Von Hallstatt Lahn zu Fuss ins eisige Echerntal, via Tiergartenhütte 1479m zum Wiesberghaus 1884m, weiter übers Plateau zur Gjaid Alm 1738m & nach Obertraun ins Tal. 1592hm im Aufstieg & 22,1km sind zu bewältigen. Ob diese Überquerung mit öffentlicher Skibus An- & Abreise funktioniert? Ein Bergseensucht-Projekt mit Kälte-Souvenirs…

Huiuiui, was für a gewaltig looonge Roas – gscheid zapfig owa schee. Schee einsam und schee belohnend. Aber von Anfang an: diese Überschreitung bin ich im Herbst schonmal ähnlich gegangen (Von Hallstatt auf den Krippenstein 2108m via Gams-Klettersteig) – jetzt im Winter wollte ich testen, ob das auch mit komplett öffentlicher Anreise (klimaneutral) funktioniert. Das Zeitfenster viel kürzer, der erste Skibus fährt in Goisern um 08.30 Uhr, der letzte an der Talstation Obertraun um 17.17 Uhr. Dazwischen liegen ein eisiges Tal, ein weites Plateau und zwei Hütten… Die Skitour ist technisch nicht schwer, aber konditionell im Karst Auf- & Ab durchaus fordernd!

TOURDETAILS:  8. Februar 2023

Start Anreise: Bad Goisern, Skibushaltestelle am Marktplatz (zu Fuß von dahoam hingegangen, eh kloar) – Umsteigen in Gosaumühle – Austieg: Bus-PP Hallstatt Lahn. Zu Fuß weiter ins Echerntal (Skitragestrecke ca. 3 km) ab ca. 600m dann (mit Tunnelunterbrechung) bereits auf der Forststrasse durchgehend auf Ski. 

Aufstieg: bis zur Tiergartenhütte 1479m zT auf dem Sommerweg 601 – nach dem Tiergartenloch Winterweg erst ri Wiesalm 1689m – Wiesberghaus 1884m (Pause, bis hier sind es bereits ca. 10km & 1400hm!) – Zirmgruabn – Gjaid Alm 1738m – Gjaidstation III – Talabfahrt nach Obertraun.

1592hm im Aufstieg & 22,1km

TOURENPLANUNG* mit Lawinenlagebericht (LLB) obligatorisch, genauso wie die Mitnahme der kompletten LVS-Ausrüstung inkl. Schaufel und Sonde! Ungesichertes, hochalpines Gelände – DOLINENGEFAHR!  Nur bei stabilem Wetter begehen, Ortskenntnis ratsam!

EIGENVERANTWORTUNG, GEWISSENHAFTE TOURENPLANUNG & AUSRÜSTUNG sowie GUTE SELBSTEINSCHÄTZUNG tragen ZUR EIGENEN SICHERHEIT bei! 

*PS: sollte für alle selbstverständlich sein, egal ob Schneeschuh- od Tourenskigeher. 

Auch als Schneeschuhtour machbar, retour per Gondel

Wer seine Felle liebt, der… Skitragetourl

Abschnitt 1: Öffi-Anreise & Aufstieg durchs eisige Echerntal zum Wiesberghaus (10,3 km & 1400hm)

Skibus fahren ist ja an sich eine lässige Sache – gratis, bequem und einfach. Nur: für diese lange Tour wär ich lieber etwas früher gestartet als 8.30 Uhr. Stehe am Goiserer Marktplatz, friere. 10min Verspätung gibts heute als Bonus. In Gosaumühle schnell aus dem einen in den anderen Skibus hupfen (außer man will nach Gosau), in Hallstatt Lahn um 09.10 gelandet. Ski auf die Schulter und den weniger lässigen Teil hinter mich bringen. Die Fuß-Strecke ins zapfige (eisige) Echerntal, vorbei am GH Hirlatz zum Schranken und auf der Forststrasse nach oben bis zum Sommerweg-Einstieg zieht sich einfach. Auf ca. 600m hat der Winter erbarmen, ein Mini-Schneestreifen mittig, Ski endlich runter und – bis auf den Eistunnel – dann durchgehend als Skitour. Die wirklich zapfigen Temperaturen sind für jeden leicht an den ganzen Eiszapfen am Weg zu erkennen…

