Ende März, dahoam am Krippenstoa: eine feine Halbtages-Skitour mit zwei Gipfeln, einer lässigen Firn-Abfahrt und ganz viel Ruhe. Kontrastprogramm zur gegenüberliegenden Rumpler-Runde, die am Wochenende Hunderte Dachstein-Fans anzieht…
Ja, es gibt sie doch. Auch an schönen Wochenenden. Touren, die nicht viel begangen werden und trotzdem lohnend sind. Besonders am Dachstein-Plateau keine Mangelware. Die Speikberge (Hoher & Niederer) sind vom Krippenstein aus linker Hand als langer Gebirgszug zu sehen – nicht spektakulär kantig, eher wie eine Felseninsel im Karstgelände. Achtung: es ist keine klassische Skitour, mehr ein ständiges Auf- und Ab im Karst!

TOURDETAILS:
Start Krippenstein Bergstation 2042m – Margschierf 2080m – Heilbronner Kreuz 1959m – Niederer Speikberg 2091m – Hoher Speikberg 2125m (ca. 380 hm)
Retour: über den Scheibling Mösl 2015m südlich zur Einsattelung des Däumelkogel 2001m (Blick zum Hallstättersee) vorbei am Dachstein Hai zum Sessellift unterhalb der Krippenstein Bergstation
Oder direkt über das Heilbronner Kreuz und die Unterstandshütte 3 Richtung Oberfeld / Gjaid Alm und von dort auf die lange Talabfahrt.
Insgesamt ca. 23 km und 700 hm
Nur mit kompletter LVS-Ausrüstung und bei stabilem Wetter empfehlenswert. Ortskenntnis ratsam!
AB 1. April bis 17. April täglich um 8.15 1x Frühauffahrt nur für Tourengeher!
Frühauffahrt zur Firnabfahrt
Mit der ersten Gondel für Tourengeher gehts um 7.30 auf den Stoa. Den Krippenstein, wie wir Einheimische sagen. Zusammen mit Hunderten anderen, deren Ziel leicht zu erraten ist. 90% wollen Rumpeln gehn – also die Dachstein-Überquerung über die Rumpler-Runde in Angriff nehmen (mit oder ohne Gipfel-Besteigung). Wie das dann an so einem sonnigen Wochenende bei perfekten Schneekonditionen aussieht? Mitte März selbst erlebt – FOTOBEWEIS! Mein Ziel: die Speikberge auf der anderen Seite des Plateaus. Nicht mit dem Pulk Richtung Oberfeld abfahren, sondern ganz lässig nach den ersten 100 Metern Piste nach links abschwingen und dann beim Schlepplift vorbei auf die markierte Schneeschuhspur zum Dachstein Hai. Nur kurz, solange der Schwung reicht – dann werden die Felle aufgezogen und nach rechts zum Aufstieg auf das Margschierf 2080m zugehalten.
Ein Kreuz, sechs Spitzkehren und zwei Frühlingsgrüsse
Nach dem ersten kurzen Aufstieg – quasi zum Warmwerden – gehts an riesigen Dolinen und Schneelöchern vorbei. Oben angekommen sendet die Steiermark erste Grüsse, besonders präsent: der markante Grimming. Zwei weitere Skitourengeher ein Stück weiter vorne. Sonst ist hier um kurz nach halb neun niemand unterwegs. Leicht rechts haltend, immer abwärts zum Heilbronner Kreuz 1959m. Es liegt ca. 3 km südöstlich vom Krippenstein. Im Gegensatz zu meiner Tour Ende Dezember lässt sich diese Strecke jetzt fast komplett abfahren bzw abrutschen. Zwischendrin warten nur 2 Ziehstrecken – es lohnt sich aber ehrlich gesagt nicht, dafür die Felle abzunehmen. Nach einer knappen halben Stunde stehe ich schon neben dem Kreuz. Die traurige Geschichte dieses speziellen Platzerls, an dem 1954 eine 10 köpfige Schülergruppe inklusive 3 Lehrern aus Heilbronn im Schneesturm tödlich verunglückt ist, bleibt präsent. Nicht nur zu Ostern.

