Innsbruck. Nirgends lässt sich urbanes Citylife so schön mit alpinen Bergvergnügen verbinden. Das Panorama von der markanten Nordkette: unschlagbar. Der 3000m lange Grat-Klettersteig: eine anstrengende, aber lohnende Angelegenheit!
Mit der Nordkettenbahn geht’s fix nach oben. Die „Kleine Runde Hafelekar“ (Teil 1 des Klettersteigs) führt vom Hafelekar auf 2256m über die Nordkette zum Langen Sattel (2258m); Abstieg über den Schmidhubersteig zurück zur Seegrube (1905m). Schwierigkeitsgrad B/C mit einer beachtliche Länge von 3000m!!! Da fallen die 500hm kaum ins Gewicht – rund 5 Stunden insgesamt sollte man rechnen!
Auf Einladung vom TVB Innsbruck war ich für die Munich Mountain Girls Ende September vor Ort. Natürlich nicht alleine – auch Marlene, die mit mir die Zischgeles gerockt hat (HIER NACHLESEN) war mit von der Partie. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, dass es auf der Nordkette überhaupt einen Klettersteig gibt – perfekte Voraussetzungen also, um sich diesen mal näher anzuschauen!
Vor allem im Herbst trifft man auf der Nordseite der Klettersteigs oft auf ungute, rutschige Schneereste oder vereiste Stellen. Zum Glück haben wir einen Innsbrucker Local – Bergführer Matthias Bader dabei – der kennt das Gebiet egal zu welcher Jahreszeit und damit alle seine Gefahren. Wir einigen uns, den Steig erst auf Vereisung/Schnee zu checken und gegebenenfalls nach der ersten Passage wieder abzusteigen. Safety first. Die Vorderseite der Nordkette ist durch die Süd-Exposition und dank Sonne meist schneefrei. Aber im Herbst ist ein etwas späterer Start am Vormittag sinnvoll. Vereisungen am Seil sind da meist schon wieder verschwunden.
Den Einstieg erreicht man von der Hafelekar Bergstation in 5 Minuten – wenn einem nicht schon jetzt das Panorama und die Fotostopps die Zeit stehlen. An der Geierwally-Hütte vorbei, rein in die Ausrüstung, Helm auf, Partnercheck und los gehts!
Das steile Einstiegswandl (Kat. C) fordert direkt und macht Lust auf mehr. Wer allerdings hier schon Probleme hat, für den ist der Steig nicht empfehlenswert. Marlene und ich haben keinerlei Probleme und absolvieren die Passage in null-komma-nix. Sehr zur Freude unseres Bergführers – so wird das auch für ihn eine Genusstour. Zwar geht es einfacher weiter – aber alleine schon durch seine gewaltige Länge darf man sich keine Selbstüberschätzung leisten. Niemals und in keinem Steig. Alles andere ist schlicht und einfach nur gefährlich.
Weiter über einen leicht gestuften Grat bergauf zur Seegrubenspitze (2350m). Trittsicherheit ist gefragt, für die ausgesetzten Passagen ist Schwindelfreiheit nötig.
Der Ausblick – links vom Inntal über die Stadt, Tuxer Alpen, geradeaus ins Wipptal, dann rechts übers Stubai weiter… hinter uns das mächtige Karwendelgebirge. Und das stundenlang… Einfach wahnsinnig schön. Von der Seegrubenspitze ein kurzer Abstieg, gefolgt von einer ungesicherten Gehpassage. Der Wiedereinstieg in den Klettersteig erfolgt auf einer Kuppe, der direkt ein plattliger Grat folgt – hoch bis zur Östlichen Kamin Spitze (2435m). Zum Teil steile Abstiege und Aufstiege in Spalten (C-Passage) folgen. Zur Abwechslung geht es über eine kleine Hängebrücke weiter – stetig Auf und Ab. Zwischendrin immer wieder einfach A/B Gehpassagen, die geradezu verleiten, sich dafür nicht einzuklinken. Ein kurzer Fehltritt oder ein Ausrutscher würde aber garantiert den Absturz bedeuten. Nach 3 Stunden werden solche vermeintlich „einfachen“ Stellen oft unterschätzt. Die Konzentration da aufrecht zu halten ist essentiell. Und anstrengend. Vor allem die Abstiege haben es in sich. Rauf geht es doch immer einfach als runter. Am Gipfelkreuz des Kemacher (2480m) angekommen, wird durchgeatmet und kurz pausiert.

