Vom Langental zur Puez Hütte 2475m, über das Hochplateau zur Gardenacia Hütte 2050m. Sonnenaufgang auf 2497m, Nebel am Sassongher 2665m und Abstieg nach Kolfuschg. Gewaltige Eindrücke, einsame Wege und nicht ganz so einsame Gipfel. Vom Grödner- ins Gader- und weiter ins Edelweisstal…
Dass das Grödnertal zu meinem ausgesprochenen Südtirol-Lieblingsplätzen zählt, habe ich schon mehrmals erwähnt. Diese zwei Tages Tour führt mich in einen Teil des Puez-Geisler-Naturparks, das ich noch nicht kenne. Quasi in sein letztes Eck. Der erste Tag ist technisch unschwierig (mittelschwere Tour). Am zweiten Tag wartet der Gipfel des Sassongher 2670m, der etwas anspruchsvoller ist (schwere Tour, schwarzer alpiner Steig) – trotzdem an schönen Tagen heillos überlaufen. Da hatten wir wohl Nebel-Glück…
TOURDETAILS 24.-25. Juli 2021
Start: Wolkenstein im Grödnertal 1563m od direkt beim Wanderparkplatz Langental (2 Tagesticket faire 10 Euro, Tagesticket 5 Euro – kein Nachtcamping!) – Weg Nr. 14 – links auf Weg Nr. 16, der später in Weg Nr. 2 (Alta Via delle Dolomiti) übergeht – Puez Hütte 2475m (Gipfeloption: Puezspitze 2913m, ca. 1h) – via Weg Nr 2 & 15 zur Gardenaccia Hochfläche – Forcella de Gherdenacia 2538m – Abstieg via Weg Nr. 11 zur Gardenacia Hütte 2050m auf der Sterner Alm am südöstlichen Rand des Puez Geisler NP, zum Gadertal aka Val Badia gehörend (Übernachtung). 12,8km & 980hm
Tag 2: Gardenaccia Hütte – (Option Sonnenaufgangstour Para da Giai 2497m – 4,7km & 377hm) – Weg Nr. 5 – Val de Juel – Sassongher Scharte 2435m – tlws seilversicherter Aufstieg zum Sassongher 2670m – Abstieg via 7 & 4 ins Edelweisstal (Einkehrtipp: Edelweisshütte 1832m) & weiter nach Kolfuschg 1645m (9 km & 650hm im Aufstieg, knapp 1000hm im Abstieg). Per Bus retour via Grödner Joch nach Wolkenstein. Alternativ im Edelweisstal direkt über den Kolfuschger Höhenweg Nr. 8 retour zum Grödner Joch und von dort mit Bus oder Dantercepies Gondel nach Wolkenstein.
Trittsicherheit und für Tag 2 auch Schwindelfreiheit (Sassongher) notwendig. Bei Nässe erhöhte Vorsicht bei den seilversicherten Stellen und auch im Abstieg (extrem steil und geröllig)
EIGENVERANTWORTUNG, GEWISSENHAFTE TOURENPLANUNG & AUSRÜSTUNG sowie GUTE SELBSTEINSCHÄTZUNG tragen ZUR EIGENEN SICHERHEIT bei!

Vom Grödner Langental zur Puezhütte 2475m
Aus sattem Grün wird bald felsiges Grau, inmitten von zackigen Spitzen und gewaltigen Felsformationen – so lässt sich der Aufstieg aus dem Langental zur Puezhütte am einfachsten beschreiben. Zwischen den Geislerspitzen im Westen, dem Peitlerkofel im Norden und den Cirspitzen im Süden erhebt sich, am Rand der Felswüste der Gardenaccia, die aus mehreren Gipfeln gebildete Puezgruppe, in deren Mitte die Puezhütte steht. Vorbei an der Silvesterkapelle, erst noch über breite Forstwege ohne viele Höhenmeter – dafür mit vielen Leuten, Bikern etc – tiefer ins Tal. Dann zum Glück scharf und unscheinbar links auf den Weg Nr. 16, der sich stetig steil nach oben schraubt und so die ersten, wunderbaren Tiefblicke frei gibt. Heiss, Schweiss lass nach. Aber: hier wird es ruhiger – endlich! Ein blühendes Plateau als Kraft- & Durchschnauf-Platzerl, bevor der nächste felsige Abschnitt in Begleitung von Edelweiss zum Mittagspausenplatzerl, der begehrten Puez-Hütte führt… Samstags ist dort oben natürlich einiges los.









