9 Seen, ein luftiger Steig und 2 Gipfel – vom Wolfgangsee über den alpinen Purtschellersteig zur Gipfelmadonna der Spinnerin 1750m und weiter zur Schafbergspitze 1782m. Eine Tour, wie sie nur dahoam im Salzkammergut möglich ist…
Lange stand sie auf der Liste, die Spinnerin – ein Nebengipfel am Schafberg. Ein ganz besonderes Felswandl, senkrecht abfallen und exponiert. Kein Gipfelkreuz auf der Spitze, etwas weiter unten wacht eine weisse Madonna zum Gedenken an Absturzopfer. Da Anfang Mai die Schafberg-Zahnradbahn noch im Winterschlaf ist, muss jeder aus eigener Kraft aufsteigen… meine Wahl: über den schwarz markierten, teilweise seilversicherten, alpinen Purtschellersteig von St. Wolfgang aus.

TOURDETAILS | 9. Mai 2020
Start: Parkplatz St. Wolfgang am Wolfgangsee 548m (4 Euro / 24h, nur Münzen – Automat wechselt nicht) kurz vor der Schafbergbahn. Der direkte Parkplatz daneben kostet 6 Euro/24h – Weg Nr. 17 zum Mönichsee 1300m – Purtschellersteig (schwarz markiert, teilweise seilversichert. Alpine Erfahrung, absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit unbedingt notwendig – bei Nässe meiden!) – Spinnerin 1750m – Schafbergspitze 1782m
ca. 1300 hm und rund 7.8k im Aufstieg
Abstieg: via Schafbergalm nach St. Wolfgang (rot markiert, unschwierig), ca. 7.6km
Oder: knieschonende Fahrt mit der Schafbergbahn (voraussichtlich ab 30.Mai)
Alternative: von der Schafbergspitze via Himmelspforte (alpiner Steig) und Eisenaualm (Einkehrstipp) zurück zum Mönichsee. Von dort gleicher Abstieg wie Aufstieg nach St. Wolfgang. AKTUELL noch in der WINTERSPERRE, Seil unter Schnee & steile Altschneefelder (schau ich mir beim nächsten Mal an)
Vom Wolfgangsee 548m zum Mönichsee 1300m
Die Tour startet direkt neben der Schafbergbahn Talstation (mit der übrigens schon der Kaiser auf den Schafberg gefahren is), wo es sich die Strasse die ersten Höhenmeter nach oben schraubt. Nach dem letzten Haus gelangt man über eine Forststrasse, danach über Waldwege (Achtung, teils mit gewaltigen Baumbruch) bis zu dem Punkt, an dem unterhalb der Mönichsee auf 1300m liegt. Von rechts würde man hier übrigens vom Vormauerstein 1450m am Wolfgangsee | Salzkammergut bzw den Vormaueralmen rüberkommen. Übrigens: am Ditlbach verläuft die grüne Grenze zwischen Oberösterreich und dem Salzburger Land – bei dieser Tour quert man vom einen ins andere Bundesland!

Tiefblicke am Purtschellersteig
Nach dem Mönichsee auf 1300m geht es nach links und der Purtschellersteig beginnt. Sobald man aus dem Wald heraus kommt, lässt sich beim Blick auf die steile Felsflanke bereits erahnen, dass hier der alpine Teil des Aufstiegs beginnt. Bereits der schmale Pfad zum Wand-Einstieg ist ausgesetzt, die Seilversicherung startet erst am Fels. Staubtrocken ist das Gestein – so soll es sein! Die Aussicht auf den Wolfgangsee geniessen – können nur diejenigen, die wirklich keine Probleme mit Höhe oder ausgesetzten Stellen haben. Hab i mi auf luftige Steige wie diesen gfreit! Und heut is auch noch fast keiner unterwegs, die paar im Abstieg können an einer Hand abgezählt werden. Der Eingang zum Wetterloch ist noch gut mit Schnee gefüllt, auch hier wacht eine weisse Madonna. Danach teilt sich der Steig – links geht es flach zur Schafbergalm, rechts steiler zum Gipfel des Schafbergs und wer genau schaut, erkennt den schmalen Einstiegspfad zur Spinnerin.

