Tief verschneite Wälder, glitzernder Schnee, Ruhe – Touren im Winter lassen das Herz höher schlagen. Allerdings nicht nur bei uns, sondern auch das der Tiere, wenn sie gestört werden. Auf was man achten sollte, damit das eigene Wintersport Vergnügen die Natur respekTIERt

Egal ob auf Skitour, beim Winterwandern und Waldspaziergängen oder mit Schneeschuhen – gerade im Winter sollten wir auch an die Wildtiere denken, die jetzt besonderen Schutz brauchen. Denn: eine Flucht durch den Schnee kann für sie lebensgefährlich sein. Deshalb sollten alle, die sich draussen bewegen, das Ruhebedürfnis der Wildtiere respektieren. Weil mir dieses Thema besonders am Herzen liegt, möchte ich diese Thematik aufgreifen und für etwas mehr Verständnis bitten. Denn: wer versteht, nimmt Tipps an und hält sich auch eher an einen Rat – oder?

Rücksicht auf Wald & Wild

Was für uns Freizeitvergnügen, ist für andere der Lebensraum – daran sollte man denken, wenn man im Wald unterwegs ist. Gerade Skitourengehen abseits präparierter Pisten und Schneeschuhwandern ist angesagt wie nie zuvor – kein Wunder, es entspannt und ist Balsam für die Augen & die Seele. Endlich draussen durchatmen. Nur dabei bitte die Natur respektieren.

Rot-, Reh- oder Gamswild, Schneehasen, Schneehühner & Co reagieren extrem auf Störungen. Dieser Stress kann tödlich sein. Sie finden jetzt im Winter (und bei viel Schnee) sowieso kaum Nahrung. Aber mehr dazu später. Generell sollte man sich an folgende Regeln den Wildtieren zuliebe halten:

  • auf markierten Winterrouten, Wegen oder Forststrassen bleiben – bitte nicht „wild im Wald“. Durch solche Lenkungsmassnahmen wird versucht, den Wildtieren ihre Ruhegebiete und lebensnotwendige Rückzugsorte zu sichern.
  • Ruhig verhalten – nur weil man keine Tiere sieht, heisst das nicht, das keine da sind!
  • Tierspuren nicht folgen, Tiere aus der Distanz beobachten
  • Naturschutzzonen, Fütterungsbereiche sowie Wild- & Wald Schon- oder Ruhegebiete nicht betreten
  • Spätestens zur Dämmerung den Wald verlassen – Morgen- und Abendstunden meiden. Auch Gipfel, Rücken und Grate sollte man zu diesen Zeiten meiden!
  • auf Vollmond-Touren verzichten (abseits von Forstwegen) und so den Wildtieren in den Nachtstunden ihre Ruhe gönnen (markierte Nachtskitourenrouten nützen, falls vorhanden)
  • Nicht entlang der Waldgrenze gehen (Waldrand ist ein wichtiges Rückzugsgebiet), Abstand zu Einzelbäumen und Baumgruppen halten
  • Schneefreie & felsige Flächen meiden
  • Hunde immer anleinen
  • Tourengeher: bitte Jungwälder meiden (Skikanten können Triebe abschneiden)
  • Hinweisschilder und gesperrte Zonen beherzigen
  • Noch ein Tipp: auch wenn’s schwer fällt und ehrlich gesagt nicht immer in der Tourenplanung machbar ist: unberührte Täler oder Hänge nur im Notfall mit neuen Routen erschliessen
Auf Spurensuche im Goiserer Rossmoss

Tiere im Winter schützen – ihre Überlebenstaktik

Warum stresst die kalte Jahreszeit die Tiere sowieso? Die Kälte ist nicht unbedingt das Problem – dank Winterfell oder angpassten Gefieder bei Rauhfußhühnern (egal ob Auer-, Birk- oder Schneehuhn). Der Energiehaushalt wird auf ein Minimum reduziertaber hochwertige Nahrung ist knapp und nicht so einfach zu finden. Diese wird aber benötigt, um das Energiesparprogramm zu befeuern. Möglichst wenig bewegen – damit keine Kalorie verschwendet wird. Störungen und Beunruhigungen lösen beim Wild aber das natürliche Fluchtverhalten aus, welches viel (bis zu 30% mehr) Energie kostet (Puls rast). Ein tiefes einsinken im Schnee erfordert zusätzlich ein Vielfaches des Grundumsatzes von den Tieren. Deswegen haben sich Überlebenstaktiken entwickelt:

  • Taktik Stoffwechsel senken: Hirsche senken zB ihre Herzfrequenz auf nur 40 Schläge /Min und reduzieren zusätzlich ihre Unterhauttemperatur. Im Sommer liegt sie bei 90 Schläge!
  • Taktik Sonne tanken: in die Morgensonne legen, um sich aufzuwärmen (dort sind Tiere dann natürlich leider besonders störungsanfällig)
  • Taktik Tarnung: Schneehühner sind wohl die Meister im tarnen und täuschen. Sie haben eine weitere Taktik im Gepäck und vergraben sich in Schneehöhlen. So sind sie auch vor Feinden geschützt. Auch der Schneehase ist bekannt für den Fellwechsel – graubraun im Sommer, gescheckt im Herbst bis zu weiß im Winter.
  • Taktik Gebiete meiden: viele Tiere passen sich räumlich an und meiden stark frequentierte Gebiete im Winter (zb auch nur zu bestimmten Zeiten) – sie lernen schnell, welche Routen öfter begangen werden. Sind Tourengeher oder Wanderer für die Tiere vorhersehbar, können Wildtiere damit umgehen. Unkalkulierbare, spontane Störungen sind das Problem. zB Abfahrten, bzw ein schnelles von oben kommen – lösen leicht großräumige Fluchten aus! Rehe flüchten oft so panikartig, dass sie sich dabei schwer verletzen.

Klartext: müssen Wildtiere zu oft flüchten, können sie an Erschöpfung sterben.

Stress und seine traurigen Folgen

Was Stress bei Menschen auslöst, ist bekannt. Auch Tiere leiden und werden krank. Die körperliche Verfassung wird schlechter, sie werden leichter zur Beute. Auch die Vermehrung kann so gestört werden, das keine Fortpflanzung stattfindet. Verhaltensänderungen sind genauso möglich wie letztlich der Tod durch Erschöpfung.

Ruhezonen – RespekTIERE die Grenzen

Bei der Tourenplanung kann man sich ganz einfach im vorhinein über etwaige Ruhezonen & Schongebiete informieren. Auf http://www.respektieredeinegrenzen.at einfach das Gebiet eingeben und die Abfrage starten. Auch in Alpenvereinskarten / Outdoorapps sind diese eingezeichnet.

Beispiel aus Annaberg / Gosaukamm (c)Respektiere deine Grenzen
Infotafel auf der TAUPLITZ / AUSSEERLAND

In diesem Sinne sag i DONKSCHEE und hoffe auf ein respektvolles Miteinander auf Tour. Damit der Wald in seiner Einzigartigkeit und mit seinen Bewohnern so erhalten bleibt, wie ich es mir wünsche.

Falls wer Anmerkungen, Hinweise oder weitere interessante Infos zu diesem Thema hat: ich freue mich auf Austausch!

Wünsch enk an wunderschönen Winter!
Infos & Quellen: Kampagne Respektiere deine Grenzen, Online-Vortrag Alpenverein Südtirol „Im Engergiesparmodus – Wildtiere im Winter“ von Wildtierärztin & Wildtierökologin Dr. Friederike Pohlin (Vetmed Uni Wien) & Wildbiologisches Büro DDr. Veronika Grünschachner-Berger die-wildbiologin.at/
In anderen Bundesländern (Vorarlberg, Kärnten) gibt es die Aktion unter dem gleichen Namen, in Tirol lautet das Motto: Bergwelt Tirol – Miteinander erleben. Auch der Forstdienst des Landes Oberösterreich hat gemeinsam mit dem OÖ. Landesjagdverband den Folder zur Kampagne „Respektiere deine Grenzen“ neu aufgelegt, dieser ist als PDF auf der Seite der Oberösterreichischen Landesregierung downloadbar.