Überquerung Gardenaccia Hochplateau
Nach hervorragender Polenta mit Grillkäse geht’s weiter! Mittlerweile hat der Nebel uns eingehüllt und spendiert nur mehr sporadisches Panorama. Aber auch wenn man den Nebentisch kurzzeitig nicht mehr sieht, die Geräuschkulisse ist präsent. Dafür wartet spätestens an der Abzweigung ri Gardenaccia Hütte (Nr 15) wieder Ruhe auf einsamen Wegen. Die meisten Leute wählen einfach doch die Alta Via Delle Dolomiti (Nr 2) – dementsprechend überlaufen ist sie. Bis auf eine weitere 5er Partie begegnen uns dort oben keine anderen Leute. Nur Schafe am Gardenaccia Hochplateau unterwegs… Über die Forcella de Gherdenacia 2538m geht’s dann mit wunderbare Blick ins Gadertal (Val Badia) und auf die Fanes-Sennes-Prags Gruppe auf nur mehr (wenig knieschonend) bergab zum Schlafplatzerl – der Gardenacia Hütte auf 2050m.










Sonnenaufgang am Para da Giai 2497m
Wecker um 03.45 – Aufbruch um 04.15. Die Hirnbirn leuchtet mit dem Mond um die Wette. Die Kühe sind davon wenig beeindruckt. Eine ausgesetzte Stelle, etwas versicherte Kraxelei. Sonnenaufgang um kurz nach 5 hinter dem Kreuzkofel. Gewaltige Eindrücke & Tiefblicke ins Gadertal / Val Badia. Zum Frühstück retour zur Hütte, die restlichen Übernachtungssachen wieder in den Rucksack packen und dann wartet Gipfel Nummer 2…










Durch das Val de Juel zum Sassongher 2670m
Passagenweise richtig hochalpin – riesige Felswände, mächtige Abstürze und wunderschöne Talblicke. Sonne, Nebel, Niesel. Von der Gardenacia Hütte bis zur Weggabelung aufsteigen, links Nr. 5 ri Sassongher einschlagen. Die schon am Vortag gesehene, steile Schotterscharte ist der erste kurze Zick-Zack Aufstieg. Oben 5 Schritte und schon geht es kurz abwärts ins Val de Juel. Entlang eines Felsbandes unterhalb steiler Felswände an der nördlichen Talseite durch das Val de Juel aufwärts, am Abzweig nach Funtanacia vorbei – ein letztes Steilstück, das in die Sassongher-Scharte (2435 m) führt. Danach folgt (für mich ehrlich gesagt grausliges) steiles Schuttgelände, dass zu einer sperrigen, aber sehr feschen Felsstufe führt. Diese lässt sich dank durchgehender Seilversicherung (zT doppelt geführt, wahrscheinlich um den Auf- & Abstieg zu entzerren) überwinden (II). Danach auf einem Felsband, teils ausgesetzt, schräg ansteigend auf den breiten, sandigen Nordwestrücken. Unschwierig in weiten Kehren gehts dann hinauf auf den Gipfel vom Sassongher (2670m). Panorama ist heute schon aus – der Nebel hüllt uns ein, kaum Tiefblicke möglich. Für Leute mit Höhenangst fein, ich find’s scho a weng schade!















Abstieg ins Edelweisstal nach Kolfuschg
Nach dem Gipfel gehts nur mehr bergab. Des einen Freud, des anderen Leid – bei zweiterem bin ich heute dabei… das letzte Stück nach der Seilversicherung bis zur Scharte, der weitere Abstieg ins Edelweisstal ist tlws ausgesetzt, aber vor allem eines: steil und geröllig/schottrig. Knieschonend – nicht im geringsten. Nutzt aber nix, dauert dafür etwas länger. Bei mir. Wenn ma wen zum ratschen hat, gehts es immer leichter. Und der Ausblick ist auch nicht der schlechteste. Ausserdem wartet auf der Edelweisshütte 1832m a kühles Weizerl und was zum Essen. Danach noch die letzten 200 Höhenmeter nach Kolfuschg / Colfosco – übrigens auf 1645m das höchstgelegene Dorf in Alta Badia! Dort wartet unser Bus retour via Grödner Joch nach Wolkenstein. Wäre ich jetzt alleine unterwegs, hätte ich wohl den direkt den Kolfuschger Höhenweg Nr. 8 retour zum Grödner Joch genommen. Und wäre dann entspannt mit der Dantercepies Bahn ins Tal gegondelt.



Danke an LaMunt für die Einladung und Ausstattung – freue mich sehr, Teil der #lamuntwomen CREW zu sein und Teile der neuen Kollektion testen zu dürfen. PS: ausgewählte Stücke für FS22 ab November online erhältlich! (*Titelfoto: Caro Unrath)

Weitere Bergseensucht-Tourentipps im Puez-Geisler Nationalpark:
Forcela dla Piza 2489m – Rundtour im Naturpark Puez-Geisler, Grödener Dolomiten * Sonnenaufgangstour Geislerspitzen * SASS RIGAIS 3025m – Überschreitung Ost nach Süd * Dolomiten Teil 2: Cir V 2520m und Gran Cir 2592m, Grödner Joch * Dolomiten Teil 3: SECEDA 2518m Val Gardena Grödnertal
PS: natürlich bin i noch a Nacht länger geblieben… es is oafach zu schee dort! Vor da langen Heimfahrt a Spazierer am Grödner Joch – besser gehts nicht!





Kommentar verfassen