Legendäre Skitour mit Start am Krippenstein, die im Karstgelände über den Schladminger zum Hallstätter Gletscher führt. Strahlender Sonnenschein, Frühlingstemperaturen und doch war nicht alles fetzblau. Ob die Gipfeloption am Hohen Dachstein 2995m aufging? Tour jetzt nachlesen…
Eines meiner Ziele nach der Kreuzband-OP im Februar 2018: die Rumpler Runde im Winter gehen zu können. Eine der schönsten Skitouren überhaupt Die beste Zeit liegt zwischen Februar und April, je nach Winter. Klar, ist man an Wochenenden sicher nicht alleine unterwegs – der Rumpler ist begehrt. Wie begehrt jedoch, ist heftig. Einen Tag vor meinem Geburtstag am 18. März war der perfekte Zeitpunkt für meine Skitour: Wetter Top, Schneekonditionen super – nur ich war nicht so fit wie mein Knie. Die Woche davor noch hustend im Bett verbracht – zum Glück jagt mich ja keiner übers Dachsteinplateau. Gut, meine Tourenpartnerin übernimmt den Part – wobei, nein. Sie geht einfach ein anderes Tempo im Aufstieg als ich, kennt den Stoa wie ihr Wohnzimmer, Winter wie Sommer. Was aber kein Problem ist, Kommunikation ist alles und gewartet wird ja immer wieder. So sind wir beide Happy. Und für mich gilt: es ist ein langer Tag, bei dem man sich die Kraft genau einteilen muss – besonders weil für’s Knie die Abfahrten fast anstrengender als der Aufstieg ist…
TOUR DETAILS mitte März 2019: ca. 15 km & ca. 1400hm Aufstieg (bis Gipfel). Abfahrt ca. 25km & 2200hm
Start 600hm in Obertraun, Talstation Dachstein Krippenstein Seilbahn (Kostenloser Parkplatz; Tourengeher Frühauffahrt am Wochenende um 7.30 Uhr, ab 1. April täglich 8.15 Uhr – geschlossener Skibetrieb). Kein Aufstieg über die Skipiste bis zur Gjaidalm erlaubt!
Abfahrt von der Bergstation 2093m Ri Gjaid Alm über die Piste, am Oberfeld auffellen. Tour mit Stangen markiert und meist gespurt. Aufstieg zum Schladminger Gletscher, weiter zum Dachstein – Abfahrt via Simonyhütte & Gjaidalm. Piste zurück zur Talstation.
Tipp: Rumplerkarte! Ticket inkl Auffahrt
sowie Sessel- & Schlepplift am Schladminger Gletscher!Achtung: Hochalpines Karstgelände, durchzogen von tiefen Löchern & Dolinen. Markierte Routen ohne Guide oder genaue Geländekenntnis nicht verlassen! Nur bei schönem, stabilen Wetter zu empfehlen. Komplette LVS-Ausstattung, Erste Hilfe Set & Biwaksack, Verpflegung obligatorisch
Für Gipfelbesteigung Hoher Dachstein 2995m: komplette Gletscherausrüstung inkl Pickel & Steigeisen. Klettergurt & Klettersteigset. Nicht immer ist das Sicherungsseil im Randkluftsteig durchgehend aus dem Schnee draussen
WICHTIGES UPDATE 2022/2023: KEIN LIFTBETRIEB MEHR AM SCHLADMINGER GLETSCHER!!! Mind. 1-1,5h mehr im Aufstieg einrechnen! (Info März 2023, Lifte werden bereits komplett für immer abgebaut)