Anfangs orientiert sich der Aufstieg fast immer am Sommerweg 601 und führt stetig ansteigend nach oben. Im Winter ist dank Wiesberghaus meist gespurt, was allerdings Mangelware ist: Sonne. Nur zwei kurze Stellen (ua beim alten Herd und dann mit Blick auf die mächtige Hirlatzwand) spendieren jeweils 1 Minute wärmende Strahlen. Kurze Pause, 650hm am Konto. Kapuze über die Haube ziehen, nicht lang stehn und kontinuierlich weiter gehen. Gefühlt ca. -13 Grad. Es ist so eisig, das mir meine Trinkflasche (eingewickelt in einer Isolationsjacke) im Rucksack am Weiterweg gefriert. Dafür: Stille. Einsamkeit. Glitzernder Schnee und nur mein Herzschlag im Ohr. Gut, und tlws mein lautes bergauf-schnaufen…

Vor der Tiergartenhütte auf 1479m im Lawinenstrich rutscht die Route in einer Waldschneise nach links. Nächstes Ziel erreicht, die Hütte steht übrigens unter Denkmalschutz, erbaut 1907. Pause wegen eisiger Kälte gestrichen, beim Riegel lutschen (auch gefroren) und noch a paar Minuten lieber weiter. Eingepackt wie in der Arktis. Nach der Abzweigung zum Tiergartenloch windet sich der Winterweg relativ direkt durch die Herrengasse ri Wiesalm. Zurück in die Sonne. Erst von dort geht es steil ansteigend nach oben, wo man wieder auf den Sommerweg trifft. Das Wiesberghaus in greifbarer Nähe – einkehren zum aufwärmen hat man sich dort jetzt bereits mehr als verdient… auf den letzten Metern kommen mir übrigens die ersten drei seit dem Echerntal entgegen, die meine Route zur Abfahrt nach Hallstatt nutzen. Sie erwischen an dem Tag Puiva vom feinsten…

Windfahnen am Dachstein

Abschnitt 2: vom Wiesberghaus 1884m übers Plateau via Zirmgruabn zur Gjaid Alm 1738m (knapp 4,5km)

Fast eine Stunde war nötig zum auftauen – 0,5l Teedl & Skiwasser trinken, Mittag-Essen, a bissl reden und schmusen – also mit den Wauzis oben. Muss sein. Danach gehts in der Sonne (wenigstens hell wenn auch genauso eisig kalt weil windig) im ewigen Auf- und Ab übers Teil ab- oder eingeblasene Karstplateau über die Zirmgruabn zur Gjaid Alm. Achtung: zT wenig Schnee, eingeblasene Mulden, freie Wurzeln & Latschen, nur dürftig zugeschneite Dolinen. Solche Geländefallen neben dem Weg sind ganz typisch fürs Dachstein Krippenstein Plateau – besonders bei dieser medium Schneelage! Ohne Ortskenntnis immer lieber den ausgetretenen Spuren entlang der Wintermarkierungen bzw dem präparierten Trail folgen. Die Skidoospur führt weiter ri Kaserne Oberfeld / Gjaidstation III. An der Zirmgruabn kreuzt die Abfahrtsspur vom Dachstein Gletscher / Simonyhütte – die präparierte Ratrakspur endet dieses Jahr schon ein gutes Stück weiter vorne. Auffi, owi, auffi, owi, auffi… servus die Wadln! Fell oben lassen oder doch runter lieber damit? Die Qual der Wahl… Geschätzt noch gute 10-15min zur Gjaid, der Großteil ist erledigt.

