Die mächtige Trisslwand ragt rund 1000m als felsiger Wächter des Altausseer Sees auf. Vom Tressensattel führt nur ein schwarz markierter Steig zum Gipfel im Toten Gebirge – egal ob man aus Grundlsee oder Altaussee startet. Eine stürmische Herbsttour im steirischen Salzkammergut… 

Vorneweg, die Trisselwand (auch Trisselkogel) ist bekannt für seine Kletterrouten in der West- und -Südwestwand (III+ bis VII-), Einstieg an der Gamsstelle auf 1300m. Der Steig bringt einen vom Tressensattel 963m ohne Seil in gut 2 Stunden nach oben. Die markante, rund 600 Meter hohen Felswand gilt neben dem Loser als Hausberg von Altaussee. Der markante Westpfeiler (Preußpfeiler) trennt die Westwand von der Südwestwand. Hoch oben in der Trisselwand befindet sich das Trisselbergloch, eine Halbhöhle – in welcher der Sage nach Wildfrauen wohnen…

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Blick auf die Trisslwand über den Altausseer See im Sommer. Der Aufstieg erfolgt über die Rechte Seite

TOURDETAILS:

Start: Tressenbergsattel 963m (Parkplatz Untertressen), rechts am GH Trisselwand vorbei über die Wiese, auf den Steig 233 bis zum Gipfel auf 1754m. Ca. 2h. (Abstieg wie Aufstieg)

7km & 800 hm

Alternativ: Start am Altausseer See (Parkplatz zb bei der Seevilla oder lieber gleich in Puchen), am See entlang und hoch zum Tressensattel, im Wald trifft der Weg 233 auf den Steig (+2h) | Oder Start Grundlsee: durchs Tressental zum Tressensattel (+2h)

Schwindelfreiheit & Trittsicherheit nötig | Achtung: Steinschlaggefahr

Herbst im steirischen Salzkammergut

Wetterbedingt darf es auch mal eine kürzere Tour sein… Vorteil im Herbst: die Sonne knallt nicht so erbarmungslos vom Himmel. Nachteil im Herbst: im Wald ist es zum Teil extrem rutschig – besonders im ersten Teil dieses Steigs, der nach kontinuierlich steil nach oben führt. Der Föhnsturm der letzten Tage hat hier auch einiges umgeworfen – was zusätzlich zur Vorsicht mahnt. Links erhebt sich die gewaltige Trisselwand, der Altausseer See blitzt ab und zu durch die bunten Blätter. Kein Mensch unterwegs. Nachdem der erste kurze Aufstieg gemeistert ist, die Forststrasse gequert und in der Sattlerkurve erneut in den Steig eingestiegen wird, rutscht man dank steinigem Untergrund gleich viel weniger.

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Herbststimmung beim Aufstieg

Steil nach oben mit Blick auf Grundlsee & Altausseer See

Serpentinen schlängeln sich durch den nächsten Waldabschnitt – mal felsig, mal weicher Waldboden – bis man auf einem Plateau wieder ausgespuckt wird. An der Infotafel zum Schutzgebiet Totes Gebirge geht es rechts vorbei. Danach wird das Grün weniger, schroffer Karst und Latschen prägen das Bild. Je höher man kommt, desto freier der Blick. Der Dachstein Gletscher im Rücken, Sarstein, Sandling, Loser. Zur Linken immer wieder der Altausseer See, rechts für kurze Zeit der Grundlsee.

A bissal Kraxeln geht immer – Ahornkogel

Eine versicherte Stelle hat der Steig auch zu bieten. Kein in den Felsen geschlagenes Drahtseil – eher ein Holzgeländer, das mit Draht verstärkt wurde. Da halt ich mich lieber nicht an… Absturzgelände. Bergauf braucht ich das aber auch nicht (bergab oft eine Erleichterung). Loses Geröll zwischendurch, nur nichts abtreten. Schroffer Karst, spitzige Steine. Diese Querung im Fels ist das sogenannte „Riebeisen“. Beim Aufstieg zum Ahornkogel verschwindet das Gipfelkreuz der Trisselwand, taucht aber wenig später wieder auf. Da denkt man, man wäre schon oben. Aber so einfach geht’s nicht. Weiterweg durch flaches Latschen-Gelände bis auf die andere Seite der Wand – quasi von hinten an das Kreuz heranpirschen. Vor dem letzten Aufstieg befindet sich auch der Wegweiser zum Appel Haus (weitere 4-5h Gehzeit), der geradeaus weiterführen würde. Hier wird nach links abgezweigt und der letzte Kilometer unschwierig, am Ende über brüchige, speckige Felsstufen nach oben.

Schroffe Felsabbrüche, Seeblick & Gletscher Panorama am Gipfel

SO SCHÖN! Da brauchts nicht viele Worte. Wäre eh keiner da zum reden. Ausser Fredl. Und der frisst eh nur a bissl was von meinem Müsliriegel. Dafür aus der Hand. Dann teil ich auch freiwillig. Es stürmt ganz ordentlich und hier oben ist der Wind auch nicht warm wie unten im Tal – schnell eine warme Jacke drüber, Handschuhe an. Aussicht geniessen geht trotzdem! Über dem Dachstein Gletscher rollen dunkle Wolkentürme wie in einer Waschtrommel. Falls der Wind jetzt aufhören würde, könnte es wohl doch zu Regnen anfangen…

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Gipfel-Panorama mit Dachstein, Sarstein, Altausseer See

Wenn der Abstieg anstrengender ist als der Aufstieg…

Ja, wirklich. Bergab ist loses Geröll und Schotter einfach nie so fein zu gehen. Fast wie auf rohen Eiern, weil rutschen mag weder ich noch Kreuzi. Konzentrieren muss ich mich viel mehr als bergauf – da ist die Trittsicherheit mittlerweile wieder gut. Eine Quälerei, besonders bei hohen Felsstufen. Und bei der Aussicht – gemein. Sobald der Untergrund des Steigs wieder besser wird, ist alles okay – das letzte Stück im Wald noch den unter Laub versteckten Gatsch besiegen, ohne auf dem Arsch zu landen – geschafft!

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Vom Sturm verweht – aber nur fast, gibt ja zum Glück das Stahlseil am Gipfelkreuz zum anhalten…

Die Tressensteinwarte könnte man jetzt direkt noch anhängen – obwohl, an die Aussicht vom Gipfel kommt der Aussichtsturm sowieso kaum dran… -> Tressenstein 1201m via Altaussee

Noch eine Lese-Empfehlung: Drei Seen Genuss-Runde im Steirischen Salzkammergut