Und das ist auch bitter nötig. Denn was folgt, ist zwar das Ende des Klettersteigs erster Teil – aber ehrlich gesagt die Passage die am meisten Konzentration, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit fordert. Das war uns so sicher nicht bewusst. Und wird auch in der Topp nicht so klar. Überraschung – und das, wo man denkt, man hat es geschafft! Besonders die nicht mit Stahlseil versicherten (rutschigen) Stellen auf der Nordseite des Grats haben es in sich. Da hilft nur: nochmal alle Kräfte mobilisieren und langsam, vorsichtig absteigen. Zackengrat, Wiesengrat – Langer Sattel: geschafft!!!

Naja, fast. Denn der weitere Abstieg zur Seegrube über den steilen Schmidhubersteig geht danach ganz schön in die Beine. Rutschig, geröllig – extrem kräftezehrend ehrlich gesagt. Ätzend. Ja, auch Munich Mountain Girls fluchen da schon mal. Vor allem, wenn man sich plötzlich mit dem Hintern auf den Steinen aufschlägt. Und das alles nach 4 Stunden Klettersteig… mit der Zeit im Nacken, um vor der letzten Talfahrt mit der Bergbahn noch ein verdientes Weißbier-Cola auf der Seegrube zu zischen…

Fazit: ein wahnsinnig schöner aber durch seine Länge fordernder, mittelschwerer Klettersteig mit atemberaubenden Panorama! Rundum! Wichtig: es gibt keine Not-Ausstiegsmöglichkeiten zwischendurch! Tipp: mit der ersten Bahn um 9 Uhr unbedingt schon auffahren, um nicht in Zeitnot zu kommen. Wer fit ist, gut durchzieht und noch nicht genug hat, steigt vom Langen Sattel aus wieder auf. Denn in Teil 2 des Klettersteigs wartet die fesche Frau Hitt… (Kat. C/D) mit ein paar geschmalzenen Passagen. Die nehme ich mir dann nächstes Jahr mal vor! Wer die Topo zum Innsbrucker Panorama Klettersteig anschauen mag -> HIER LANG!
PS: am Blog der MUNICH MOUNTAIN GIRLS verrate ich bald viele nützliche Tipps zum Thema Klettersteig! Link folgt!
Vielen Dank an SKYLOTEC für die Ausstattung mit dem Rider 3.0, der eine integrierte Seilklemme besitzt, die sofort blockiert und so ein Abstürzen verhindert. Seit Mai begleitet er mich, besonders auf fordernden Klettersteigen der Kategorie C oder darüber (z.B. Ballunspitze in Galtür) zeigt sich sein großer Vorteil. Die Seilklemme sorgt automatisch für ein noch sichereres Gefühl und kann komplett überzeugen. Auf einfacheren aber langen KS wie der Hannes Gasser Route fällt allerdings nach ein paar Stunden das Gewicht doch auf. Weiterer kleiner Minuspunkt: beim Umhängen zwischen Fixpunkten sollte immer kontrolliert werden, ob die Klemme sicher am Seil sitzt. Ist das Seil gebogen, gedreht oder nicht mehr ganz intakt, greift sie nicht immer perfekt. Bei Nässe – kein Problem. Für Ketten wird einfach ein Karabiner vorne durch die Seilklemme geführt und dann eingeklinkt. Der Rider 3.0 ist eine echte Bereicherung am Markt (gerade für Anfänger) und wurde zurecht auf der Outdoor Friedrichshafen mit dem 2k17 Industry Award in Gold ausgezeichnet – absolute Empfehlung meinerseits!
FACTS RIDER 3.0: Gewicht: 0,80kg; Material: Aluminium, Edelstahl (V2A), Polyamid. Sowohl die Klemme als auch der Karabiner des zweiten Armes können problemlos von Links- und Rechtshändern bedient werden. Für Stahlseile von 12-16 Millimeter geeignet, ansonsten kann im RIDER 3.0 ein Karabiner eingehängt werden. Für Beginner wie für Profis gleichermaßen geeignet!
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