Überall schmilzt das (w)eiss und je wärmer es wird, desto mehr Leute ziagts wieda aussi und auffi – perfekte Zeit für Tipps zu Ausrüstung, Tourenplanung, Verhalten im Notfall & andere interessante Fakten. Hand aufs Herz, wer hat immer Biwaksack & Erste Hilfe Set im Rucksack dabei? Entstanden in Kooperation mit dem TVB Wilder Kaiser & der Bergrettung Tirol. Mein Übergangs-Tourentipp wird als Bonus spendiert: Spatlahner Weg zur Gaudeamushütte & retour zur Wochenbrunneralm via Gamswegerl (5,4 km & 341 hm)
Mir ist das Thema „Sicherheit am Berg“ wichtig – wer meine Instagram- & Facebook-Beiträge verfolgt, ist da bestens informiert. Deswegen war diese Einladung des Tourismusverbands Wilder Kaiser eine Herzensangelegenheit. Und weil man von Experten am meisten lernt, wurden uns zwei zur Seite gestellt: Gebi Bendler (li) Berg & Skiführer bei den Kitzbüheler Bergführern, Koasa Local & Chefredakteur Bergundsteigen. Re: Bergretter, Berg- & Skiführer Andi Gastl, stv Landesausbildungsleiter Alpin / Bergrettung Tirol.



Diesen kleinen Leitfaden widme ich allen, die genau so gerne am Berg unterwegs sind wie ich. Alleine oder in der Gruppe – wer mehr weiß und gut vorbereitet ist, reagiert besser wenn es darauf ankommt. Auf meinem Instagramprofil @kat_bergseensucht findet sich in den Highlights ein eigener Punkt zum Thema, der bald mit einem extrem interessanten Teil 2 ergänzt wird. I sag nur: Blutungen stillen mittels Isreali Bandage – super einfach in der Handhabung. Lohnt sich, reinzuschauen. In diesem Sinne – Berg heil!
Link zum Isreali-Bandage Reel -> Anleitung HIER anschauen
Richtige Ausrüstung – speziell in der Übergangszeit
Die Nummer 1 der Übergangszeit: GRÖDEL im Rucksack machen ua Querungen von Altschneefelder um vieles einfacher.
Mindestens knöchelhohe (Goretex) Schuhe machen jetzt im Frühjahr / im Herbst oder je nach Gelände am meisten Sinn! Ansonsten möchte ich die Schuhfrage nicht weiter thematisieren. Wer nur ab und zu wandern geht, ist sicher mit leichten, knöchelhohen Bergschuhen gut bedient. Für leichte oder flache Wanderungen reichen Sportschuhe mit Profil. Ins Sportgeschäft des Vertrauens gehen, sich beraten lassen und probieren, welcher Leisten wirklich zum Fuß passt. Dann gibts auch keine Blasen…
Gewusst? FARBEN spielen am Berg eine wichtige Rolle – je knalliger je besser erkennbar im Notfall (Jacke, Rucksack oä)
Packliste Tagestour
Aber was hat ein Bergretter denn eigentlich so im Rucksack dabei? Hab Andi mal seinen ausleeren lassen.
Fehlt euch was (abgesehen von Geld, Telefon, AV-Ausweis) – meine Ergänzung steht in dem mintfarbenen Kastl dabei…
Ein 18-24l Rucksack ist für Tagestouren völlig ausreichend – seine und meine Meinung. Je größer bzw mehr Volumen der Rucksack, desto mehr Sachen „wandern“ mit!

