher wird, lasse ich ab jetzt Bilder sprechen!

TAG 3: SÄLKA -> TJÄKTJA (CP 4, 13.15/14.40) -> ALESJAURE (CP 5, 18.30) Kilometer: ca. 28 / 61.232 Schritte

Eine Pass-Überquerung, eine Geröllwüste mit Mondlandschaftcharakter, eiskalte Bäche und das Wissen, es geht bis zum bitteren Ende weiter…

Die längste Etappe steht an, für einige von uns wird sie zur Qual. Ich freue mich total, dass es endlich „bergauf“ geht. Der Tjäktjapass bei Kilometer 60 ist immerhin der höchste Punkt auf dem Kungsleden – mit stolzen 1140m. Ja, sonst lach ich da auch drüber. Die Hälfte der Strecke haben wir somit schon hinter uns. Von hier geht es 600 Höhenmeter hinunter und 50K weiter bis Abisko. Was nach dem Pass kommt, beschreibt ein Wort: Horror. Zwei Stunden geradeaus über Geröll und Felsbrocken – schwieriges Terrain. Meine Knie hassen mich, halten sich aber dezent im Hintergrund und lassen mein Sprunggelenk motzen. Die Gute Laune hat seine Grenze erreicht. Gespräche lenken ab, gegenseitiges Pushen ist wichtig wie nie. Trotzdem zerreisst es die Gruppe spätestens jetzt, da bei einigen der Akku auf Reserve und die Schmerzen auf Anschlag sind. Da hilft nur eins: langsam durchziehen. Meine Motivation: Spaghetti Bolo zum Mittagessen… die Packung hab ich mir extra aufgehoben. Und als wir den Checkpoint 4 erreichen, scheint sogar die Sonne. Es gibt neben einem weiteren Stempel im Pass und einen BROWNIE! Wie man sich über so Kleinigkeiten freuen kann… Halbzeit. Bis Alesjaure warten noch 14 Kilometer…

Highlight des Tages: den ersten kompletten Regenbogen gesehen… das ist ein eigenes Foto wert… einer der schönsten Momente dieses Tages! Findet auch Vassi WAU!

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TAG 4: ALESJAURE —> KIERON (CP 6, 16.20) Kilometer: ca. 18 / 44.468 Schritte

Schmerzmittel, Pfannkuchen, Lagerfeuer & Jägermeister

Heute ist kein guter Tag. Genauso Grau, kalt und Stürmisch wie das Wetter. Wir verlieren eine WomenontheTrail an den Helikopter. Keine Chance mehr und die Vernunft hat gesiegt. Das hier soll ja Spass machen und nicht von Tag 1 eine schmerzhafte Quälerei sein. Apropos Schmerzen: ja, alle sind dabei. Manche mit mehr, manche mit weniger. Ich möchte nicht tauschen – mir geht es soweit wirklich gut – trotz maximal 4 Stunden Schlaf pro Nacht. Mein Körper lässt mich nicht im Stich. Aber zwei meiner Finger (auch noch die Daumen) sind von der Kälte komplett offen. Tapen, Handschuhe drüber. Stöcke halten wird zum Krampf. Die Schritte fallen nicht mehr so leicht. Und heute wechselt das Wetter auch nicht wie sonst. Monoton. Eine Symphonie in Grau, nur das Geräusch von prasselnden Regentropfen auf der Kapuze. Pause, im Regen. Mittagspause, im Regen. Regenbogen. Regen. Nach der Mittagspause kommt der mit Abstand schlimmste Teil des Trails. Für mich zumindest. Matschig, rutschig, felsig, bergab – oarsch. Statt meinen Knien meldet sich mein rechtes Sprunggelenk. Muss dass jetzt sein? Die alte Verletzung ist 3 Jahre her. Und macht jetzt bei jedem Schritt Terror. Ein Stich im Gelenk. Mir ist zum heulen. Ich rede nicht mehr, setzte die Schritte langsamer und beisse mich zur nächsten Pause durch. Von dort sieht man bereits den Abiskojaure-See, die ersten Bäume tauchen auf, der Weg wird wieder besser. Sandig und weich. An der Grenze und drüber. Fast alle von uns. Motivation: beim vorletzten Checkpoint, Nummer 6, warten Pancakes! Man kann sich viel einreden. Hauptsache es funktioniert. Eine Essiggurke wär mir lieber weil die ganzen Riegel, der Schoko und das andere süsse Zeug schon beim Hals raushängen. Aber da fällt mir ein, es gibt einen Joker. Ein kleines Packerl mit Oliven – die direkt dran glauben müssen. Kieron, der heilige Berg, hat seinen Namen übrigens vom sämischen Wort für Rebhuhn. So eins gegrillt wäre auch okay…

