It ain´t over ´til it’s over… Wär auch zu schön gewesen, dass der Schnee schon liegen bleibt. Statt powdern Berg gehn, begleitet von orkanartigen Föhnsturmböen und einem Abbruch… bergseensucht goes Roßstein!

Montage wie diese. Kein Mensch unterwegs – so mag ich das. Die Freiheit, mir meine Arbeit einzuteilen genieße ich doch schon sehr. Total eigentlich. Aber von nix kommt nix. Der Urlaub, den ich für November geplant hatte wurde mangels Zeit auf nächstes Jahr geschoben. Immer mal wieder ein paar Tage zwischendurch müssen reichen. Tun sie zwar nicht, aber wenn ich es mir lange genug einrede, dann passt des schon #ironieoff 

So zurück zum Thema. Weil ich Sonntag keine Lust auf Massentourismus am Berg und den fiesen Tegernsee-Stau hin & zurück hatte, wurde gearbeitet und der Montag wurde eben mein freier Tag. Eine gute Wahl. Von Kreuth/Bayerwald auf die Tegernseer Hütte hoch und dann noch den Roßstein Gipfel (1698m) mitnehmen, war der Plan. Den Sonnenuntergang am Berg anschaun, war der Plan. Mit der Stirnlampe dann den einfachen Weg von der Hütte wieder runter, war der Plan. Aber es kommt eben manchmal anders, als man plant.

Der Berg bestimmt – wiedermal. Oder besser gesagt, diesesmal bestimmt das Wetter. Denn Föhnböen mit Geschwindigkeiten bis zu 120km/h sind nicht ohne. Blast ganz schee. Halb 12, 18 Grad. Am 21. November. Wäh. Beim weggehen am Wanderparkplatz brav die 3 Euro gezahlt und dann schlängle ich mich auch schon durch den Wald nach oben. Über 546 Holzbalken. Danach ist der Weg zum Teil zu ausgewaschen und ausgetreten, dass man den Unterschied von Weg und Abschneider fast nicht mehr erkennt. Raus aus dem Wald, oben bei der Sonnenalm (hat zu) angekommen, erwischt mich der Wind das erste Mal so richtig. Ja leck, es blast ordentlich. Aber das mag i gern. Und kalt ist es ja nicht. Noch nicht. Aber merklich kälter als unten auf jedenfall. Weste aus, Primaloft-Jacke an.

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Von hier aus sieht man schon die Tegernseer Hütte – wie einen Adlerhorst an den Felsen geschmiegt. Links davon der Roßstein, rechts der Buchstein. Auf diese Hütte will ich schon den ganzen Sommer lang – aber die Massen an Leuten haben mich immer etwas abgeschreckt. Aber eins muss man ihr lassen. Sie sieht wirklich lässig aus. Vielleicht doch noch mal her, wenn sie offen hat und oben übernachten. Unter der Woche, bestenfalls. Weiter geht’s. Schnee ist übrigens nur mehr fleckweise vorhanden, ein paar Zentimeter – mehr nicht. Für den Aufstieg wähle ich den Steig – a bissl #kraxln und so. Falls es zwischendurch zu oarg stürmt, wird eben kurz pausiert. Aber es ist trocken und das ist die Hauptsache. Hier sind die Seilsicherungen übrigens noch nicht im Winterschlaf wie am Kellerjoch

Die schwarze Route nach oben ist nett, nicht wirklich schwierig – aber leider wird es so sein, dass ohne eine Auszeichnung dieser Art ganze Horden an Gesundheitsschlappen oder Trekkingsandalen-Trägern* da hoch schnaufen würden. Und alles blockieren, weil sie sich dann weder vor noch zurück trauen (alles schon erlebt und leider immer öfter der Fall). Die Vorstellung, wie’s da im Sommer sicher zugeht – zum speim. Anstellen zum hochgehen… Kolonne Berg Heil. Mein schlimmster Alptraum. Und weil es schlecht ist, während des Gehens nicht bei der Sache zu sein und sich zu konzentrieren, watscht mich auch gleich eine Latschn ab. Danke, wach. Zwischendurch bin ich echt um das Seil froh, weil es gar so böig ist. Nicht dass es mich jetzt schnell wegwehen würde… 😉

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Oben angekommen, entscheidet der Föhnsturm. Erst Hütte, dann Roßstein-Gipfel. Also setze ich mich erst alleine auf das etwas geschützte Bankerl der Tegernseer Hütte und genieße die Aussicht. Geil. Föhn kann scho was – die Wolkenstimmung ist gewaltig. Die angezuckerten Berggipfel der Voralpen, von Rofan & Karwendel, der Achensee und dahinter die blitzenden Gletscherspitzen…

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#föhnsturmfrisur

Planänderung. Es wird irgendwie komisch dunkel. Und kalt. Es ist halb drei. So war des aber nicht vereinbart! Also Schluß mit Brotzeit, auffi aufn Roßstein-Gipfel. Sind ja nur 10 Minuten. Der Föhnsturm blast oben am Gipfel extrem – is ja auch klar. Sonnenuntergang anschaun blas ich daraufhin ab. Ich könnte zwar nochmal runter zur Hütte und mich dort hinsetzen aber irgendwie reichts mir jetzt doch auch mit dem Wind. Noch ins Gipfelbuch eintragen – vergesse ich eh meistens. Heute nicht und deswegen wird auch noch a bissl drin gelesen. Genau dann, als ich mich über die Rückseite des Roßsteins an den Abstieg mache, wird der Wind weniger. Das ist auch gut so, denn der Steig runter ist ein Geheim-Tipp.Nur der Anfang ist erkennbar. Ein alter Weg, der nicht verzeichnet und auch nicht markiert ist.  Und das hat seine Gründe. Rauf wäre er mir lieber gewesen, so wars zum Teil schon a gscheide Kraxlerei. Aber ein super Training, um sich wieder mal auf die Basics zu besinnen.

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Weitblick vom Roßstoa-Gipfel

Man kommt übrigens dann direkt zum Weg, der zu den Buchsteinalmen führt bzw. auch hoch zur Tegernseer Hütte. Oder eben retour Richtung Sonnenalm. Da geht es für mich hin. Je nachdem wie das Wetter wird, kann ich von dem Plateau dort auch noch immer den Sonnenuntergang anschaun. Oder auch nicht. Mir reichts für heute, deswegen breche ich doch ab und gehe gleich komplett bergab. Und als Ablenkung werden im Wald halt dann die Holzbalken am Weg gezählt…

Schee ist gwesn, nix is passiert – und der Kopf wurde a gscheid freiblasn!

*Anmerkung: ich diskriminiere keine Trekkingsandalen-Träger, würde jedoch niemals selbst damit auf den Berg gehn! Sicherheit geht vor und es kann mir keiner erzählen, dass sowas für seilgesicherte Steige genauso gut geeignet ist wie ein gscheider Bergschuh…

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Roßstein – Tegernseer Hütte – Buchstein