7 Seen, eine geheime Höhle und die weisse Madonna auf der Spinnerin 1750m
Vorbei an einer geheimen Höhle (mehr werde ich dazu nicht sagen, um dieses Platzal zu schützen), die letzten Höhenmeter nach oben – erst jetzt erkennt man, welch gewaltiges Felswandl die Spinnerin ist. Am Grat angekommen, sieht man erstmal die steile, senkrecht und schroff abfallende Seite, links der Blick zur Schafberg Station & zum Hotel Schafbergspitze. Vorbei an der weissen Madonna bis zum höchsten Punkt. Kein Gipfelkreuz, nur Steine. Ein 360 Grad Panorama zum niederknien – allerdings nicht zum verweilen. Fliegende Ameisen attackieren hier – die Armee der Spinnerin? Deswegen nach ein paar Fotos relativ schnell der Rückzug, auch das Gipfelvideo ist nicht verwendbar weil über und über mit schwarzen Punkten der Ameisen gespickt. Übrigens: nur von hier oben hat man auch den Blick auf den Schwarzensee! Durch 2m hohe Latschen latschen und dabei keine Latschen-Watschen abgreifen… ganz nahe am Abgrund auf dem Weg zur Schafbergspitze – unbedingt umdrehen, erst von hier aus sieht man im Ganzen, wie senkrecht die Wände der Spinnerin zum Mondsee und Attersee hin abfallen, direkt unter der Felswand befinden sich die zwei kleinen Schätze: Suissen- & Mittersee.

Schafbergspitze und Himmelspforte
Das Hotel und auch die Schutzhütte sind noch geschlossen, nach dem Tunnel vor der Bergstationseinfahrt der Schafbergbahn schmilzt der Schnee in Ruhe vor sich hin. Ruhe – damit ist es jetzt leider vorbei. Hier oben ist gut was los – und zwar teilweise in einer Lautstärke, die ich am Berg nicht haben muss. Aber mei, es freut sich halt jeder wieder a bissal rauszukommen. Und von hier ist der Panorama-Blick auch einfach wunderschön. Vom Wolfgangsee bis zum Fuschlsee, der kleine Krottensee dazwischen, Mondsee mit Drachenwand, der Attersee. Rüber zum Dachstein, das Tennengebirge, der Salzburger Gaisberg…. Schnell zur Schafbergspitze und zur Himmelspforte. Die Abstiegsoption wird aber direkt begraben – offiziell noch in der Wintersperre (trotz gut erkennbarem Schild am Einstieg hält sich leider nicht jeder dran). Berechtigt ist es, wie ich zwei Tage darauf erfahre: die Seilversicherung noch teilweise unter Schnee und neben den steilen Altschneefelder werden von Ausweichenden etliche Felsbrocken losgetreten. Der Himmelspfortensteig rennt mir nicht weg und ausserdem hab ich da noch einen feinen, ausgesetzten Gipfel im Blick – die Törlspitz 1589m …

Von der Schafbergalm zum Kuchen und weiter in den Fisch-Himmel
Der Abstieg von der Schafbergspitze führt erst über grasige Pfade und zahlreiche Steintreppen, quert dann die Gleise der Zahnradbahn und nach der Schafbergalpe (aktuell geschlossen, Mittelstation der Schafbergbahn) gelangt man neben saftigen Almwiesen langsam wieder Richtung Wald – der Weg Nr. 23 bringt einen zurück nach St. Wolfgang, vorbei an der Dorneralm bis zur Jausenstation Aschinger (Einkehrtipp!). Und wer nach Brettljausn oder selbstgemachten Kuchen noch was feines speisen will, sollte sich Appetit für die Hupfmühle aufheben (ua fangfrische Forellen zum mitnehmen). Auch deswegen muss ich diese Tour nach Öffnung der Restaurants & Hütten jetzt nochmal gehen… wenn Einheimische davon schwärmen, ist echter Genuss sicher!
20. Juni 2020 at 10:51
Wow, ich liebe so gigantischen Berge und so tolle Routen. Ich mache gerade eine Ausbildung zu Höhenarbeiter und in meiner Freizeit klettere und wandere ich sehr gerne. Danke für den tollen Tipp!
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20. Juni 2020 at 15:32
Sehr gerne – gfreit mi wenn’s dir taugt. Alles Gute und immer Berg heil!
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19. August 2020 at 17:05
Wow, beindruckendes Bergpanorama und leiwande Fotos!! 🙂
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19. August 2020 at 17:10
Lieben Dank, des gfreit mi! Schönen Abend wünsch ich dir, Katharina
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