Dann passierts. Mei linkes Wadl sabotiert kurz darauf leider die Aktion – beim seitlich rauf tretteln mit dem linken Ski rückwärts in ein Loch gerutscht, zack – ein gewaltiger Stich mittig und sauber weh. Knie ok (fast wichtiger). Ski ausziagn und stapfn koa Option weil ma im Pulver über knietief versinkt. Gesehen beim Snowboarder vor mir – dessen Löcher es waren. So schonend & entlastend wie möglich, mehr auf oan Fuass rutschend (dafür doppelt so lange gebraucht wie normal) bis zur Gjaid. Schwerstarbeit. 16.15 Uhr. Kurze Pause. Kleine Schmerztherapie (Weißbier). Und dann entscheiden…

Abschnitt 3: Gjaid Alm & Abfahrt ins Tal nach Obertraun (7,3km)

16.40 Uhr, Aufbruch. Jeder Schritt, Bewegung mühsam. Aber: erstens hilft mir der kleine Gjaid-Schlepper eh nach oben, geradeaus gehen geht einigermassen schmerzfrei. Und langsam owi foan geht sicher irgendwie auch – schee woas nit oba mei… Perfekte Pistenkonditionen warten auf der längsten Abfahrt Österreichs (11km & 1500hm) – zum Glück. Eisig wär medium geil. Bis Krippenbrunn laufts gut, in den steilen Hängen ein Mix aus rutschen, schwingen, gleiten – Pause. Gefühlte Ewigkeiten. Fokussieren und den Rest erledigen. So oft bin i beim owi foan auf de 9km vo da Gjaid weg evtl a nu nia steh bliebn…
Und jo, a solche Momente zoag i her – es rennt eben nit immer ois nach Plan. Passieren kann schnell was. Aber solang i des Gfühl hab, es passt, tuats des a. So guad kenn i mi und mein Körper. Blick auf die Uhr. 17 Uhr. Noch 4km Abfahrt… unter Schneelanzetten-Dauerbeschuss weiter. Die Abfahrt vom Skibus um 17.17 Uhr ist mir grad egal – nur mehr irgendwie runterkommen. Als Schneemandl zur Talstation Obertraun, 17.19 Uhr – dem Bus wink i nur mehr von hinten. Rennen keine Option, Aus & Ende. Saurer Radler, a Fahrtgemeinschaft auf Goisern Mitte und zu Fuß müde, fertig aber glücklich die Ski und mich selbst durch den Ort hoam schleppen…

Fazit: a gscheid lässige, lange Roas – die sich mit 2 langen Pausen auch per Skibus ausgeht. Vorausgesetzt, nix passiert 😉 Hätte ich es vermeiden können? Sicher. Mitm Kopf wsl schon in der Gjaid, kurz unkonzentriert weil doch scho länger unterwegs. Die Kälte ist dabei ein schlagender Faktor und zack.

Mei, so is es einfach. Zeit genug bis zur Hütte, dort hätte ich noch immer abbrechen können. War auch kurz eine gedankliche Option, falls ich gegen 4 schon an der Hütte angekommen wäre – per Skidoo zur Gjaid III und mit der Gondel owi. Die letzte fährt aber um 16.15 Uhr, und des is sich einfach ums Arschlecken nicht ausgangen… und der Stolz is a Hund, wenn i so a Projekt beenden will.


PS, Souvenir Nummer 2 neben der gefrorenen Trinkflasche: Doppeldickes Wadl, Ergebnis Muskelfaserriss… aber beim Spazierengehen nach 2 Wochen wieder schmerzfrei und Schnee für die nächsten Skitouren ist ja jetzt auch geliefert worden

Klassiker am Stoa gefällig? -> Skitour Rumpler Runde – Dachstein Überquerung

Gibt aber auch andere Ziele, zB -> Firn-Skitour Speikberge 2125m, Dachstein Krippenstein oder Skitour Heilbronner Kreuz 1959m & Margschierf 2080m, Dachstein Krippenstein