Aber zurück zur Tour! Nach dem Kreuz wird in einem leichten Bogen von rechts (östlich) über eine stetig ansteigende, steile Flanke auf die Speikberge zugehalten. Zwischendrin zeigen sich erste Latschen – besonders an abgeblasenen Stellen – also is doch bald Frühling… Vier Spitzkehren später hat man den ersten Gipfel schon fast erreicht. Man quert die Abfahrtsrinne – hart gepresster Schnee macht die letzten Steilen Meter zu dieser Zeit etwas ungut. Und dann ist es soweit: der zweite Frühlingsgruss: Gras!? Und Steine… Skidepot, zu Fuß gehts auf den niederen Speikberg 2091m mit seinem kleinen Holzkreuz. Und seinem großen 360 Grad Panorama. Pause mit Aussicht!

A bissal Pulverschnee am Speikberg und eine Firn-Rinne
Nach einer kleine Pause gehts wieder runter und weiter zum (oft abgeblasenen) Gipfelplateau des Hohen Speikberg 2125m. Heute Schnee satt und sogar etwas Puiva. Eine riesige Wächte auf der rechten Seite winkt bedrohlich aber hoffnungslos – da komm ich nichtmal in die Nähe. Zwei weitere Tourengeher. Am Gipfel gibt es übrigens einen der raren Blicke auf den Hallstättersee – zumindest auf dieser Seite des Dachstein-Plateaus. Doch der Seeblick reizt mich heute nicht – eher die Abfahrt! Um kurz nach 10 geht es über den sanften Rücken in weiten Schwüngen zurück zum vorherigen Skidepot, sachte zwei Schritte übers Gras (mehr ist es nicht) und dann ab in den Firn!

Ein paar schöne Schwünge im aufgefirnten Schnee mit den passenden Freudenjuchzern (mussten sein) später, gehts es für mich statt links oberhalb zum Heilbronner Kreuz (für die Abfahrtsvariante Richtung Oberfeld/Gjaid Alm) sondern geradeaus durch eine löchrige Senke, die etwas mit Vorsicht zu geniessen ist. Beim Aufstieg habe ich aber eine gute Linie für die Abfahrt gewählt – alles geklappt. Danach Felle drauf und wieder aufsteigen – entweder Richtung Margschierf oder nach rechts zum Däumelkogel. Schnell, es ist bald Mittag und die Schneeschuhgeher im Anmarsch…
Übrigens: ich habe ein Update zum Thema mentale Blockade. Sie ist weg. Zumindest seit Mitte Februar und der Abfahrt im Gelände bei der Freeride World Tour. Ja, ich habe viele Tipps und Ratschläge ausprobiert: von Singen, über Takt zählen bis hin zur Atemtechnik. Ablenkung als Lösung. Erst wollte nichts so richtig klappen. Ich stand wie festgeschraubt und konnte einfach nicht wegfahren. Zumindest, wenn Kreuzi quasi den ersten Schwung machen sollte. Also hab ich dann in Fieberbrunn (nach 5 Minuten stehen, überlegen, Line nochmals checken, sich ärgern) mein Hirn ausgetrickst, mich umgedreht und den Schwung mit dem rechten Bein begonnen. Und siehe da – es ging. Auch ohne Singen. Danach wurde es immer besser. Bei meiner Rumpler-Tour war ich einfach zu müde, um groß zu überlegen. Auch das hilft – einfach mal weniger denken, leichter gesagt als getan – i know! Vielleicht hätte ich das „Problemchen“ schneller eliminieren können, wäre ich früher wieder mit jemanden ins Gelände gegangen – so ein Support bringt viel. Allerdings glaube ich auch, dass ich durch die vielen Solotouren im Winter langsam aber dafür nachhaltig aufgebaut habe. Darauf bin ich stolz!
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