Zurück im Zillertal, zurück am Spieljoch. Mit dieser Tour sind meine ersten 10.000hm im Aufstieg Post-OP geschafft. Über den Alpinsteig zur Kellerjochkapelle, schwarz markiert – reizvoll und einsam. Bergerfahrung, die richtige Ausrüstung und Trittsicherheit ist hier gefordert!
Zurück in Fügen und am Spieljoch. Dort, wo ich im März an Tag 33 Post-OP (!!) das erste Mal wieder auf einem Gipfel stand. Gut, der Aufstieg damals dauerte genau 15 Minuten – von der Bergstation aus. Das Gefühl trotzdem überragend (Tour nachlesen). Genau aus diesem Grund bin ich jetzt zurück gekehrt, für eine ganz besondere Tour, auf der ich 146 Tage nach meiner Kreuzbandplastik die ersten 10.000 Höhenmeter im Aufstieg feiern kann. Vor knapp 5 Monaten hätte ich das nicht für möglich gehalten. Berg-Reha ist eben das, was mich stark macht – mental und physisch. Das wird und muss auch nicht von jedem verstanden werden – mein Arzt war erst auch nicht glücklich über meine Ausflüge – hat aber spätestens beim 4Monats-Check gesehn, warum es wichtig für mich und für die Heilung des Knies ist. Und der Erfolg gibt mir recht. Den hätte ich wahrscheinlich aber auch nicht so schnell gehabt, wenn ich nicht hart in der Physiotherapie bei Fit im Tal am #comebackstronger gearbeitet hätte. Bergab gibt es klare Defizite… aber, lieber Schnecke als gar nicht unterwegs!
Tour: Spieljoch – Onkeljoch – Alpinsteig 312 – Kellerjochkapelle (2344m) | Alternativ: erst zur Kellerjochhütte und von da hoch zur Kapelle | Abstieg: Kellerjochhütte – Gartalm – Geolsalm – Spieljoch (ca. 10 km, ca. 660 hm Aufstieg)
Normalerweise führt die Rundtour vom Spieljoch aus bis zur Gartalm hauptsächlich sanft durch Almengebiet, danach etwas steiler und felsiger bis zur Kellerjochhütte. Für meine Variante kommt nur der Aufstieg über den schwarz markierten Alpinsteig (Nr. 312) in Frage. Für den knieschonenden Abstieg wähle ich dann die weniger steile Variante (Weg 18a), vorbei an der Gart- & Geolsalm und vom Spieljoch zurück ins Tal per Gondel. Weil: lieber steil bergauf als steil bergab!

Alpinsteig – zwischendurch a bissal kraxln statt nur wandern
Über den Grat vom Spieljoch (1920m) im Nebel direkt zum Onkeljoch (2066m) hoch – dort befindet sich der Einstieg. Es klart auf. Kaum ein Mensch unterwegs. Gut, das war auch mein Ziel, deswegen erst um halb 4 nachmittags gestartet und Sonnenuntergang (inkl. Übernachtung) eingeplant. Ein schmaler Pfad quert erst unterhalb des Metzenjochs und führt dann als Steig zum Teil steil aber nicht allzu schwierig bergauf. Trotzdem sollte man hier nicht ausrutschen. Blühender Almrausch (Almrosen) überall – das einzige Pink, dass auch ich mag. Umdrehen nicht vergessen – der Blick auf das vordere Zillertal belohnt! Murmeltier-Löcher überall, aber scheinbar keiner dahoam.
Sobald man den Kessel hinter sich gelassen hat, wird das Blickfeld wieder offener und gibt rechts den ersten Blick auf das Inntal / die Silberregion Karwendel frei. Die Kellerjochkapelle ist von hier aus auch bereits sichtbar – aber noch lange nicht greifbar. Konzentration, die ersten ausgesetzten, extrem schmalen Steigpartien folgen. Schneewasser bahnt sich den Weg. Kurze, drahtseilversicherte Stellen bevor es wieder auf grasigem Untergrund nach oben geht, das Inntal zu Füßen. Auf einem Plateau stellt sich dann folgende Frage…
Direkt zum Kellner oder erst zur Kellerjochhütte?
Hunger. Und zwar knurrt mein Magen so, dass die Schafe neben mir leicht nervös schauen. Deswegen folge ich jetzt nicht dem letzten Stück des Alpinsteigs steil nach oben zum Gipfel des Kellner (wie das Kellerjoch bei den Einheimischen heisst) sondern wähle den Dr. Luis Lechner Steig rüber zur Kellerjochhütte. Und der ist durchaus fordernd trotz vieler Drahtseilversicherungen und einigen Steighilfen. Loses Geröll, zum Teil ausbrechende und glitschige Felsen. Aber genau das macht so viel Spass. Kraxln statt nur wandern. Gezielt und langsam Tritte setzen, dann macht das Knie gut mit. Keine Probleme. Bergsteiger-Penne auf der Sonnenterasse der Kellerjochhütte verdient. Bergab würde ich diesen Steig allerdings ehrlich gesagt im Moment ungern gehn.
Sonnenuntergang am Kellerjoch
Nach dem Schlemmen mache ich mich auf den Weg zur Kapelle. Dieses mal sogar mit Drahtseilversicherungen (nicht wie Ende Oktober `16 von Grafenast aus). Eine ganze Menge sogar – die waren damals sicher noch nicht alle da. Oben: Ruhe (bis auf einen eisig pfeiffenden Wind), Sonne und 360° Panorama. Zillertal, Inntal, Karwendel, Brandenberger Alpen… Schnell die leichte aber super warme Polartec-Jacke aus dem Rucksack raus. Auch im Sommer ist es oben einfach frisch. Und eingekuschelt sitzt es sich immer besser. Genießen. Übrigens, es lohnt sich die Geschichte der kleinen Kapelle auf der Gedenktafel zu lesen. Nachdem sie früher einmal vom Sturm weggeblasen wurde, trotzt sie dank Stahlseilen jetzt jedem Wetter. Obwohl die Stirnlampe im Rucksack ist, entscheide ich mich um halb neun schon wieder zur Hütte abzusteigen. Merke, dass ich müde bin. Das Knie auch. Und nach Sonnenuntergang nichts riskieren will. Dann eben den Rest vom Lichtspiel auf der Terrasse auf 2237m anschauen und nach einem Spritzer gegen 10 ins Lager kriechen… während unten im Inntal die Lichter glitzern. Fein!