EMPFEHLUNG: Sicher am Berg Erste Hilfe Set (Bild siehe oben), entwickelt von Bergrettung, Bergführerverband und Alpenverein. Kompakt, klein, wasserdicht, inkl. Israeli-Bandage, Handschuhen (nehmen die Angst vorm helfen) und Alu-Rettungsdecke (200g). Infos & Bestellung plus Link zu den super informativen Tutorials Thema Taktische Alpinmedizin -> Alpenverein First Aid Kit


Tourenplanung & Selbsteinschätzung
Die einfache Grundregel der Gehzeiten Berechnung: 300hm bergauf / Stunde od 4km geradeaus
Unterhalb Wegweisern / Kreuzungen findet man (zumindest in Tirol) häufig die Standpunkt Angabe (Name, Koordinaten, 140 Notrufnummer), bei den Zielen die Klassifizierung / Schwierigkeit (blau: einfach / rot: mittelschwer / schwarz: schwer, alpiner Steig) und Wegnummer. Unterschied Klettersteig & versicherter, alpiner Steig ist unklar? HIER Nachlesen…
TIPP: bei allen schwarz markierten (schweren) Bergtouren im Koasa wird zum Helm geraten!
Genauso wichtig wie die den eigenen alpinen Fähigkeiten angepasste Tourenplanung ist die Wetterprognose, die sich am Berg auch kurzfristig ändern kann – sollte man immer bedenken. Gewittergefahr, Wettersturz, Hagel…
Schwindelfrei? Trittsicher? Wie ist die körperliche Verfassung – Fit? Genug Kondition – für Auf- & Abstieg? Es gibt auch Tage, wo man schnell merkt, es passt nicht. Ein Plan B / Ausweichmöglichkeit oder UMDREHEN sollte kein persönliches Ego-Problem darstellen.
Auf markierten Wegen bleiben – gerade dann, wenn man nicht ortskundig ist.
Gibt es Wasser unterwegs (bei uns im SZKGT Karst oft ein Thema) / Einkehrmöglichkeiten / Unterstandshütten / EMPFANG?
I verlass mi nie komplett auf Apps, hab immer a klassische Karte vom Gebiet dabei, in dem i unterwegs bin – und sei es a kostenlose Info-Übersichtskarte, jede Tourismusinfo ist gut ausgestattet (pers. nutz i nur AlpenvereinAktiv App)
Zeit-Management – passt es zur gewählten Tour? Besonders dann, wenn die Tage kürzer sind od das Wetter nicht stabil ist. Pausen einplanen!
Tempo: zu hohe Geschwindigkeit oder Müdigkeit beeinflussen & beeinträchtigen die Trittsicherheit & Konzentration stark. Besondere Vorsicht beim Abstieg – PS: konzentriertes Steigen & Gehen verhindert die Steinschlaggefahr!
RESPEKT! Vor Schutz- & Schongebieten, Jungwald, Pflanzen, Tieren und auch anderen Wanderern. Ruhig verhalten – auch in einer Gruppe, Musikbox daheim lassen (ja, man sollte es nicht glauben). Und nehmts bitte den MÜLL wieder mit ins Tal!
Warnsignale wie anhaltende Atemnot, Herzrasen, Brustschmerzen oder Übelkeit ernst nehmen: Wanderung abbrechen bzw. frühzeitig Notruf absetzen.
Wer sich in der Tourenplanung nicht sicher ist und evtl auch das Gebiet nicht kennt – viele Regionen bietet für Urlauber fesche, geführte Wanderungen an. Lohnt sich immer – am Wilden Kaiser zB folgende…