Unterwegs im Karstgelände am Dachstein Krippenstein
Nach der kurzen Abfahrt wird am Oberfeld, unterhalb der 3. Teilstation der Seilbahn aufgefellt und rechts der ehemaligen Kaserne aufgestiegen. Gute 15 Kilometer sind es von hier zum Dachstein, ein stetiges Auf und Ab im Karst. Am niederen Rumpler 1979m vorbei, westlich vom hohen Rumpler 2022m und Moderstein 2197m. Rechts begleitet die Tour das gewaltige Gjaidstein-Massiv. Vorderer, Niederer, Hoher & Kleiner Gjaidstein. Deswegen ist wohl auch als Gjaidstein-Umrundung bekannt. Steile Anstiege, kurzes Abrutschen oder Abfahren – und wieder bergauf… ich pumpe zwischendurch ganz schön, muss mehr kurze Pausen einlegen. Der Krippenstein im Rücken bereits weit weg. Die Sonne knallt, kein Schatten weit und breit – nur vereinzelte Latschen an abgewehten Stellen. Meine Bronchien tanzen – und geben so den Takt an. Das abrutschen gestaltet sich als weniger fein, ich stehe fast. Zum Glück hat Yvonne Fellwachs dabei und kümmert sich um mein Problem. Irgendwas ist halt immer… Aber: keinerlei Probleme mit dem Knie und ein Panorama zum weinen schön. Gesprächspartner beim letzten Aufstieg: ein 65jähriger, der den Rumpler „mindestens zweimal im Monat“ im Winter geht… seit über 30 Jahren. Respekt!

Pause beim Mitterstein 2417m – Bad News am Schladminger Gletscher
Langsam wird der Koppenkarstein 2865m und der der Hohe Gjaidstein 2794m sichtbar. Dazwischen wird eine kleine Hütte unterhalb des Gipfels des Mitterstein 2417m sichtbar – das nächste Ziel. Pause anvisiert. Von hier aus lässt sich der Schladminger Gletscher und das Skigebiet gut einsehen. Auch, dass der Mitterstein Sessellift still steht – nur eine Pistenraupe fräst sich einsam durch den Tiefschnee. Das komplette Gebiet ist wegen Lawinengefahr gesperrt. Wir müssen also komplett bis zum Gletscher-Schlepper aufsteigen. (Wer den Doppelsessel nutzen will, spart sich den Aufstieg zur Hütte und quert vorher linkshaltend zum Lift raus – Ersparnis: 200hm). In der Pause kurz mal die Ski abschnallen, hinsetzen und geniessen. Einige sind bereits an diesem Punkt weit über ihre Grenzen gegangen – wir schauen in ein paar ganz schön graue Gesichter… die sollten eventuell einen Gang zurück schalten um sicher die Runde beenden zu können.

Viele gehen am markanten West-Rücken vom Mitterstein bis zum höchsten Punkt bergauf. Wir queren kurz unterhalb der Wächte direkt in den Hang und von dort etwas weiter unterhalb des Hohen Gjaidstein bis zum Schlepplift. Den Aufstieg zum Gjaidsteinsattel 2620m wird dank Schlepper den Beinen erspart. Ich war ja noch nie hier auf der Seite des Dachsteins – die Bergstation der Südwandbahn sehe ich das erste Mal. Ganz schee viel los – da lob ich mir die Ruhe am Krippn drüben. Vom Gjaidsteinsattel sieht man dann endlich auf den Hallstätter Gletscher und zu den Dirndln 2818m, die den Hohen Dachsteins 2995m noch verdecken.
Hoher Dachstein via Randkluft oder Verweigerung beim Massen-Gipfel-Sturm
Ein Winterwanderweg führt zur Dachsteinwarte rüber – wir Fellen wieder an und steigen nördlich vorbei am Dirndlkolk zum Dachstoa. Eisiger Wind frischt auf und schleudert winzige Eiskristalle ins Gesicht. Trotz blauen Himmels. Schnell die Kapuze auf die und Shell komplett zu zippen. Die neue Seethalerhütte erscheint links oberhalb (ich find sie ja furchtbar schiach von aussen, Yvonne schwärmt von den schönen Ausstattung innen – vielleicht schau ich sie mir doch mal an) – ein perfekter Stützpunkt für eine Besteigung.
Zurück zum Thema Gipfel Ja oder Nein: ich stelle mich für keinen Gipfel egal wo an. An schönen Wochenende ist das aber der Fall, deswegen ein klares No-Go für mich. Die Ameisenstrasse auf den Gipfel war wie ein Unfall, wegschauen konnte man nicht. Wir sind sicher 10 Minuten gestanden und haben den Massen zugeschaut, bevor wir uns an die Abfahrt machten. Es gibt genug Stories, in den sich mit den Steigeisen auf die Finger getreten wurde oder von Eisbrocken erwischt. Ich kann warten. Habe den ganzen April noch die Möglichkeit – unter der Woche, wenn kaum was los ist. Genau dann werde ich die Runde nochmal gehen und vervollständigen. Man sollte gute 2 Stunden zusätzlich einrechnen, heute wäre mein Muskelakku dann schon ganz schön knapp – und das vor der langen Abfahrt. Ich kenne meine Grenzen und heute war nicht der richtige Tag für uns zwoa.