Abstieg über Gart- und Geolsalm
Nach einem noch feinerem Hüttenfrühstück mit selbstgebackenem Brot, frischer Butter, Marmelade, Speck und Käse geht’s zurück… bergab in den Kessel. Wer Zeit und Lust hat, kann direkt noch den Kuhmesser (2264m) anhängen und dann über die Gartalm retour. Dort steht übrigens ein Denkmal für Bruno an der alten Alpe… der hat hier vorbeigeschaut, bevor er leider als Problembär exekutiert wurde. Super schön auf schmalen Pfaden geht es Richtung Geolsalm, vorbei an Bächen und fetten Bergblumenwiesen. Auf einem Felsen sonnt sich eine junge braune Kreuzotter. Ewig keine gesehn.

Je näher ich dem Spieljoch komme, desto mehr Wanderer kommen mir entgegen – um 9 Uhr fährt die erste Gondel hoch, merkt man. Über den kleinen Grat mühen sich manche schon derart ab, dass ich hoffe, sie kehren direkt auf der ersten Alm wieder ein… und zu der Gruppe in Crocs und komplett ohne Ausrüstung sage ich jetzt lieber nichts. Versteh ich nicht – die ältere, rüstige Dame übrigens auch nicht, sie schüttelt nur den Kopf, seufzt ein „oh mei“ und tippt sich mit einem Lächeln an den Kopf. Ein Kaffee und dann per Gondel runter. Das Knie dankt und ich bin auch happy. Pfiati Zillertal, bis zur nächsten Tour!

HINWEIS: die Kombi-Tickets der Spieljochbahn (Berg- & Talfahrt) sind nur an einem Tag gültig! Erste Bergfahrt um 9.00, letzte Talfahrt um 16.30 Uhr! Wer auf der Kellerjochhütte übernachten möchte: an Wochenenden unbedingt reservieren, da nur 26 Schlafplätze verfügbar!
Übrigens, die interaktive Karte auf best-of-zillertal ist für die Tourenplanung ein wirklich lässiges Tool (und nein, der Tipp ist nicht gesponsert weil super praktisch!)

11. Juli 2018 at 16:20
tolle Tour mit einem grandiosen Sonnenuntergang !!!!
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11. Juli 2018 at 16:44
ganz fein wars!
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11. Juli 2018 at 18:11
Was für traumhaft schöne Bilder! Und obwohl ich gerade erst in den Bergen war, bekomme ich tatsächlich schon wieder „Bergsehnsucht“. Klasse!
Liebe Grüße aus Limburg, Jörg von Outdoorsuechtig.de
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11. Juli 2018 at 19:32
Lieber Jörg – so soll das sein, freut mich sehr! K
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