PS: den Jägermeister für die komplette Truppe haben unsere Guides Susanne und Ann von Nikkaluokta bis hier hin geschleppt… 

Abends gibt’s endlich die Möglichkeit, einmal am Lagerfeuer zusammen zu sitzen und die Tage Revue passieren zu lassen. Der Wettergott ist doch auf unserer Seite.

TAG 5: KIERON —> ABISKO TURISTSTATION (CP 6, 14.24) – ZIEL! Kilometer: ca. 17 / nach 100k insgesamt ca. 126.696 Schritte

Endspurt. Und es läuft. Locker. Irgendwie ist der Druck raus – das Ziel in greifbarer Nähe. Die letzten Kräfte mobilisieren. Die Landschaft ist weicher, die Birken sind zurück. Und auch die Moskitos. Die hab ich ja auch schon fast vermisst. Nicht. Aber das Beste: die Sonne scheint! Kaum Wolken am Himmel. Let’s do this!

Nach genau 101 Stunden passieren wir das Ziel. GESCHAFFT!

Nach dem Classic ist vor der Party… jeden Abend spielt eine Band im Trekkers Inn. Und trotz Strapazen, wunden Füssen oder anderen Schmerzen wird hier getanzt und zwar nicht zu knapp. Bis halb 2 Uhr Nachts, mit Bier und Schnaps – obwohl um 5.30 schon wieder der Wecker klingelt… verdient!

FACTS: FjällRäven Classic 2017 Sweden (Nordlappland)

2000 Starter aus 38 Ländern (26% Schweden, 15% Deutschland, 13% Südkorea & 12% Niederlande). Gestartet wird an drei Tagen zu je drei Zeiten (Fr-So), Tickets ca. 230 Euro

Zum ersten Mal waren 40% Frauen dabei

Der älteste Trekker war 74 Jahre, der jüngste 3

Den höchsten Respekt verdient die Person, welche auf Krücken gestartet und gefinisht hat!

Ca. 4% haben den Trek nicht beendet.

Für 82% war es das erste Mal, 18% waren zum zweiten oder noch öfter am Start.

Stichwort Wildnis/Natur & Großevent: LEAVE NO TRACES (Hinterlasse keine Spuren) – jeder Trekker bekommt eine Mülltüte, in der alles bis zum Ziel gesammelt werden muss. Es ist verboten, zwischendurch an den Abfallstationen der Checkpoints oder an Schutzhütten zu entsorgen. Auch keine Essensreste.

Mittlerweile gibt es den FR Classic auch in Dänemark, den USA und erstmals in Hongkong

BEST OF…

Vielen Dank an FjällRäven & Hanwag für die Ausstattung und die Möglichkeit, beim ersten #WomenontheTrail dabei zu sein! Ein wahrer Trip of a Lifetime – weit mehr als ein normaler Event!

Danke an unsere großartigen Guides, Susanne & Ann – simply the Best!

Und an die Ladies: Anna, Sara, Franzi, Kati, Eliska, Anna S, Florance, Astrid, Linda, Melanie, Renate, Line, Kathleen – you ROCK!

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Danke Kathi für die schönen Portraits (und dann auch noch am letzten Tag, die Frisur sitzt) – WOMEN ON THE TRAIL, HEAR US ROOOAR! (c) Kathi Kamleitner, watchmesee.com

Tracking am Trek: mit dabei hatte ich die TOMTOM Adventurer. Der Akku hat sich 

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TOMTOM Adventurer

nach 5 Tagen im Flugmodus kurz nach KM100 verabschiedet… da waren wir einfach 1 Stunde zu langsam 😉 oder: hätte ich zu Beginn direkt auf Flugmodus und nicht in den Wandermodus (samt Herzfrequenz & GPS) geschaltet, der die Hälfte des Akkus gesaugt hat, wäre es sich ganz leicht ausgegangen. Aber: TOMTOM hatte gegenüber allen anderen die Nase Akkutechnisch vorne… manche Modelle der anderen Ladies waren nach Tag 2 schon aus! Mehr zur Uhr bald…