25 km Abfahrt vom Hohen Dachstein bis zum Hallstätter See
Von hier oben gibt es mehrere Möglichkeiten – aber nur eine empfehlenswerte, wenn man keine Geländekenntnis hat: die als Österreichs National Skitour bekannte & gekennzeichnete Abfahrt. Um uns den erneuten Aufstieg zu ersparen, verwerfen wir die Idee mit der Abfahrt im Gelände zum Eissee und von dort via Taubenkar zur Simonyhütte 2205m. Wir halten uns zum Teil rechts der Abfahrt im Gelände und fahren dann links (östlich) vom Schöberl 2422m direkt ab. Und alles klappt – vielleicht ist mein Kopf einfach auch nur zu müde um mentale Blockaden beim Skifoan im Gelände einzurichten. Und Yvonne wählt zudem super Lines, die auch für mich problemlos fahrbar sind. Als ehemalige Skilehrerin ein Klacks für sie. Unterhalb der Simony kommen wir raus und steigen ohne Ski das letzte Stück zu Weißbier alkfrei und Kuchen auf…
Nach einer Stunde Sonne und netten Gesprächen ist der Akku für den nächsten Teil der Abfahrt geladen. Blick auf den Hallstätter See, Salzkammergut, ins Salzburger Land oder rüber in die Steiermark. Statt auf der präparierten Route fahren wir unterhalb der Hütte wieder ins Gelände und queren so im schönsten Schnee zurück zum Winterweg Richtung Gjaid Alm 1739m.

Dieser vermeintlich einfache Teil der Tour hat seine Tücken. Das ständige Auf und Ab im kupierten Karstplateau geht gewaltig in die Oberschenkel – immer wieder kurze Gegen-Anstiege zum hoch skaten. Es lohnt sich nicht, auzufellen. Die Sonne brennt noch immer. Die Füsse schwer, aber die nächste Pause ist in Sicht. Schweiss lass nach. Klar, kehren wir auf da Gjaid noch ein – auf ein oder zwei Geburtstags-Bier vor Vier! Sonne geniessen, die Tour Revue passieren lassen. Dankbar sein.

Die letzte Piste – brennende Schenkel zum Hallstättersee-Blick inklusive
Der Tellerlift (kostenfrei für Gäste der Gjaid Alm) spart uns nach dem Bier den kurzen steilen Anstieg zurück zum Trafohaus bzw. zur Gjaidstation. Beim kurzen Skaten rüber zur Talabfahrt macht sich das Bier in der Sonne direkt bemerkbar – hui! Nur die Piste, nur noch runter ins Tal. 9 lange Kilometer aber dafür teilweise mit Blick auf den Hallstättersee! Ich bin wirklich durch, lasse mir Zeit – der Schnee wechselt zwischen brettelhart & eisig, nach unten hin leicht sulzig. Die Abfahrt zieht sich wie Kaugummi – endlos kommts mir fast vor. Die letzten Sonnenstrahlen streicheln den Krippenstein… und meinen rundum Grinser im leicht aufgebrannten Gesicht. Auf Ohrläppchen, Nasenspitze und Lidern hab ich trotz SPF 50+ Souvenirs mit runter nach Obertraun gebracht. Müde, verschwitzt und so stolz geht’s heim – ein langer, aber perfekter Skimo-Tag am Stoa! Danke Yvonne fürs begleiten ❤

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