Freeriden am Nassfeld – abseits der gesicherten Pisten, im freien Gelände. Mein dritter besonderer Winter-Moment, der anstrengend aber lohnend war. Eine schöne aber bittere Erinnerung, während ich gerade mit frisch operiertem Kreuzband in der Klinik liege…  Am Nassfeld in Kärnten lässt es sich nicht nur super in der Sonne sitzen, ich darf auf Einladung ganz besondere Winter-Momente erleben (powered by Österreich Werbung)! Die lässt es sich natürlich nicht nehmen, mich dabei zu begleiten. Nach Vollgas auf der Speedstrecke (HIER nachlesen) und shredden im Snowpark (HIER nachlesen) geht’s diesesmal für mich ins Gelände… #yeahwinter

Von der Piste ins Gelände – Freeriden am Nassfeld

Das dritte besondere Winter-Erlebnis führt mich abseits der Piste ins unberührte, ungesicherte Gelände. Natürlich nicht alleine, weil ohne Gebietskenntnisse das grob fahrlässig wäre und die Schneesituation im Moment sowieso nicht gerade optimal ist. Aber mit einem professionellen Guide an meiner Seite freu ich mich total auf diesen Tag. Markus Tschapeller von der Schnee Sport Schule Nassfeld begleitet mich, zeigt mir seine Geheimspots und kümmert sich noch ganz nebenbei um meine Fahr-Technik im Gelände. Die ist essentiell, gerade bei gepresstem Schnee, abgeblasenen eisigen Kuppen und Burchharsch. Pulver finden wir nur im Wald – aber dazu später.

Von der Piste ins Gelände kann ich natürlich nicht mit einem normalen Ski, deswegen haben mir die Jungs im Verleih von NTC Sport Sölle für diesen Ausflug etwas anderes ausgesucht. Breitere Powderlatten mit Tourenbindung von Dynastar. Dazu Felle und Harscheisen. Beides brauche ich erst später. Mein komplettes LVS-Equipment habe ich selbstverständlich im Rucksack dabei. Lawinenverschütteten-Suchgerät, Sonde, Schaufel. Markus checkt akribisch alles,  auch wie hoch die Batterie-Leistung noch ist. Ein nicht unwesentlicher Punkt – 88%, passt!

Wir werden erst mit dem Lift zum Kofelplatz-Madritsche (1919m) auffahren und dann die Piste Nr. 21 verlassen – rüber Richtung Madritschen Kopf (1.842m) queren und dort im Gelände an den Skills arbeiten. Das LVS umgeschnallt, eingeschalten und gecheckt. READY!

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Wind verfrachteter Schnee im unberührtem Gelände… Bluebird-Tag beim Freeriden am Nassfeld

Statt Pulverschnee wartet zickiger Bruchharsch

Ich bin ehrlich und sage ihm direkt, wie ich mich einschätze. Mein 11tes Mal auf Ski. Bei schönem Pulver hab ich die ersten beiden Versuche hinter mir, aber dieser weiche Teppich ist am Nassfeld abseits gerade nicht vorhanden. Schwierige Verhältnisse inkl. Bruchharsch, alles andere als leicht zu fahren – meint Markus. Aber dann lernt man wirklich – was aber nicht heißt, dass es weniger anstrengend für mich wird als die letzten paar Tage. Bruchharsch? Für alle, denen dieser Begriff nichts sagt: wenn Schnee  nach Erwärmung (zb starker Sonneneinstrahlung) antaut und dann wieder gefriert (nachts) bildet sich eine oberflächliche Eiskruste. Unter diesem „Harschdeckel“ ist der Schnee aber trocken und pulvrig. Je nach Stärke bedeutet das eine sehr unterschiedliche Tragfähigkeit, was das Befahren mit Skiern so anspruchsvoll macht: man sinkt/bricht z.B bei der Kompression einer Kurve im Schnee ein, zwischen den Schwüngen trägt die Kruste aber…

Welche TIPPS hat Markus vorab für mich? Die Ski wirklich eng fahren, das gibt mehr Auflagefläche im Powder (einfacher gesagt als getan). Wenn man die letzten 15 Jahre dem Snowboard unterwegs war, kennt man dieses Problem natürlich nicht… Außerdem: immer den ganzen Ski belasten und nicht wie auf der Piste „auf der Kante“ fahren. Oberkörper VOR! Nicht hinten drin sitzen (keine Ahnung wo ich das her hab). Und: Geschwindigkeit ist dein Freund! Die braucht man für den Auftrieb – nicht nur bei Bruchharsch.

