Lang ist’s her, dass ich am Predigstuhl (1278 m), einen meiner Hausberge in Bad Goisern am Hallstättersee, oben war. Gefühlt in den 80ern. Letzten Herbst wurde das Gipfelkreuz erneuert – neben dem gewaltigen Ausblick über das Tal ein weiterer Grund für die Tour. Mehrere Routen führen nach oben, aber nur eine besondere ist meine…

Gestartet wird direkt in Goisern Mitte, ich muss quasi nur aus meiner Haustür rausfallen. Die Ewige Wand wirkt heute auf den ersten Blick bedrohlicher als sonst. Nebelschwaden wabern noch durchs Tal, mal verschwindet sie zur Gänze, dann tauchen wieder Fetzen davon auf. Der Grat bis zum Predistuhl ist gar nicht sichtbar. Aber es ist warm – 14 Grad und feucht. Deswegen stelle ich mich auch etwas auf eine Rutschpartie beim Aufstieg im Wald ein. Und insgeheim freue ich mich – denn obwohl es Samstag ist, wird bei dem Wetter kaum einer unterwegs sein. Und wenn es so wird, wie am Tag davor, reisst spätestens ab frühen Nachmittag die dichte Wolkendecke auf und die Sonne kommt durch. Genau dann will ich am Gipfel des Predigstuhl auf 1278 m stehen. Damit ist er zwar nicht der höchste, aber sicher mit einer der schönsten. Warum? Weil einem Bad Goisern und der Hallstättersee zu Füßen liegt und der Blick zum Sarstein, Krippenstein, Dachstein, dem Ramsaugebirge und auch ins steirische Salzkammergut schweifen kann.

Raus aus der Haustür, rauf auf den Predigstuhl

Die Josef-Putz-Strasse hoch Richtung Lasern und biege beim Bauern links auf den Wiesenweg ein. Geradeaus nach oben in den Wald, und links den Spazierweg zum Höllgraben und zum Mühlgraben in Posern. Dort, unerhalb der Ewigen Wand, endet die Strasse und ein Forstweg bringt einen auf den Höhenweg. Von dort links zur Ewigen Wand. Kein Mensch weit und breit. Dafür bis jetzt auf dem Weg gesichtet: 4 Katzen, eine Herde Schafe, eine Horde Truthähne, 2 Ziegen, 1 Emu, 2 Hausschweine im Schlamm und vor allem: 2 Feuersalamander!!! Plus die aus Holz geschnitzten Figuren vom Sagenweg. Auf der Ewigen Wand ist das Panorama heute eher nicht vorhanden. Wenn ich nicht wüsste, wie’s aussehen kann…. Die Trasse des Goiserer Höhenwegs mit den 2 Tunneln, der durch die Ewige Wand führt, wurde übrigens von den Bundesforsten in die Wand gesprengt. Kletterer hängen heute auch noch keine in der Wand – bis auf 2 fleissige, die im Überhang am arbeiten sind. Sehen tut man sie kaum, nur ein Bohrgeräusch enttarnt die Profis von Outdoor Leadership…

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Ewige Wand – Panorama heute nicht inklusive

Auf der Ewigen Wand

Direkt nach der Wand biege ich rechts auf den schmalen, steilen Steig in den Wald ab. Und ja, es ist saurutschig (deswegen sollte er bei Nässe von ortsunkundigen auch nicht begangen werden). Da geht man fast wie auf rohen Eiern… aber bis zur Blaschekwarte wird’s immer besser. Die Aussicht von dort oben ist eigentlich eins meiner Lieblingsplatzerl – aber im Moment auch noch komplett ohne Panorama. 20170513_121851Der Dachstein ist gschamig und versteckt sich hinter dicken Wolken. Kein Gletscherblick verfügbar. Es geht immer weiter nach oben, inklusive kurzen, seilversicherten Stellen – die heute durchaus Sinn machen. Insgesamt 5 warten auf dem Weg nach oben – allesamt nicht weiter der Rede wert. Diese Route führt fast die ganze Zeit durch den Wald – perfekt also auch an heissen Sommertagen. Zwischendurch felsige Stellen, zur Rechten geht es ausgesetzt in die Tiefe. Es geht schon zackig bergauf. Nach einem kurzen Abstieg mit Stahlseil kommt man zur Abzweigung des Radsteiges, der über eine gesicherte Stelle direkt vom Berghof Predigstuhl heraufzieht. Links durchs Hochtal wieder in den Wald nach oben. Zum Abschluss warten feuchte, aber mit kurzer Leiter und Stahlseilen gesicherte Felsstufen auf den recht exponierten Gipfel. Oben wartet die Belohnung. Ein Ausblick, den kein anderes Wort als GEWALTIG gerecht wird. Und zeigt, was das Wort BERGSEENSUCHT beschreibt.

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Links der Sarstein, Krippenstein, Dachstein, rechts das Ramsaugebirge und unten der See

Ich fasse einen Plan: streiken, solange hier am Kreuz, bis dass sich die Sonne zeigt. Wenigstens a bissl wär schön. Fad wird einem nicht, denn im Gipfelbuch warten lustige Einträge. Über was ich mich aber ärgere? Dass 10 Zigarettenstummel oben rumliegen. Kein anderer Müll sonst. Verstehe ich nicht – aber wurscht, Sackerl raus – einpacken – entsorgen. So warte ich bis halb 2… aber dann: Sonne für gefühlte 5 Minuten 😉

Abstieg ostseitig über den Obermoossteig

Retour geht es auf der anderen Seite, über den Obermoossteig Richtung Rossmoos. Ein Holzsteg führt erst über eine Felskluft, dann in Serpentinen abwärts durch den sehr steilen und mit Felsblöcken übersäten Osthang. Unten auf der Forststraße geht’s rechts zum Berghof Predigstuhl, geradeaus würde man in 10 Minuten zur Rossmoss-Alm gelangen. Ich wähle den Forstweg (bissl müde bin ich ja jetzt schon) und treffe am Berghof auf 3 weitere Ziegen – und die ersten 2 Wanderer. Die Sonne brennt. Mittlerweile. Von da zur Rathlucka Hüttn (Wurmstein, Tipp: super Essen, sonnige Terasse), dort biegt ein kleiner Wiesenweg nach Lasern ab (Teil des Salzalpensteigs) und auf der Strasse dann runter nach Goisern Mitte.

Eine super schöne, mittelschwere Tour, die für geübte Berggeher mehr Genuss als Anstrengung ist. Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit vorausgesetzt…  Rund 800 HM & 12 km

ANMERKUNG 15.10.2019, knackige Variante: Tour von dahoam (Goisern Mitte) über Lasern und die Rathlucka Hütte auf den Höhenweg, weiter über den abschnittsweise steilen (teils seilversicherten) Radsteig und von dort im Wald zum Gipfel. Abstieg: ein kurzes Stück bis zur Radsteig Abzweigung wieder retour und oberhalb der ganzen Ewigen Wand entlang (Teil 2 Radsteig), vorbei an der Blaschekwarte, runter zum Höhenweg mitten in der Ewigen Wand. Weiter über Posern und den Höllgraben nach Goisern Mitte! Der Obermoosteig ist kniebedingt im Abstieg mittlerweile kein Favorit mehr für mich – weil so steil und oft rutschig!

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Ausblick auf einen Teil der Ewigen Wand und das Katergebirge beim Aufstieg via Radsteig (Oktober 2019)

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