Verhalten im Notfall
Wie setzt man einen Notruf ab? 140 Alpinnotruf Bergrettung in AT, 112 Europäischer Notruf – Wer, Wo Was ist passiert… und kommt man zu einem Unfall – immer lieber irgendwie helfen, als gar nichts zu tun!
Vielleicht eine der interessantesten Fakten für mich: es gibt eine Hemschwelle bei der Alarmierung – diese ist größer je besser die eigene alpinen Fähigkeiten und das Wissen ist. Dh, im Notfall wird oft relativ od zu spät der Notruf abgesetzt! Und ja, auch ich bin anscheinend da eine Kandidatin – bei meinem Steinschlag-Unfall in den Loferer Stoabergen hab ich nicht alarmiert…
Wer trägt die Kosten, wenn was passiert
Ohne spezielle Berge-Versicherung (zb über die alpinen Vereine, als Bergrettungs-Unterstützer oder ÖAMTC/ADAC) kommt bei einem Einsatz schnell einiges zusammen. Nicht nur die Bergrettung verrechnet – bei einer Hubschrauberbergung je nach Bundesland zb 92 Euro/Minute (in Osttirol, Stand 2018) – was zusätzlich oben drauf kommen kann, gerne die Kalkulation meiner Einsatzrechnung nachlesen -> Skitour Marchkinkele (2545 m) Villgratental – vom Gipfel-Glück in Osttirol zum LAST RUN DOWN
Achtung! Krankenkassen zahlen für die Rettung aus alpinen Notlagen im Regelfall nicht!
Bergrettung Tirol – Einsatzzahlen
Für Zahlenliebhaber: alleine in Tirol gab es 2022 3300 (!!) Einsätze – 80 davon im Koasa zw Ellmauer Tor & Scheffau.
Vergleich: in OÖ gab es knapp 600 – auch eine Verdoppelung zum Vorjahr.
Ausrutschen ist der Haupt-Alarmierungsgrund vor internen Notfällen (Herz- Kreislauf Problemen)
UMDREHEN ist und sollte immer eine Option sein!

Bonus: Koasa-Frühlings-Spazierer (23. Mai 2023)
Immer am vom Schmelzwasser laut rauschenden Koasa-Bachal entlang, über eine Handvoll Holzbrücken stetig nach oben – den Spatlahner Weg via Anna Grotte zur Gaudeamus Hütte (hatte noch geschlossen) – der Name stammt übrigens von der spatn lahn (Lawine), die schon oft den alten Zustiegsweg zur Hütte verlegt hat. Über einen alten Lawinenkegel windet sich der Weg ri Gruttenkopf – erst aper mit blühender Erika-Begleitung, dann wieder im Schnee. Die Felsmarkierungen danach liegen noch großteils unter Schnee – nur ein Wegweiser ri Wochenbrunner Alm spitzelt durch. Die Schotter-Geröll-Querung unterhalb des Gruttenkopfes ist zwar schneefrei, allerdings muss ma schon schauen – keine Markierungen mehr nach dem Winter. Zügig drüber, von oben rutscht allerhand nach… dann gehts zurück in den Wald, über schmale Wegerl bis man am Gruttenhütte-Aufstiegsweg ausgespuckt wird. Bergab retour zur Wochenbrunner Alm. Schee woars!







Sehenswerte Videos zum Thema Notfall & Erste Hilfe vom ÖAV
Sammlung Taktische Alpinmedizin (vom richtigen Notruf absetzen, Gefahrenbereich, Bodycheck & Wärmeerhalt bis zum stillen starker Blutungen und Kreislaufversagen): https://www.alpenverein.at/portal/bergsport/sicheramberg/alpinmedizin/index.php
Sicher Bergwandern, Thema Altschneefelder: https://www.youtube.com/watch?v=71FTsDax6nw
Falls ich was vergessen habe, gerne in die Kommentare… Donkschee für die Aufmerksamkeit – einen wunderbaren, verletzungsfreien Bergsommer / Herbst!
Herzlichen Dank an Crystal Communications München & TVB Wilder Kaiser für die Einladung und den Austausch!
PS: die öffentliche (grüne) Anreise in die Region Wilder Kaiser wird belohnt und vor Ort braucht man sowieso kein Auto dank KAISERJET & Wanderbus. Mit der Gästekarte gibts neben der freien Fahrt mit den Linienbussen noch etliche Vergünstigungen (Eintritt, Bergbahtickets, Verleih) und zb auch eine Wander- & Radkarte… mehr dazu -> GRÜNE ANREISE
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