Abfahren und Auffellen – Harscheisen nicht vergessen

Nach der ersten kleinen Abfahrt im Gelände (eisige Kuppen, windgepresster Schnee) wird aufgefellt. Harscheisen drauf. Die sind heute wirklich gefordert. Kurzer Aufstieg. Ich merke den gestrigen Tag – 42 Pistenkilometer und knapp 6000 Höhenmeter runtergerissen. Dementsprechend sind meine Oberschenkel nicht mehr ganz frisch und deswegen ist das Ganze anstrengend aber bei Sonnenschein und Panorama geht man gerne. Ich zumindest. Nach dem Aufstieg erst die Ski wieder umbauen, Felle und Harscheisen im Rucksack verstauen, Bindung & Tourenschuhe in den Abfahrtsmodus bringen und noch mal alle Kraft zusammen nehmen. 

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Auffi geht’s…

Und dann passiert’s. Ich bin zu langsam, vielleicht auch zu Vorsichtig und breche in der Kurve mit einem Ski ein. Abflug. Mache nähere Bekanntschaft mit dem Harschdeckel. Radiere mit dem Gesicht drüber – ein Mikrodermabrasions-Peeling ist ein Scheiss dagegen. Mein Ellbogen schlägt hart auf, sonst ist alles okay. Oarschpartie. Stürzen ist im Gelände eigentlich immer schlecht. Egal bei welcher Lawinenwarnstufe. Eine Zusatzbelastung, die ein Schneebrett oder eine Lawine auslösen kann. Nix davon passiert – zum Glück. Kurz danach wird der Schnee weicher, ja sogar etwas pulvrig. Markus kennt sich aus und lotst mich kreuz und quer durchs Gelände. Kein Mensch oder Lift weit und breit. Im Wald kassiere ich ein paar saftige Ast-Watschn – Selbstschuld, Kurzschwünge müssen auch sitzen. Aber immerhin ist das fahren hier viel angenehmer. Etwas einfacher fällt es mir – kopfüber im Schnee lande ich trotzdem… nicht nur einmal. 

Wenn schon beim Fahren echt noch viel Luft nach oben ist – Spitzkehren klappen wenigstens immer (exzessiv beim Splitboarden geübt). Normalerweise werden sie erst dann fällig, wenn das Gelände steiler als 30% wird. Im Wald bin ich in gewissen Momenten leider mit einer Spitzkehre schneller und sicherer als mit Bogen fahren… #shameonme

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WOHOO, zwischendrin klappt’s ganz gut #yeahwinter

Abfahrt zum Pramollo See, der unterhalb der Passhöhe Passo Pramollo (der italienische Name für Nassfeld) und somit im italienischen Kanaltal liegt.  Ein Schlepper bringt uns zurück ins Skigebiet. Markus will mir noch eine Freeride-Variante von der Tressdorfer Höhe (1875m) zeigen. Und hier läuft es schon viel besser. Ich fange an, mich sicherer zu fühlen. Ein guter Abschluss für diesen Tag!

Pfiati Piste, Grias di Gelände!  –> HIER ANSCHAUEN!

Vielen Dank an Österreich Werbung und den TVB Nassfeld für die Einladung! Diesen und weitere Yeah-Winter-Momente gibt’s auf Austria.info.

Für Guides, Techniktraining & private Freeride-Trips —> Schnee Sport Schule Nassfeld und bitte liebe Grüße von mir ausrichten 😉

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